Energie Aufbruch in das Wasserstoff-Jahrhundert

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Preissturz am Zapfhahn

Brennstoffzelle Quelle: AP

Aufgrund des Erfolgs des Prenzlauer Projekts bildete sich im Dezember ein Bündnis für Windwasserstoff. Zusammen mit Enertrag planen Linde, Siemens, Vattenfall und Total jetzt weitere Kraftwerke, die aus Wind und Wasserstoff Strom erzeugen. Sie könnten mit der 20-fachen Leistung pro Jahr 800 Autos mit Sprit versorgen. Mit den Anlagen im Industriemaßstab will Enertrag-Chef Diwald die Kosten für den Wasserstoff um ein Drittel senken. Das ist auch nötig, denn heute zahlt der Autofahrer noch rund acht Euro je Kilogramm. Damit fährt ein Brennstoffzellenfahrzeug ungefähr so weit wie mit fünf Liter Superbenzin, die derzeit etwa 7,50 Euro kosten. Preistreiber ist vor allem der Elektrolyseur. In Prenzlau entstand er als teurer Prototyp und kostete mehr als zwei Millionen Euro.

Elektrolyseur: bis 2015 in Serie

Vor allem Siemens arbeitet nun daran, die Erzeugung billiger zu machen. Dafür bildete das Münchner Unternehmen im vergangenen Jahr eigens eine Geschäftseinheit mit 35 Mitarbeitern. Sie entwickeln bis 2015 einen Elektrolyseur für die Serienproduktion. Auch an der Größe wird gearbeitet: Schon 2018 könnte eine fußballfeldgroße Anlage bis zu 50 Tonnen Wasserstoff täglich produzieren, sagt Entwicklungsleiter Roland Käppner – rund 4000 Mal so viel wie die Anlage in Brandenburg.

Kaum besser als Benzin
Wie groß das Potenzial für Windwasserstoff in Deutschland ist, haben Experten noch nicht abschließend berechnet. Aber allein in Schleswig Holstein könnte 2020 aus überschüssigem Windstrom genug Wasserstoff erzeugt werden, um jährlich 70 000 Autos anzutreiben, ergab eine Studie der Ottobrunner Energie- und Umweltberatung Ludwig-Bölkow-Systemtechnik.
Bis es so weit ist, werden Autos auch mit Wasserstoff aus der Chemieindustrie versorgt werden müssen. Hier fallen jährlich rund 16 Milliarden Kubikmeter Wasserstoff als Nebenprodukt an. Der Großteil wird direkt für chemische Prozesse weitergenutzt, aber rund fünf Prozent werden in Gasturbinen zur Wärmeerzeugung verheizt. Mit diesen fünf Prozent könnten jährlich eine halbe Million Autos fahren. Allerdings müsste der Wasserstoff in den Heizöfen durch Erdgas ersetzt und gereinigt werden – der neue Treibstoff wäre damit nur geringfügig klimafreundlicher als Benzin.

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