Hyperloop und Maglev Die Schnellzüge der Zukunft

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Bei hohem Tempo nur geradeaus

Bei hohem Tempo muss der Maglev strikt geradeaus fahren. Die Strecke bohrt sich daher pfeilgerade durch die Berge und führt bis Nagoya zu 86 Prozent durch Tunnel. Weitere 35 Kilometer laufen über Brücken und Viadukte, ebenerdig sind es nur vier Kilometer. Unter besiedelten Gebieten werden die Röhren aus Platzmangel und zur Vermeidung von Erschütterungen bis zu 40 Meter tief vergraben.

Die japanische Regierung träumt jetzt schon davon, dass ihre Technik – anders als der deutsche Transrapid – ein Exportschlager wird. Als ein aussichtsreicher Einsatzort gilt die 64 Kilometer lange Strecke zwischen Washington und Baltimore an der US-Ostküste mit einer Verlängerung bis New York und Boston. Zehn Milliarden Dollar soll das Projekt kosten.

Die zehn schnellsten Züge der Welt
Platz 10: Shinkansen-Baureihe 500 Die Shinkansen-Baureihe 500 aus Japan ist bereits seit 1997 im Betrieb. Das schnellste Modell, die W-Variante, erreicht 300 Stundenkilometer. An der Herstellung sind unter anderem Kawasaki und Hitachi beteiligt. Foto: Mitsuki-2368; Lizenz: GFDL
Platz 9: KTX-II In Südkorea verbindet der Korea Train Express, kurz KTX, die verschiedenen Landesteile über Hochgeschwindigkeitstrecken. Der KTX wurde von Hyundai Rotem weitgehend auf Basis des französischen TGV entwickelt. Seit März 2010 ist der KTX-II im Betrieb. Er erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 305 Stundenkilometern. Nachfolger KTX-III soll ab 2015 Geschwindigkeiten von bis zu 400 Stundenkilometern erreichen.Foto: G43; Lizenz: GFDL
Platz 8: TGV Ein Klassiker unter den Hochgeschwindigkeitszügen ist der französische TGV. Die hier gezeigte Variante TGV Duplex wird von Alstom hergestellt. Bereits seit 1996 ist der Duplex im Betrieb. Er erreicht eine Betriebgeschwindigkeit von bis zu 320 Stundenkilometern. Frankreich ist ein Vorreiterland bei den Hochgeschwindigkeitszügen. Der erste TGV verband bereits 1981 Lyon und Paris. Die Abkürzung steht für Train à Grande Vitess: Zug mit hoher Geschwindigkeit. Auch der Eurostar, der London und Frankreich per Tunnel verbindet, basiert auf dem TGV. Foto: Sebastian Terfloth; Lizenz: CC-SA-2.5
AVE Class 102
Shinkansen-Baureihe N700
Platz 5: China Railway High-speedIn China stehen Hochgeschwindigkeitszüge weit oben auf der politischen Agenda. Die Züge sollen die boomenden Regionen der aufstrebenden Wirtschaftsmacht verbinden. Bis 2012 sind 13.000 Kilometer Hochgeschwindigkeitsstrecke in dem Land geplant, von denen rund 5000 Kilometer mit Geschwindigkeiten von bis zu 350 Stundenkilometern befahren werden können. Technisch setzt China dabei noch auf das Ausland: Der CRH1 fährt mit Bombardier-Technik, der CRH2 basiert auf japanischer Shinkansen-Technik, der CRH3 auf Siemens Velaro-Plattform und der CRH5 wird von Alstom hergestellt. Foto: Reuters
Hochgeschwindigkeitszug Italo Quelle: REUTERS

Es ist eine Strecke, die auch Tesla-CEO Musk mit seinem Hyperloop bedienen könnte. Kurz nachdem er die Pläne für seine gigantische Rohrpost vorstellte, nahm der gebürtige Berliner Ahlborn Kontakt zu dessen Raketenfirma SpaceX auf und initiierte ein Forschungsvorhaben namens Hyperloop Transportation Technologies.

Ahlborn leitet den Start-up-Finanzierer Jumpstartfund aus El Segundo bei Los Angeles. Derzeit arbeiten unter seiner Leitung Ingenieure und Designer an Details wie Antrieb, Form, Sicherheit und Ausstattung der Kapseln, aber auch an Geschäftsmodellen. Ihre Arbeitszeit vergütet Ahlborn derzeit noch mit Aktienoptionen des Start-ups. Bis Ende 2015 will er das Unternehmen an die Börse führen und dabei 100 Millionen Dollar einsammeln.

Hyperloop-Netz geplant

Mitte des Jahres rechnet der 38-Jährige mit einer Machbarkeitsstudie. Eine erste Strecke für Passagiere ist in Planung. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass die Züge nicht, wie von Musk vorgeschlagen, auf mit Kompressoren erzeugten Luftpolstern gleiten, sondern die Magnetschwebebahntechnik nutzen, um unter anderem die Fahrt für Passagiere angenehmer zu machen.

Ahlborn hält das Projekt keineswegs für utopisch. „Das ist alles machbar“, versichert er. Der gelernte Banker denkt an ein Hyperloop-Netz, in dem Reisende zwischen verschiedenen Großstädten mehrmals umsteigen, um zu weiter entfernten Zielen zu gelangen. Die Umsetzung wird aber voraussichtlich ein Jahrzehnt dauern.

von Philipp Mattheis, Matthias Hohensee, Benjamin Reuter, Christian Schlesiger

Teststrecke der Konkurrenz

So ehrgeizig Ahlborns Projekt scheint – schon jetzt hat er Konkurrenz. Auch das unter anderem von Uber-Investor Pishewar gestützte, ähnlich klingende Start-up Hyperloop Technologies plant eine Teststrecke für rund 80 Millionen Dollar – vorerst für den Transport von Gütern, nicht von Passagieren.

Eine erste kommerzielle Hyperloop-Verbindung könnte zwischen dem Hafen in Los Angeles und der Kasinometropole Las Vegas verlaufen. Eine hohe Auslastung wäre dem Zug sicher, was die Finanzierung vereinfachen würde.

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