Enge Parkhäuser, schmale Straßen Unsere Lieblingsautos sind zu dick fürs Parkhaus

SUV und Geländewagen werden auch bei der deutschen Kundschaft immer beliebter. Doch hält unsere Infrastruktur den neuen, größeren Modellen Stand? Über die Probleme mit engen Parkhäusern und schmalen Straßen.

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Mühsam schlängelt sich der SUV-Fahrer durch die Einbahnstraße, setzt den Blinker und schert nach hinten in die Parklücke. Die Einparkhilfe piept und die Reifen quietschen an der Bordsteinkante. Der Spiegel wird vorsorglich einklappt. Immer mehr Autofahrer entscheiden sich beim Fahrzeugkauf für die sogenannten neuen Sport Utility Vehicle (SUV). Dabei sind unsere Straßen, Autobahnen, Parkplätze und Parkhäuser nur bedingt für die breiten Fahrzeuge ausgelegt. Ein Problem, dessen Konsequenzen kaum jemand zu Ende denken mag.

Schon seit einigen Jahren bemängelt der ADAC, dass unsere Autos werden immer breiter werden, während die Infrastruktur nicht mitwächst. Laut einer Studie der Westsächsischen Hochschule Zwickau in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Verkehr und Stadtbauwesen der TU Braunschweig haben sich die Ausmaße unserer Fahrzeug massiv ausgedehnt. Gemessen wurden Länge, Radstand, Höhe und Breite (ohne Spiegel) aller neu zugelassenen Fahrzeuge in den Jahren 2000 und 2010. In allen Kategorien haben die Autobauer ein paar Zentimeter draufgepackt:

Betrachtungsjahr

Länge (m)

Radstand (m)

Höhe (m)

Breite ohne Spiegel (m)

1999/2000

4,74

2,70

1,51

1,76

2010

4,93

2,85

1,76

1,91

Dabei handelt es sich um Durchschnittswerte für den gesamten Fahrzeugmarkt – vom Mini, über den Kleinwagen bis hin zum Großraumvan und SUV, ohne Berücksichtigung der Häufigkeit. Schon die Durchschnittswerte zeigen, dass die Pkw in der vergangenen Dekade 19 Zentimeter länger, 15 Zentimeter breiter und 25 Zentimeter höher geworden sind.

Besonders bizarr wird es bei konkreten Vergleichen. So ist der heutige Polo zum Beispiel größer als der Golf der ersten Generation aus dem Jahr 1974. Zwischen dem Golf I und dem aktuellen Golf VII liegt etwa ein halber Meter Längenunterschied. Inzwischen misst der „kleine“ VW über 4,20 Meter. Die beliebten SUV und Geländewagen sind laut Studie 4,86 Meter lang.

„Wir sind zu Amerikanern geworden“

„Was früher Fließheck- und Stufenheck-Limousinen waren, läuft heute als SUV“, sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen. „Man könnte sagen, die Deutschen sind zu Amerikanern geworden.“ Tatsächlich sind SUV derzeit das am stärksten steigende Segment im Automobilmarkt. Betrug der Marktanteil im Jahr 2000 noch 2,9 Prozent, liegt er heute bei 16,3 Prozent – ein enormes Wachstum. Allein 2013 wurden in den ersten drei Quartalen wurden über 360.000 SUV in der Bundesrepublik verkauft.

Auf diesen Fakten ruht die Kritik des ADAC. Erst kürzlich wies der Automobilclub auf die Gefahr in Autobahnbaustellen hin. Fahrzeuge, die breiter als zwei Meter sind, dürfen die linke Spur nicht nutzen. Dabei knacken diese Marke heutzutage sogar etliche Kleinwagen. Rund 67 Prozent der Neuwagenmodelle sind breiter, hat einer Erhebung des ADAC ergeben, bei der 280 Neuwagen untersucht wurden.

Wer gegen die Regelung verstößt, riskiert eine Geldstrafe von 20 Euro und eine Einschränkung des Kaskoschutzes, sollte es zum Unfall kommen. Laut ADAC steht die Angabe der tatsächlichen Breite nicht im Fahrzeugschein. Sie ist lediglich ohne die Werte des Außenspiegels eingetragen.

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