Cadillac CT6 und Lincoln Continental Concept Man fährt wieder Flaggschiff

Mit dem Cadillac CT6 und dem Lincoln Continental Concept melden sich zwei traditionsreiche US-Luxusmarken zurück und könnten einen Ruck durch den autoaffinen Teil der USA gehen lassen.

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Der Viertürer streckt sich auf mehr als fünf Meter Quelle: Matthias Knödler/SP-X

Was war da bloß los mit Cadillac und der Ford-Tochter Lincoln? Angestaubte, halbherzig gemachte Kost bei Lincoln und keine echte Oberklasse mehr bei Cadillac – dabei sind die Marken doch schlechthin das Aushängeschild für amerikanische Luxusautos. Doch die letzten Jahre waren düster für die beiden Giganten, General Motors, der Mutterkonzern von Cadillac, musste Chapter Eleven (eine Art geordnete Insolvenz) anmelden, und Ford stand am Abgrund – immerhin konnte die Pleite noch abgewendet werden.

Nun, da sich die Konzerne langsam erholen und wieder Geld in den Kassen haben, sind naturgemäß auch neue Modelle in der Pipeline. Und zwar Modelle, die den Anspruch dieser Marken endlich wieder repräsentieren.

Cadillac bringt ja schon seit längerer Zeit wieder eine Neuheit nach der anderen und hat sich mit moderner Technik und solider Verarbeitungsqualität Gehör verschafft. Neue, effiziente Motorentechnik sowie zahlreiche Assistenten machen die Fahrzeuge wettbewerbsfähig und lassen sie auch im Vergleich mit der deutschen Premium-Konkurrenz gar nicht schlecht dastehen.

So lässt sich Cadillac dazu hinreißen, die Oberklasselimousine CT6 ab nächstem Jahr auch hierzulande anzubieten. Während die bei uns als Nischenhersteller bekannte Marke in der Vergangenheit zwar immer mal wieder einzelne Baureihen und Versionen anbot, soll jetzt das komplette Lineup nach Europa kommen

Ein erster Livekontakt mit dem Flaggschiff hinterlässt einen positiven Eindruck. Zwar wirkt die satte Fünfmeter-Limo im Vergleich zu den anderen Cadillac-Offerten und auch zur Konkurrenz fast ein wenig konservativ, doch das bringt das Segment eben so mit sich.

Lediglich die Front macht mit interessantem Lichtdesign auf sich aufmerksam. Aufmerksamkeit bringt auch das Motorenprogramm, denn die Fans haben schon im Vorfeld heiß diskutiert, ob ein Achtzylinder zum Einsatz kommen wird.

Das erste Datenblatt schockiert Fans klassischen Triebwerkbaus mit einem Vierzylinder als Einsteiger. Dabei handelt es sich um den bekannten Zweiliter-Turbo mit hier voraussichtlich 198 kW/269 PS. Für Effizienz soll ein neuer Dreiliter-Doppelturbo-V6 mit 298 kW/405 PS sorgen, der angemessenen Vortrieb verspricht.

Als Klassiker muss der 3,6-Liter-Sauger-V6 (250 kW/340 PS) herhalten. Eine verhalten optimistische Nachricht kommt immerhin aus Insiderkreisen: Im Zuge der Einführung weiterer Motoren-Varianten soll der mit Heck- oder Allradantrieb (V6-Ausgaben) ausgerüstete Alu-Liner auch einen aufgeladenen V8 erhalten. Jetzt ist Geduld gefragt.

Ein fein gearbeiteter Innenraum mit verschiedenen Hölzern und schicken Rindshaut-Sesseln versüßt den Cadillac-Anhängern das Warten auf das begehrte Aggregat. Dass der CT6 eine echte Oberklasse darstellen soll, ist nicht zuletzt an der fondorientierten Ausstattung zu erkennen, die beispielsweise auch elektrisch verstellbare Rücksitze enthält.

Und dass Cadillac in puncto elektronischer Fahrerassistenz keine Lücken mehr hat, beweisen ja schon die bereits eingeführten Baureihen CTS und Escalade  – da ist alles vorhanden vom autonomen Bremssystem inklusive Fußgängererkennung bis zum WLAN-Hotspot.

Noch eine Schippe drauf legt der Ford-Konzern mit seinem Lincoln Continental Concept. Die Studie mit dem verheißungsvollen Traditionsnamen geht in die Vollen und macht den Eindruck, als wolle Lincoln-Präsident Kumar Galhotra eher Bentley Flying Spur- als S-Klasse-Kunden ansprechen.

Alleine der Fond mit den mächtigen Einzel-Fauteuils ist eine Ansage. Bei der Motorenwahl lassen die Verantwortlichen zwar den aktuellen Zeitgeist erkennen, es aber an Emotionen vermissen: Ein aufgeladene Dreiliter-Ecoboost-V6 mag ja effizient sein – aber ist er auch angemessen für ein solches Flaggschiff?

Die zarte Hoffnung, dass vielleicht doch noch ein adäquater Achtzylinder in das nächstes Jahr startende Serienmodell einzieht, ist zumindest nicht ganz zerstört – denn über weitere, potenzielle Antriebskonfigurationen schweigt sich der Lincoln-Boss bislang aus. Wenn die Limousine nur halb so gut aussieht wie die bullige Studie, spricht einem Verkaufserfolg nichts entgegen.

Das Ziel, bis 2020 rund 300.000 Einheiten zu verkaufen ist aber ambitioniert – China hin oder her. Einen kleinen Wermutstropfen müssen die europäischen Autoliebhaber außerdem hinnehmen: Lincoln bleibt in Asien und den USA. Hier wären also Privatimporteure gefragt.

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