Energie Aufbruch in das Wasserstoff-Jahrhundert

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Daimler plant eigene Tankstellen

Erdgas-Pipeline Quelle: dpa

Bleibt das Problem der Finanzierung. Ulrich Bünger vom Beratungsunternehmen Ludwig-Bölkow-Systemtechnik analysiert seit Jahren für Unternehmen und Regierungen die Entwicklung im Bereich Wasserstoff. „Die Mineralölunternehmen haben kein Interesse, viel Geld in neue Kraftstofftechnik zu investieren“, sagt er. Vor allem nicht in den hochriskanten ersten drei Jahren. Denn mit einigen Zehntausend Autos auf der Straße lasse sich mit Wasserstoff zunächst kaum etwas verdienen.

Erdgas in Massen

Ohnehin beteiligen sich schon jetzt weder BP noch Exxon Mobil an Wasserstoffprojekten. Und Shell – immerhin mit zwei Tankstellen in Deutschland dabei – setzt für die Zukunft eher auf Biokraftstoffe und das zurzeit noch massenhaft verfügbare Erdgas. Einzig Total bekennt sich zu dem neuen Treibstoff und bildet im Quartett der Benzinriesen eine Ausnahme.
Aber vielleicht bedarf es der etablierten Ölmultis gar nicht. In England bildete sich gerade ein Konsortium aus Energieversorgern, Autobauern und Gasherstellern zum Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur – ohne ein einziges Mineralölunternehmen.

Henne-Ei-Problem
In Deutschland plant Daimler im Verbund mit Linde 20 eigene Tankstellen. „Damit wollen wir der Technologie einen zusätzlichen Schub geben und das Henne-Ei-Problem lösen“, sagt Linde-Chef Wolfgang Reitzle. Er verspricht: In einigen Jahren wird die Tanktechnik nicht mehr teurer sein als die für Benzin.
Ohnehin scheint das Infrastrukturproblem, zumindest dem Brennstoffzellenvorreiter Daimler, keine Kopfschmerzen zu bereiten. Chefentwickler Mohrdieck spricht euphorisch von „Umweltfreundlichkeit, großer Reichweite, kurzen Tankzeiten und einem Fahrspaß dank Elektromotor, der den eines Verbrennungsmotors noch übersteigt“. Wenn anfangs die öffentlichen Tankstellen fehlten, sei der neue Antrieb immerhin für Firmenflotten oder Taxiunternehmen attraktiv.

Ganz uneigennützig ist diese Begeisterung nicht: Denn sauberer Wasserstoff ist für Daimler & Co. bisher die einzige Möglichkeit, die immer strengeren CO2-Normen der EU noch zu erfüllen. Aber Mohrdieck ist überzeugt, dass Wasserstoff sich auch ohne die Vorgaben der Politik als Treibstoff durchsetzen wird – spätestens, wenn das Öl zu knapp und zu teuer wird, um es in Autotanks zu verbrennen.

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