Erst die Kombination dieser Techniken ermöglicht zwei weitere Sparansätze: das Abspecken der Motoren und das zeitweise Abschalten von Zylindern. Die Schrumpfkur für Motoren, auch Downsizing genannt, ist für viele Entwickler der Königsweg zu mehr Sparsamkeit. Dafür werfen die Ingenieure den alten Grundsatz, Hubraum sei nur durch noch mehr Hubraum zu ersetzen, über Bord und verringern im Gegenteil die Größe des Brennraums. Damit genügend Kraft für die zügige Beschleunigung des Wagens bleibt, kombinieren sie den abgespeckten Motor mit Turboladern, die die Energie des ausströmenden Abgases nutzen, um mehr Luft in den Brennraum zu pressen und so die Leistung zu erhöhen.
Extrem geschrumpft hat beispielsweise Ford seinen Motor für den Kompaktwagen Focus. Erstmals wagt ein Hersteller, einen Drei-Zylinder-Antrieb in ein Auto der Golf-Klasse einzubauen. Der neue Minimotor, den die Kölner im Focus 1.0 Ecoboost einsetzen, ist so klein, dass er auf ein DIN-A4-Blatt passt. Er holt aus nur einem einzigen Liter Hubraum immerhin 125 PS Leistung, verbraucht gerade fünf Liter pro 100 Kilometer und löst einen 1,6 Liter großen Vier-Zylinder ab.
Ganz sicher ist sich Ford über die Imagewirkung seines kleinen Motors auf die Kunden offenbar nicht. Denn vorsichtshalber gibt sich das Sparmodell äußerlich nicht als solches zu erkennen. Kleiner Wermutstropfen: Billiger kommt der Verzicht auf Hubraum die Kunden in der Anschaffung nicht: Der neue Einliter kostet mit 20 700 Euro immerhin 200 Euro mehr als die alte 1,6-Liter-Version.
Bisher kam die Hubraum-Diät vor allem den meistverkauften Vier-Zylinder-Motoren zugute. Doch auch wenn die großen Sechs-, Acht- und sogar Zwölf-Zylinder-Motoren in Europa als Dinosaurier gelten, sind sie vor allem in Asien gefragte Prestige-Triebwerke. China ist mittlerweile der größte Markt für Top-Modelle wie BMW 7er, Audi A8 oder die Mercedes S-Klasse.
Anspruchsvoller Kunde
Höchste Zeit also, auch die großen Motoren einer Diät zu unterziehen. „Denn die anspruchsvolle Kundschaft will alles: mehr Leistung, weniger Verbrauch und Komfort“, sagt Fritz Steinparzer, Chef-Entwickler der Benzinmotoren bei BMW. Beim bayrischen Hersteller verdrängen im neuen 3er-Modell aufgeladene Vier-Zylinder die Generation der Sechs-Zylinder-Saugmotoren erfolgreich – und zwar durchweg mit deutlich kleinerem Hubraum und dramatisch abgesenktem Verbrauch. In Einzelfällen laufen die kleinen Turbos um bis zu 30 Prozent sparsamer als die älteren Versionen mit sechs Zylindern. „Und mehr Spaß machen sie auch, weil sie ähnlich wie Diesel schon bei niedrigen Drehzahlen genug Dampf haben“, sagt Steinparzer.
Selbst der Motor im Sportwagen Mercedes SL 63 AMG, den die Stuttgarter in dieser Woche auf dem Genfer Auto-Salon zeigen, folgt der Strategie „Weniger ist mehr“: Der neue Acht-Zylinder im SL hat 537 PS bei 5,5 Liter Hubraum. Das sind 0,7 Liter weniger als der Vorgänger, aber rund zwölf Prozent mehr Leistung. Der Normverbrauch soll gar um bis zu 22 Prozent sinken.
Potenzial: bis zu ein Drittel Spritersparnis