Google-Betriebssystem Audi stellt Android-Prototyp vor

Einige Autobauer haben sich bislang gegen das Google-System Android Auto gewehrt, weil es zu viele Daten sammle. Audi und Volvo sehen das anders: Sie vertrauen künftig auf ein komplettes Betriebssystem auf Android-Basis.

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Die Bediensysteme im Audi Q8 Sport Concept laufen mit einem Android-Betriebssystem. Quelle: Audi

Apple und Google liegen bereits lange im Wettstreit, vor allem auf dem Smartphone-Markt. In den vergangenen Jahren hat es die beiden IT-Giganten auch zunehmend ins Auto gezogen: Mit Apple CarPlay und Android Auto haben beide Unternehmen jeweils Systeme entwickelt, mit denen das Smartphone des Kunden möglichst einfach mit dem Infotainment-System des Autos verbunden werden kann – und der Fahrer die Software der US-Riesen nutzt anstelle der des Autobauers.

Google ist inzwischen einen Schritt weiter gegangen und hat Android zu einem vollwertigen Betriebssystem für Autos weiterentwickelt. Sprich: Auf den Computern des Autos läuft die Google-Software, die Verbindung zu einem Smartphone ist nicht mehr zwingend notwendig. Anstatt eigene Funktionen auf die Infotainment-Systeme der Autobauer aufzusetzen, bietet Google jetzt die gesamte Software selbst an.

Als erste Autobauer werden Volvo und Audi das System einsetzen. Die neue Version Android 7.0 Nougat soll in den Infotainmentsystemen neuer Modelle verbaut werden. Volvo plant nach eigenen Angaben, Android innerhalb von zwei Jahren einsetzen zu wollen. Audi zeigt auf der Google-Entwicklerkonferenz (ab 17. Mai) das Q8 Sport Concept, in dem bereits die voll integrierte Android-Lösung gezeigt wird.

Mit welchen Assistenzsystemen haben Sie bereits Erfahrungen gemacht?

Bei den Systemen soll das Android-System auf den jeweiligen Hersteller angepasst werden, im Kern bleibt die Software aber gleich. Der große Unterschied zu den bisherigen Android-Auto-Systemen: Damals hat sich Google auf die Multimedia-Funktionen beschränkt, zudem gab es ausgewählte Apps wie etwa Spotify und eine Navigation über Google Maps – also gewohnte Smartphone-Funktionen für den Einsatz im Auto optimiert.

Manche Autobauer haben Google ausgesperrt

Mit dem Android-Betriebssystem für Autos sollen aber noch weitere, autospezifische Funktionen hinzukommen. Als Beispiel gelten die Bedienung von Heizung oder Klimaanlage, das Verstellen der Sitze oder das Öffnen und Schließen von Fenstern. Auf sicherheitsrelevante Systeme, wie etwa die Bremsen, will Google nach eigenen Angaben nicht zugreifen.

Die Frage ist, wie viele Daten – zum Beispiel über das Bewegungsmuster der Kunden – die Autobauer damit an Google abtreten. Dass es hier noch keine einheitliche Meinung innerhalb der Autoindustrie gibt, lässt sich unter anderem am Volkswagen-Konzern sehen. Audi ist einer der ersten Kooperationspartner von Google, die Ingolstädter treiben auch die Integration von Android weiter voran. Audi verspricht sich von dem offenen Android-System „neue Perspektiven, mit denen sich die Entwicklung der Connectivity-Dienste stark beschleunigen lässt“.

Porsche hingegen hatte 2015 angekündigt, nur noch Apples CarPlay zu unterstützen – den Schritt begründete der Sportwagenbauer mit Datenschutzbedenken, da Google zu viele Daten sammle.

In diesen Situationen möchten die Deutschen autonom fahren

Auch Daimler und BMW haben bislang vor allem auf die Integration des Apple-Systems gesetzt, andere Hersteller bieten beide Systeme in ihren Autos an.

Die Google-Mutter Alphabet arbeitet aber nicht nur an Infotainment-Software für das Auto, das Tochterunternehmen Waymo entwickelt auch autonome Autos – die Weiterentwicklung des Google-Autos. Damit steht Waymo in Konkurrenz zu den Bemühungen der etablierten Autobauer, ihrerseits autonome Fahrzeuge zu entwickeln.

Beim autonom fahrenden Auto haben viele Autokäufer jedoch mehr Vertrauen in die traditionellen Hersteller als in IT-Firmen. In Deutschland würden 55 Prozent der Befragten in einer Umfrage der Unternehmensberatung Capgenemi eher den Autobauern trauen, auch international wird Daimmler, VW und Co die höchste Kompetenz zugesprochen. Den IT-Firmen vertrauen demnach nur 18 Prozent der deutschen Autokäufer, international sind es immerhin 28 Prozent.

Die Bereitschaft, mehr für autonomes Fahren zu bezahlen, ist dabei hoch: Drei Viertel der Befragten würden mehr ausgeben. Für den Rest dürfte das selbstfahrende Auto hingegen nichts kosten.

Allerdings wäre für 65 Prozent der Befragten Cybersicherheit im Auto ein entscheidendes Kaufkriterium. Dabei fürchten 64 Prozent eher Attacken auf Sicherheitsfunktionen wie Bremsen, Gas oder Steuerung als auf private Daten (58 Prozent) oder Diebstahl (57 Prozent).

Am meisten Nutzen sehen die Befragten bei Autobahnfahren )50 Prozent), Parkplatzsuche (42 Prozent), das tägliche Pendeln (37 Prozent) sowie im innerstädtischen Verkehr (35 Prozent). Dabei hält ein Drittel der Befragten ein eigenes Auto inzwischen für überflüssig. Für sie wären Carsharing oder Mitfahrdienste ein vollwertige Alternative. Für gut 57 Prozent wären sie nur eine Ergänzung.

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