Mercedes C 300 h im Test Das Feigenblatt von Untertürkheim

Seite 3/3

Komfortabler Alltags-Sportler

Kommt man mit der C-Klasse in diese Preis-Regionen, steht aber auch das Rundum-Wohlfühl-Paket auf dem Parkplatz. Seien es der pulssenkende Abstandstempomat, die klimatisierten Ledersitze, die statte Sound-Anlage oder das intelligente Lichtsystem mit Voll-LED-Scheinwerfern: Wenn man will – und das Portemonnaie es hergibt – bleibt kaum ein Wunsch offen.

An seinen sonstigen Qualitäten hat die C-Klasse nichts eingebüßt – im Gegenteil, als Kombi merzt sie sogar einige Schwächen der Limousine aus. So bleibt es für Großgewachsene auf der Rückbank an den Knien nach wie vor eng, aber am Kopf geht es spürbar luftiger zu, da die Dachlinie nicht wie bei der Limousine schnell abfällt. Mit 490 Litern ist der Kofferraum zudem ausreichend groß, auch wenn er an das Maß eines VW Passat bei weitem nicht herankommt.

SUV von Daimler - Neuer Name, neues Glück
Zur Halbzeit eines Autolebens gönnen die Hersteller ihren Modellen in der Regel eine ausführliche Modellpflege – meist nach drei oder vier Jahren Bauzeit. Mit ein paar Kniffen – neu gestalteten Scheinwerfern, Kühlergrill oder zum Beispiel Rückleuchten – soll der Wagen frisch gemacht werden. Bei der ML-Klasse von Mercedes ist dieses Facelift etwas ausführlicher ausgefallen, es gab auch gleich einen neuen Namen. Künftig hört der Gelände-Brummer der Stuttgarter auf das Kürzel GLE. Quelle: Daimler
Neben den erwähnten Scheinwerfern, Kühlern und Rückleuchten hat sich beim ML – entschuldigen Sie – GLE deutlich mehr getan. Zum ersten Mal ist die Baureihe nicht nur mit Allrad- sondern auch Heckantrieb erhältlich. Zudem gibt es mehr Komfort- und Sicherheitsfeatures sowie einen Plug-In-Hybrid. Quelle: Daimler
In Reminiszenz an den Geländegänger G-Klasse tragen alle Mercedes-SUV nun ein „G“ im Namen, in der Mitte ein „L“ und der letzte Buchstabe erleichtert in Anbindung an das Pkw-Portfolio die Orientierung: „E“ steht für SUV des E-Klasse-Segments. Folgerichtig hört das SUV-Modell der A-Klasse-Baureihe auf den Namen GLA, aus dem kompakten GLK wird der GLC in Anlehnung an die C-Klasse und der große GL firmiert künftig als GLS. Quelle: Daimler
Auch die bekannten Bezeichnungen CDI oder Bluetec für die Diesel-Motoren hat Daimler abgeschafft – stattdessen gibt es jetzt ein kleines "d". BMW lässt grüßen. Der GLE 250d mit dem bekannten 2,1-Liter-Vierzylinder kommt auf 204 PS und einen Verbrauch von 5,4 Liter. Mit Allradantrieb – hier ist die Bezeichnung 4Matic geblieben – steigt das Drehmoment von 480 auf 500 Newtonmeter, die Leistung bleibt gleich. Der Verbrauch steigt leider auch: Beim Allrad stehen 5,7 Liter im Prospekt. Quelle: Daimler
Den Drei-Liter-V6-Diesel im GLE 350d gibt es hingegen ausschließlich mit Vierrad-Antrieb. Der Selbstzünder verteilt 258 PS und 620 Newtonmeter über neun Gänge auf alle vier Räder. Die Neun-Gang-Automatik gehört übrigens bei allen Diesel-Varianten des GLE zum Standard. Der Normverbrauch des stärkeren Diesels liegt bei 6,4 Litern. Quelle: Daimler
Deutlich kraftvoller geht es bei den Benzinmotoren zu. Die zum Marktstart schwächste Variante – ein V6-Bitrubo mit drei Litern Hubraum – bringt es auf 333 PS. Das schlägt sich aber auch im Verbrauch nieder: Der Normwert liegt bei 8,8 Litern Super auf 100 Kilometer. Die Benziner müssen allerdings mit der Sieben-Gang-Automatik auskommen, haben aber auf alle Fälle den Allrad-Antrieb an Bord. Quelle: Daimler
Im GLE 500 kommt der 4,4-Liter-V8-Biturbo zum Einsatz. Mit 435 PS und stolzen 700 Newtonmetern gehört das drehmomentstarke Triebwerk zu den wohl entspanntesten Möglichkeiten, einen GLE zu fahren. Wegen des Normverbrauchs von 11,0 Litern dürfte der 500er aber eher im Ausland anzufinden sein als im Diesel-Dienstwagen-dominierten Deutschland. Nicht verwechseln darf man den GLE 500 aber mit seinem Fast-Namensvetter... Quelle: Daimler

Erhalten geblieben ist das rundum entspannende Fahrerlebnis. Trotz einem ordentlichen Schuss Agilität bleibt der Feder-Komfort nie auf der Strecke, wie es eben zu einem Reise-Kombi passt. Auf der Autobahn bleibt es im einstigen Baby-Benz oberklasse-artig leise, die bequemen Sitze tragen das Ihre zur entspannten Grundstimmung bei.

Hybrid sollte stärker werden

An dem Testwagen bleiben nur drei kleine Makel: Das Wurzelnuss-Furnier glänzt so künstlich stark, dass es fast wie ein billiges Plastik-Imitat wirkt. Das offenporige Eschenholz oder eine neutrale Alu-Blende wären hier wohl die bessere Wahl. Zudem zeigen die sandbeigen Ledersitze bei einem nicht einmal 10.000 Kilometer alten Auto bereits deutliche Verfärbungen, vor allem am Fahrersitz. Zu guter Letzt wirkt das Navi-System mit seinem Zentralcontroller und tablet-artigen Display im Vergleich zur Konkurrenz nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit. Dem Vernehmen nach wird Mercedes mit dem kommenden Facelift diese Baustelle angehen.

Mercedes C 300 h Quelle: Sebastian Schaal

Wenn die Techniker schon dabei sind, können sie auch am Hybrid noch Hand anlegen. Zum Beispiel mit dem 82 PS starken Elektromotor aus dem anderen C-Klasse-Hybrid, dem C 350 e. Im Gegensatz zum 300 h arbeitet im „e“ der Elektromotor mit einem Benziner zusammen (Vierzylinder mit 211 PS). Und der fast noch größere Unterschied: der C 350 e ist nicht nur ein Hybrid, sondern ein Plug-In-Hybrid. Er hat also einen Kabelanschluss, damit der deutlich größere Akku auch an der Steckdose geladen werden kann.

Dann würde der Diesel-Hybrid auch zu einer echten Alternative – rein elektrisch durch die Großstadt, mit der Kraft zweier Herzen auf der Landstraße, ein sparsamer Diesel auf der Autobahn. Mit seinem 27-PS-Elektromotörchen verkommt der Hybrid im C 300 h aber zu einer verbesserten Start-Stopp-Automatik mit Anfahrhilfe – oder aber zu einem 3.000 Euro teuren Feigenblatt.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%