Im Elektroauto um die Welt „In Kasachstan kann ich wieder Wechselstrom tanken“

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"Der Papierkrieg hat mich graue Haare gekostet"

Auch in den USA hatten sie Probleme bei der Einreise?

Ja, die Flughafenbehörden in New York hatten meinen Roadster fälschlicherweise als Gepäck deklariert. Die Behörden sagten mir: „Sie wissen ja, ein Viertel des Tanks muss mit Benzin gefüllt sein, damit sie die Fluggenehmigung bekommen.“ Ich habe aber kein Benzin, sagte ich dann und die meinten dann: „Dann können Sie nicht fahren. Sie können das Zollgelände ja nicht verlassen.“ Aber ich habe doch Batterien, antwortete ich. Und sie so: „Tja, mit Batterien dürfen sie erst recht nicht fliegen, die explodieren ja in der Luft.“ Darauf antwortete ich, nein, das sind Notebookbatterien, die werden zu tausenden transportiert. Es sind am Ende einige Tage vergangen, bis sie verstanden haben, dass es sich tatsächlich um ein Elektroauto handelt. Dann haben Sie weitere Unterlage gefordert.

Hatten Sie somit viel Aufwand gerechnet?

Ich hatte nicht erwartet, dass es so lange dauern würde. Den größten Stress hat die Versicherung gemacht. Eine Police für Amerika ist zum Beispiel fast nicht zu machen. Die Versicherungen setzen hohe Hürden an. K.O. Kriterien sind zum Beispiel: Es darf kein Sportwagen sein, nicht mehr als 70.000 Euro kosten und es darf kein Geschäftswagen sein.

Das alles trifft aber auf ihren Wagen zu.

Richtig. Die Amerikaner dürfen nicht ausländische Wagen versichern und die deutschen Versicherer trauen sich nicht eine Zusatzversicherung fürs Ausland zu machen. Firmenfahrzeuge dürfen sowieso nicht versichert werden – mein Wagen ist aber bei meiner Firma angemeldet. Das hat mich echt graue Haare gekostet.

Und hatten sie die Versicherung als sie in New York gelandet sind?

Letztlich hat sich dann doch ein deutscher Versicherer meiner erbarmt. Ich habe aber nicht mehr gewartet, bis ich die Police tatsächlich in der Hand hielt. Ich bin einfach nach New York geflogen und habe gehofft, dass das Ding da ist, wenn ich loslege. Das war zum Glück der Fall. Ich habe jetzt die gesamten USA durchquert – doch keiner hat mich danach gefragt.

Ihre Konkurrenten von Citroen hatten weniger Probleme bei der Einreise. Können sie die noch einholen?

Die Franzosen haben den Vorteil, dass sie Sponsoren haben, bestimmt ein Jahr die Route vorgeplant haben und nun ihren Citroen C-Zero eine Stunde laden müssen, um 100 Kilometer weiterzukommen. In China muss mein Wagen bis zu 24 Stunden an die Strombüchse, um zwei- bis dreihundert Kilometer zu schaffen. Dass liegt daran, dass die Franzosen mit Gleichstrom oder Wechselstrom tanken, ich kann das aber nur mit Wechselstrom tun. Und in China gibt es an den Stromtankstellen derzeit nur Gleichstrom.

Sie haben Kasachstan, Russland und noch ganz Europa vor ihnen, bevor sie in Barcelona über die Schlusslinie fahren. Schaffen sie das?

In Kasachstan werde ich wieder 70 Ampere Wechselstrom tanken können. Der Citroen C-Zero der Franzosen kann dagegen nur maximal 30 Ampere laden und wird länger brauchen. Ganz klar das Rennen wird in der kasachischen Steppe entschieden. Ein platter Reifen kann mich noch den Sieg kosten.

Viel Erfolg beim Rennen.

Wer über die Welttour von Rafael de Mestre mehr erfahren möchte, kann die Fahrt auf seiner Webseite live mitverfolgen. Er twittert bei @Chargelocator.

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