Elektroauto Der Steve Jobs der Autoindustrie

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Beim VDA wurde Hannemann Persona non grata, nachdem er eine Einladung des Verbandes ausgeschlagen hatte, sein innovatives Produkt noch vor Abschluss der Patentverfahren den Mitgliedern des Expertenforums Energiespeicher detailliert vorzustellen. „Die Vorstellung neuer Produkte im offenen Austausch“, so hatte der VDA den Erfinder nach dessen Rekordfahrt zu locken versucht, „ist eine bewährte Arbeitsmethode zur Schaffung und Umsetzung von Empfehlungen zu Vorgehensweise und Konzepten für das gemeinsame Kooperationsnetzwerk aus Automobilherstellern und Zulieferern.“

Hannemann indes befürchtete, dass ihm im Dialog über die „Schlüsselbausteine der Zukunft“ Firmengeheimnisse entlockt werden könnten – und vertröstete die Kollegen freundlich auf einen späteren Zeitpunkt. Seitdem sind die Türen zur Autoindustrie für Hannemann verschlossen. Nur wenige Branchengrößen suchten den direkten Kontakt zu dem Jungunternehmer aus Berlin: Darunter Continental-Chef Elmar Degenhart oder der ehemalige BMW-Technikvorstand und heutige Chief Technical Officer des Automobilzulieferers Magna, Burkhard Göschel.

Nach der Präsentation des neuen DBM-Vorführwagens in Hannover, der Veröffentlichung der Testergebnisse von Dekra und BAM könnte das Interesse der Autoindustrie am Newcomer aber deutlich steigen. Der österreichische Unternehmer Gernot Langes-Swarovski ist bereits Hannemann-Fan, seit mit Kolibri-Akkus bestückte Elektrogabelstapler bei dem zum Swarovski-Konzern zählenden Papierproduzenten Papstar eingesetzt werden.

Neue Unternehmenssparte

Berater von Grolman hat die Zeit auch dazu genutzt, um das Unternehmen komplett neu aufzusetzen. Die Bereiche Technische Entwicklung und Vertrieb wurden organisatorisch wie personell getrennt. Auch wurde ein von Grolman geführter Aufsichtsrat gebildet, dem unter anderem der Patentanwalt Richard Leitermann von der Frankfurter Sozietät WBKL angehört.

Hannemann, der sich nicht mehr mit Lobbyisten plagen muss, kann sich wieder technischen Aufgaben widmen. Seit Jahren beschäftigt ihn etwa die Frage, wie sich seine Batterie zur Speicherung von Sonnen- oder Windkraft nutzen ließe. Für Solarmodul- und Windradhersteller hat er bereits Akkus mit einer Kapazität von einer Megawattstunde gebaut, die als Stationärspeicher dienen und über die gesamte Laufleistung hinweg Strom für 40 Cent pro Kilowattstunde ins Netz liefern könnten.

Die neue Unternehmenssparte namens Grid Protection könnte auch Notstromspeicher für Kraftwerke liefern und soll in Zukunft einen erklecklichen Teil der Umsätze liefern, die sich derzeit noch in siebenstelliger Höhe bewegen.

Auch bei Hannemanns fiktivem finnischem „Kollegen“ namens Aatami Rymättyla wendet sich nach überstandenem Brand- und Mordanschlag schließlich alles zum Guten. Er vergibt die Lizenz zum Bau seines Akkus schließlich für einen Millionenbetrag und eine Umsatzbeteiligung an einen japanischen Batteriehersteller und genießt das Leben fortan in vollen Zügen. Hannemann: „Für mich wäre das kein Lebensmodell.“ 

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