Ford Fiesta im Gebrauchtwagen-Check Lebhaft und langlebig

Beim letzten Fiesta-Modellwechsel hat es Ford modisch angehen lassen: Aus dem eher nüchternen Kleinwagen ist ein durchgestylter Cityflitzer geworden. Der Kölner hat aber auch traditionelle Vorzüge.

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Der aktuelle Fiesta im Vergleich mit dem Ur-Modell Quelle: Ford

Im Kampf um die Nummer eins auf dem deutschen Kleinwagenmarkt hat der Ford Fiesta seit Jahren keine Chance gegen den VW Polo. Mit dem Modellwechsel zu Generation sieben 2008 verschob er daher seine Zielgruppe leicht: Mit dezidiert sportlichem Auftritt gibt er die freche Alternative zum Bestseller aus Norddeutschland. Nichts geändert hat sich hingegen am hohen Qualitätsniveau, so dass man auch an gebrauchten Modellen Freude haben kann.

Karosserie und Innenraum: Frech funkelnde Scheinwerfer, abfallendes Dach, hohe Schulterlinie – der Fiesta zählt nicht nur formal zu den dynamischsten Angeboten auf dem Kleinwagenmarkt. Auch das stimmige Fahrwerk und einige flotte Motoren machen ihn zur ersten Wahl unter fahrspaßorientierten Stadtautofahrern. Kehrseite der flotten Optik ist die heute vielfach übliche schlechte Rundumsicht, die beim kleinen Ford besonders stark ausgeprägt ist.

Auch der Kofferraum muss sich der gefälligen Verpackung unterordnen und verlangt aufgrund der hohen Ladekante einen starken Rücken beim Bestücken. Keinen Grund zur Kritik geben hingegen das gute Raumangebot und die bequemen Sitze für Fahrer und Beifahrer. Hinten geht es hingegen klassentypisch etwas enger zu.

Gewöhnungsbedürftig ist das spacige, leicht überfrachtete Armaturenbrett, das zudem einige Bedienschwächen offenbart. Den Fiesta gibt es in drei Varianten, mit fünf oder drei Türen sowie als Klein-Lieferwagen. Nie offiziell in Deutschland zu haben war die für Asien und Amerika aufgelegte Stufenhecklimousine.

Motoren: Vom Spar- bis zum Spaßtriebwerk bietet der Fiesta eine gut bestückte Motorenpalette. Der Einstieg beginnt seit der Markteinführung mit einem 44 kW/60 PS starken 1,25-Liter-Benziner, der aber nur in der Stadt vertretbare Fahrleistungen bietet. Schon besser schlägt sich die auf 60 kW/82 PS aufgerüstete Variante des Vierzylinders, mit der man auch schon mal eine Überlandfahrt wagen kann. Darüber rangierten bis 2009 ein 1,4-Liter-Benziner mit 71 kW/96 PS und ein 88 kW/120 PS starker 1,6-Liter-Motor, der aber aufgrund des damals relativ hohen Preises heute nur selten auf dem Gebrauchtmarkt zu finden ist.

Mitte 2012 stellte Ford dann im Zuge der Modellpflege technisch um und ersetzte die Vierzylinder mit 1,4 und 1,6 Litern durch neue 1,0-Liter-Dreizylinder. Besonders herauszuheben ist die 74 kW/100 PS starke Turboversion, die ansprechende Fahrleistungen mit einem niedrigen Normverbrauch kombiniert. Am oberen Ende der Leistungstabelle findet sich der extrem agile Fiesta ST mit 134 kW/182 PS, der die dynamischen Qualitäten des Kölners gekonnt ausreizt.

Kaum lohnenswert dürften für die meisten Fahrer die Diesel-Varianten sein, die sich vor allem an Flottenkunden richten. Dort standen über die Jahre fünf Ausführungen mit Hubräumen zwischen 1,4 und 1,6 Litern sowie Leistungswerten von 51 kW/70 PS bis 70 kW/95 PS zur Wahl.

Ausstattung und Sicherheit: Wie bei Kleinwagen häufig der Fall ist die Basisversion „Ambiente“ des Fiesta sehr lückenhaft ausgerüstet. Viel mehr als der Schleuderschutz ESP, fünf Airbags (ab dem Lifting 2012: sieben), Servolenkung und Zentralverriegelung ist ab Werk nicht an Bord. Ordentlich bestückt ist der Kleinwagen erst ab dem zweiten Niveau „Trend“ – und dann auch nur, wenn der Vorbesitzer Klimaanlage und Radio extra geordert hat.

Darüber hinaus ist die Optionsliste für ein Fahrzeug dieser Klasse relativ umfangreich. Viele der Posten unterstreichen den dynamischen Auftritt des Kölners. So gibt es Felgen bis 17 Zoll Durchmesser, Sportsitze, Sportfahrwerk und diverse dynamische Karosserie-Anbauteile. Das Angebot an Assistenzsystemen ist allerdings übersichtlich; hier steht seit 2012 allein ein Notbremshelfer für den Stadtverkehr zur Disposition. Grundsätzlich ist der Fiesta aber ein sicheres Auto, wie auch fünf von fünf Crashtest-Sternen belegen.

Qualität: Der zwischen 2001 und 2008 gebaute Vorgänger-Fiesta zählte zu den zuverlässigsten Kleinwagen überhaupt. Die Neuauflage ist auf dem besten Weg, ihm darin nachzueifern. Zumindest bei der ersten HU leistet sich der Kölner laut TÜV-Report kaum Schwächen. Lediglich bei der Fußbremse müssen die Prüfer gelegentlich eine Rüge aussprechen – in der Regel aber wegen mangelnder Wartung als wegen genereller technischer Schwächen.

Besser als der Vorgänger schneidet der neue Fiesta bei der Dichtigkeit von Motor und Getriebe ab – dort traten früher des Öfteren Lecks auf. Zu achten ist bei der Probefahrt aber auf Mahlgeräusche in Kurven. Diese könnten auf verschlissene Gelenke an der Antriebswelle hinweisen.

Fazit: Agil und zuverlässig – wer bei seinem Kleinwagen diese beiden Eigenschaften schätzt, ist beim Fiesta richtig. Komfort und Platzangebot hingegen sind zwar keine ausgemachten Schwächen, nicht aber die Kernkompetenzen des Kölners. Das Angebot auf dem Gebrauchtwagenmarkt ist groß und startet aktuell bei rund 5.000 Euro.

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