Kuriose Statistik aus USA Diebe bevorzugen Langweiler-Autos

Wenn der Wagen mit laufendem Motor und ohne Fahrer auf der Straße steht, haben es Diebe leicht. Außer natürlich, es ist ein Schaltwagen. Die Statistik meistgestohlenen Autos in den USA zeigt so ihre Besonderheiten.

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Bilder wie dieses (gestellte) gehören der Vergangenheit an. Längst arbeiten moderne Autodiebe elektronisch. Quelle: Bilderberg

Bekanntlich ist in den USA alles größer als anderswo: die Steaks, der Patriotismus und die Bäume an der Westküste zum Beispiel. Darauf sind die Amerikaner zu Recht stolz. Dass sie jedoch mit einem anderen, weniger ruhmreichen Rekord ebenfalls an der Weltspitze liegen, passt zwar ins Bild, gefällt ihnen aber überhaupt nicht: Jüngst vorgelegte Zahlen belegen, dass zwischen New York und Los Angeles alle 45 Sekunden ein Auto seinen Besitzer wechselt. Nicht freiwillig, sondern weil Diebe ihre langen Finger im Spiel haben. Zum Vergleich: In Deutschland wurde 2013 "nur" alle halbe Stunde ein Auto geklaut.

Kuriosität 1: Haben FBI und die oberste Sicherheitsbehörde der Versicherungen in den USA recht, so tragen bei fast der Hälfte aller Autodiebstähle die Fahrzeugbesitzer zumindest eine erhebliche Mitschuld, weil sie sich schlampig verhalten.

So ist es in den USA praktisch an der Tagesordnung, dass Sheriffs und Behörden auffordern: „Lassen Sie die Autoschlüssel nicht im Zündschloss stecken, schließen Sie die Fenster, verriegeln Sie die Türen, und parken Sie nachts in gut beleuchteten Gegenden."

Kuriosität 2: Im Sommer und im Winter explodieren Diebstahlquoten geradezu, wegen einer weit verbreiteten Unsitte, die speziell in den Vorstädten schön zu beobachten ist. Wenn die Temperaturen besonders hoch oder besonders niedrig sind, stehen überall Autos mit laufendem Motor in der Garageneinfahrt, damit man im Winter ins kuschelig warm aufgeheizte und im Sommer durch die Klimaanlage tiefgekühlte Auto steigen kann. „Potenzielle Diebe fahren gezielt durch die Siedlungen und suchen leere Autos mit laufenden Motoren", hat die Polizei beobachtet.

Allein in Maryland werden im vergangenen Winter 4.000 Autos gestohlen, weil ihre Besitzer sie nur schnell aufwärmen wollten. In Maryland und einigen anderen Bundesstaaten kostet es deshalb neuerdings 70 Dollar Strafe, wenn ein herrenloses Auto mit laufendem Motor erwischt wird.

Kuriosität 3: Anderswo in den USA gehen Autodiebe mit Brachialgewalt vor. Detroit zum Beispiel trägt neuerdings den wenig schmeichelhaften Beinamen "Carjack City" (frei übersetzt: Stadt der Autoräuber). In ehemals blühenden Autostadt erscheinen bis an die Zähne bewaffnete Gangster vorzugsweise an Tankstellen und nehmen den Besitzern die frisch betankten Fahrzeuge ab. 720 solcher Fälle zählte die Polizei im vergangenen Jahr, und auch in anderen Städten ist Carjacking im Kommen. In Memphis/Tennessee gab es zur gleichen Zeit 400 und in Newark/New Jersey 382 ähnliche Fälle.


Diebe fahren auf Honda und Pick ups ab

Und welche Autos liegen in der Gunst amerikanischer Autodiebe nun ganz oben? Exotische Luxusschlitten aus dem Ausland oder Straßenkreuzer heimischer Produktion? Mitnichten. Es sind vielmehr ganz normale Allerweltautos, wobei die Hitparade für 2013 offiziell so aussieht: 

1. Honda Accord (2013 gestohlen: 53.995 Stück)
2. Honda Civic (45.001)
3. Chevrolet Pickup (27.809)
4. Ford Pickup (26.494)
5. Toyota Camry (14.420)
6. Dodge Pickup (11.347)
7. Dodge Caravan (10.911)
8. Jeep Cherokee (9.272)
9. Toyota Corolla (9.010)
10. Nissan Altima (8.892)

Kuriosität 4: Während in Europa vorzugsweise professionelle Autoschieber die heiße Ware komplett oder als Einzelteil-Ersatzteillager in östliche Nachbarländer "exportiert", stehen Diebstahlwagen in den USA überwiegend bei jugendlichen Gangs hoch im Kurs, die die Fahrzeuge gerne zu illegalen Unternehmungen oder zu reinen Spritztouren verwenden.

Kuriosität 5: In drei Fällen aus den vergangenen Monaten stellte sich allerdings eine Einrichtung zur Verhinderung von Autodiebstählen als hilfreich heraus, mit der zuvor wohl kaum jemand gerechnet hatte. 
Fall eins: In Seattle hatte es ein Mann auf einen Porsche 911 Turbo abgesehen. Er zwang den Besitzer des teuren Sportwagens auszusteigen, um selbst mit dem Gefährt davon zu fahren. Doch dann flüchtete der Dieb zu Fuß.

Fall zwei: In San Diego wurde ein Pärchen überfallen und aufgefordert die Autoschlüssel, ein Mobiltelefon und eine Geldbörse zu übergeben. Der Räuber setzte sich ins Auto, verließ es dann aber wieder schlagartig und wünschte den Opfern „einen schönen Tag noch". Die Wertgegenstände nahm er mit.

Fall drei: In Springfield im US-Bundesstaat Massachusetts überfielen drei unbekannte Täter einen Mann bei der Mahlzeiten-Auslieferung eines China-Restaurants. Sie forderten das Essen und die Wagenschlüssel. Als die Täter jedoch in den Wagen sprangen, machten sie eine unliebsame Überraschung. Das Auto hatte - ebenso wie die beiden anderen in Seattle und San Diego - ein Schaltgetriebe.

Und damit konnten sie genauso wenig umgehen wie ihre Kollegen in den Bundesstaaten Washington und Kalifornien. Die drei mussten mit dem Essen vorlieb nehmen und auf das Auto verzichten. (ampnet/hrr)

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