Jaguar F-Type mit Allradantrieb Grip, Grip, Hurra!

Jaguar verfeinert den F-Type und bietet den Sportwagen künftig auch mit Allradantrieb an. Wo die Raubkatze sonst schon mal bösartig mit dem Schwanz wedelte, hat man damit im Rücken künftig seine Ruhe.

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Für glatte 6.000 Euro gibt es künftig bei Coupé und Cabrio Allradantrieb als Option. Quelle: Jaguar

Es schüttet wie aus Kübeln, aber das Strahlen im Gesicht von Kevan Richardson wird immer breiter. Während seine englischen Landsleute so früh im Frühjahr vor allem wegen der Aussicht auf schöneres Wetter hier herunter an den südwestlichen Zipfel von Portugal fliegen, kann es ihm gar nicht nass genug sein.

Denn der Ingenieur ist bei Jaguar Projektleiter für den F-Type und kann unter solch widrigen Umständen am besten demonstrieren, was er dem erfolgreichen Newcomer auf der Überholspur als wichtigste Neuerung für das nächste Modelljahr mit auf den Weg gegeben hat: den Allradantrieb. Für glatte 6.000 Euro gibt es ihn künftig bei Coupé und Cabrio als Option für die 278-kW-380-PS-Version des 3,0 Liter großen V6-Motors und für den V8-Benziner, der nun in beiden Karosserievarianten auf 403 kW/550 PS kommt.

Von außen nur an einer dezent retuschierten Motorhaube sowie der entsprechenden Ergänzung im Typenschild zu erkennen, spürt man den Unterschied hinter dem Lenkrad sofort: Während das Standardmodell für Heißsporne gerade auf feuchten Straßen so manche Überraschung bereit hält und bisweilen im Heck ein gefährliches Eigenleben entwickelt, wird der F-Type mit eingebautem Traktionsvorteil zum linientreuen PS-Soldaten.

Da kann es noch so kräftig kübeln über dem Formel 1-Kurs von Estoril: Solange die Räder nicht über die eisglatten Curbs rattern, verbeißt sich der Jaguar förmlich in die Ideallinie und weicht davon keinen Jota ab.

Aber es geht Richardson nicht nur um die Traktion. Sonst hätte er seinen Kunden ja gleich einen Land Rover empfehlen können. Bei aller Sicherheit darf vielmehr der Spaß nicht auf der Strecke bleiben. Deshalb haben seine Teams zum Allradantrieb noch eine intelligente Steuerung namens IDD entwickelt und das bislang vom V8-Modell bekannte Torque Vectoring auch in die Sechszylinder eingebaut.

So fährt der F-Type unter normalen Umständen weiter Heck getrieben und geht mit entsprechend großem Kino um die Kurven. Erst wenn die Elektronik Schlupf befürchtet, werden bis zu 50 Prozent der Kraft nach vorn abgezweigt. Dann ist Schluss mit lasziven Hüftschwüngen und der F-Type folgt selbst in der Regenschlacht von Estoril  präzise dem Kurs, den man an der ebenfalls neuen Servolenkung mit elektrischer Unterstützung vorgibt.


14 Varianten im Portfolio

Doch das AWD-Paket hat auch seine Schattenseiten: Mit ihm steigt das Gewicht um 80 Kilo, der Verbrauch geht beim V6 um 0,3 und beim V8 um 0,6 Liter in die Höhe und der Sprint gelingt teilweise auch nicht mehr so schnell. Denn während der V8 mit der besseren Traktion sogar eine Zehntelsekunde weniger bis Tempo 100 braucht, fällt der V6 AWD gegenüber dem Normalmodell um 0,2 Sekunden zurück.

AWD, IDD, Torque Vectoring oder EPAS-Lenkung – wie diese Systeme funktionieren und wie ihr Zusammenspiel geregelt ist, darüber kann Projektleiter Richardson sicher stundenlang philosophieren. Aber am besten versteht man ihn, wenn man selbst im Prototypen für das neue Modelljahr sitzt und damit über den Kurs fegt. Wo das bislang mit einem gewissen Nervenkitzel verbunden war, wiegt einen der Allrad in einer gefährlichen Sicherheit: Man muss einfach Gas geben und immer wieder die eigenen Grenzen ausloten. Denn die sind im F-Type viel schneller erreicht als die des Fahrzeugs.

Aber Richardson rüstet zum neuen Modelljahr nicht nur auf. Für Preisfüchse und Puristen hat er bei beiden V6-Versionen noch eine weitere Neuerung parat: Zum ersten Mal seit dem seligen E-Type gibt es künftig bei Jaguar wieder einen Sportwagen mit Schaltgetriebe. Mit dem sechsstufigen Räderwerk hat der Fahrer das Auto nicht nur buchstäblich besser im Griff, sondern er spart auch noch glatte 2.500 Euro. Denn mit dem Verzicht auf die Automatik sinkt der Einstiegspreis für das 340 PS-Coupé auf 65.000 Euro und das Cabrio startet dann bei 72.000 Euro .

Als Jaguar vor zwei Jahren mit dem Launch des F-Type begonnen hat, haben die Briten immer den Porsche 911 als Vorbild und wichtigsten Konkurrenten genannt. Zwar sind sie auch nach 11.500 Einheiten im ersten vollen Jahr noch weit vom Erfolg des Dauerbrenners aus Stuttgart entfernt. Doch der Einstand ist den Engländern gelungen und in vielen Disziplinen rücken sie dem 911 zusehends auf die Pelle: In Großbritannien ist der F-Type schon der meistverkaufte Sportwagen, mit 90 Preisen darf er sich getrost als hoch dekoriert feiern lassen.

Und jetzt eifern die Engländer den Schwaben auch bei der Familienplanung nach. Denn genauso wie Porsche die Palette fein und immer feiner auffächert, hat auch Jaguar das Angebot mit den Allradlern und dem Handschalter kräftig erweitert. „Statt sechs haben wir jetzt auf einen Schlag 14 Varianten im Portfolio“, freut sich Richardson. Und es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn ihm nicht noch ein bisschen mehr einfallen würde. Auch wenn er dafür nochmal ein paar Tage in den Regen müsste.

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