Hybridautos Die neuen Diesel-Sparwunder

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Sauber getrennt Quelle: PSA

Möglicherweise verleiht Peugeot der Technik den entscheidenden Kick: Bei einer Geschwindigkeit von 60 Kilometern pro Stunde fährt der 3008 Hybrid4 rund vier Kilometer weit – lautlos gleitet er bei der ersten Testfahrt über den Boulevard Féart des bretonischen 11000-Einwohner Städtchens Dinard – dann schaltet sich der Diesel erstaunlich ruckfrei zu.

Die Elektroeinheit des neuen Dieselhybrids wiegt mit der Batterie von Sanyo, die unter dem Kofferraum montiert ist, rund 100 Kilogramm. Chefentwickler Vincent Basso verspricht: „Im Vergleich zu einem normalen Diesel verringert sich der Verbrauch um 35 Prozent.“

Damit soll der Hybrid4 auf einer Strecke von 100 Kilometern im Schnitt 3,8 Liter Diesel schlucken, was einem Kohlendioxidausstoß von lediglich 99 Gramm pro Kilometer entspräche – das wäre ein exzellenter Wert für ein Fahrzeug mit ausreichend Platz für eine vierköpfige Familie plus Gepäck.

Auf den Testfahrten in der Bretagne verbrauchte der Peugeot-Hybrid allerdings knapp über fünf Liter Diesel, nur in der Stadt kam er auf deutlich unter fünf Liter Treibstoff. Doch das ist ein immer noch guter Wert für ein Auto, das rund 1800 Kilogramm wiegt.

Die Differenz zwischen Realität und Herstellerangaben ist nicht ungewöhnlich, weil die gesetzlich vorgeschriebene Verbrauchsmessmethode der Hersteller sich sehr stark von der Alltagssituation der Autofahrer unterscheidet. Ein weiteres Problem für die Kunden: Die Hersteller müssen den vom Elektromotor genutzten Strom aus der Batterie nicht in den Durchschnittsverbrauch hineinrechnen – was die Werte noch besser erscheinen lässt: Volvo gibt beispielsweise an, sein Kombi V60 Plug-in-Hybrid werde nur 1,9 Liter Diesel verbrauchen.

Bei Peugeot wie bei Volvo jedenfalls hat der Fahrer den Verbrauch ein Stück weit selbst in der Hand: Ein silbernes Drehrad in der Mittelkonsole lässt bei Bedarf den Verbrauch in der Sport-Stellung – neben Elektro, Automatik und Allrad eine von vier wählbaren Einstellungen – auf über acht Liter steigen. Dann hat der Wagen aber auch einen Allradantrieb, 200 PS Leistung und mit der Kraft zweier Herzen ein gewaltiges Drehmoment von 450 Newtonmeter, damit lässt er an der Ampel auch einen Porsche 911 hinter sich.

Doch bis der Peugeot in Frankreich präsentiert werden konnte, mussten die Ingenieure einen weiten Weg zurücklegen. Immer wieder hatte der Autohersteller Irrwege beschritten: 2006 zum Beispiel, als Peugeot den Golfkonkurrenten 307 als Dieselhybrid vorstellte, der aber noch viel zu teuer war. Kurz darauf folgten weitere Prototypen: das 307 Cabrio und die 308 Limousine. Auch der 308 hätte längst in Serie gehen können. Doch die Ballung der Technik unter der vorderen Motorhaube ließ die Gewichtsbalance der Autos aus den Fugen geraten.

Deshalb entschieden sich die Ingenieure um Basso für eine technische Neuausrichtung: Statt, wie geplant, beide Motoren als schwere Einheit vorn unter die Haube zu stecken, hieß die Lösung: Diesel nach vorne, Elektromotor nach hinten. Beide sind mechanisch nicht miteinander verbunden. Ein Datenkabel genügt, um das komplizierte Zusammenspiel der beiden Motoren zu steuern (siehe Grafik).

Diese Lösung hat laut Basso erhebliche Vorteile: Die Kunden können etwa per Drehschalter auf Allradantrieb umstellen, was bisher nur bei einigen Geländewagen mit Hybridantrieb möglich war. Wenn sich zudem auf der Autobahn bei einer Geschwindigkeit von 120 Kilometern pro Stunde der Elektromotor ausklinkt, bietet der Diesel immer noch eine gute Beschleunigung.

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