Chauffeure Fahrtraining für Profis

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Fahrtraining Grafik Quelle: Roland Warzecha

Für Mahler in der Gruppe der Wiederholungstäter geht es gleich mit Fahrübungen los. Richtig sitzen, das kann er. Überhaupt hat er das alles schon mal gehört und auch gemacht. „Aber um im Ernstfall richtig zu reagieren, ist es sinnvoll, das regelmäßig zu üben“, sagt Mahler, der sich mindestens alle zwei Jahre zeigen lässt, wie man kräftig untersteuert, kräftig bremst oder auf ölverschmierter oder mit Blitz-Eis überfrorener Piste die Limousine gerade hält.

Der Vorteil für Mahler und seine Kollegen: Der größte Teil des Wagenparks kann es vertragen, wenn eine Übung misslingt. Die mattschwarz lackierten Fahrzeuge fahren hier ihre letzten Kilometer. Wenn einer zu schnell ist, dann sind die Blechschäden das geringste Problem.

Und schnell soll es werden. Die Übungen enden nicht bei 50 Kilometer pro Stunde, sondern bei Tempo 120 oder 130 – und wenn der Tacho nicht stimmt, vielleicht auch bei mehr. Das zeigt dann erst der Bremsweg auf halbseitig rutschigem Untergrund, auf dem die Fahrer geradeaus fahren und am Ende der Spur einem imaginären Hindernis ausweichen sollen.

Der Chef heißt „Hinten rechts“

„Das ist kaum vonnöten im Alltag“, weiß auch Markus Clöer, Inhaber des Veranstalters Landmann-Training. Das Problem für alle: Niemand weiß, ob auch die morgige Dienstfahrt ohne Komplikationen bleibt. Fahrer sind oft Tausende von Kilometern unterwegs, mal mit ihrem Chef, mal ohne ihn, um das Auto dorthin zu bringen, wo das nächste Meeting ist. Es kommt auch vor, dass sie die Jagdgewehre des Chefs ins Wochenenddomizil trans- portieren. 

„Hinten rechts“ nennen sie die Person, die gefahren wird, und im Laufe eines Fahrer-Berufslebens wechselt die unter Umständen öfter als das Dienstfahrzeug. Manche sind über zwei Jahrzehnte mit nur drei Chefs unterwegs gewesen, andere mit mehr als einem Dutzend; einige haben über die Jahre eine enge Beziehung zu dem Menschen aufgebaut, der ihnen sein Leben anvertraut.

Mit Termindruck müssen die Fahrer umzugehen lernen. Schnelle Autobahnfahrten gehören zum Alltag. Überschreiten der Tempolimits nicht. Bußgelder bezahle zwar der Arbeitgeber, erzählt ein Teilnehmer, der für einen Handelskonzern arbeitet, aber die Punkte in Flensburg bekommt jeder persönlich: „Da hilft ihnen keiner.“

Fast alle können von brenzligen Situationen berichten, wo nur Vollbremsung und Ausweichen noch retten konnten. „Dann ist es zu spät, darüber nachzudenken, was ich gelernt habe“, sagt Mahler.

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