Nissan Note 1.2 im Test Luftig, aber langsam

Ein hübsches Gesicht, viel Platz in Reihe zwei und ein ordentlicher Kofferraum. Damit sind die Vorzüge des Nissan Note schon fast komplett aufgezählt. Leider gibt es auch ein paar Schwächen.

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Das Styling ist dynamisch, aber ein bisschen verwechselbar Quelle: Nissan

Köln. Allein auf den aktuellen Micra will sich Nissan im Kleinwagensegment offenbar nicht verlassen. Zu bieder wirkt das mittlerweile als Weltauto konzipierte Traditionsmodell der Marke auf die deutsche Kundschaft. Sein knapp 30 Zentimeter längerer Ableger Note tritt da schon deutlich schnittiger und moderner auf. Doch die Schwächen seines Technik-Bruders kann er nicht ganz ablegen.

War der Note in der ersten Generation noch eher ein klassischer Mini-Van, wurde er für die Zweitauflage auf die üblichen Kleinwagen-Maße gestaucht. Lediglich bei der Länge ragt er mit 4,10 Metern noch zehn Zentimeter über den Segment-Standard hinaus. Das sorgt im Fond für eine Beinfreiheit, wie man sie unter Stadtautos selten findet. Auch der Gepäckraum kann sich sehen lassen und reicht fast an Kompaktklasse-Niveau heran. Optisch ist der großzügige Raum durchaus gefällig verpackt, vor allem, wenn man den leicht plumpen Micra danebenstellt.

Schade, dass der Note sich nicht auch in anderer Hinsicht so von seinem Plattformspender abgrenzt. Wie dieser wirkt er schon beim Anfassen und Einsteigen seltsam dünnblechig, die Türen klackern ins Schloss, die Federn seufzen leicht und die Geräusche der Außenwelt dringen wenig gedämpft durch die geschlossene Tür. Vorteil der Bauweise: Der Note ist in Anbetracht seiner Größe relativ leicht.

Leider hilft ihm das weder beim Verbrauch noch bei der Fahrdynamik spürbar weiter. Die getestete Basisversion wird von einem müden 1,2-Liter-Dreizylinder angetrieben, dessen 59 kW/80 PS und 110 Nm Drehmoment selbst mit dem geringen Gewicht ihre liebe Not haben. Voll besetzt und mit Gepäck wird der Kleinwagen an jeder leichten Steigung zum Verkehrshindernis.

Selbst allein an Bord und auf gerader Strecke wollen die fünf Gänge des manuellen Getriebes voll ausgedreht werden, will man einigermaßen vom Fleck kommen. Der Normverbrauch von 4,7 Litern rückt so natürlich weit in die Ferne.

Stattdessen rauschten auf 100 Kilometern im Schnitt 6,3 Liter durch die Saugrohr-Einspritzung. Passend zum wenig dynamischen Motor ist das Fahrwerk recht weich ausgelegt. In der Stadt geht das in Ordnung; auch langsame Fahrten über schlechte Straßen steckt der Kleinwagen ordentlich weg.

Auf kurvigen Landstraßen stören die spürbare Seitenneigung und die unpräzise und synthetisch wirkende Lenkung. Vor allem das zu starke Zurückschnellen in die Mittellage sorgt für ein eckiges Fahrgefühl. In der Stadt fällt das weniger auf, dort allerdings nervt der vergleichsweise große Wendekreis.

Um die Schwächen der vor allem auf niedrige Produktionskosten optimierten Weltauto-Plattform etwas zu kaschieren, hat Nissan dem Note ein umfangreiches Programm an Komfort- und Sicherheitselektronik spendiert. Schön anzusehen und durchaus praktisch ist dabei die optische Parkhilfe aus der Draufsicht.

Dabei werden die Bilder der rund ums Fahrzeug verteilten Kameras so umgerechnet, dass eine relativ stimmige Vogelperspektive entsteht. Ob man das bei einem – zudem einigermaßen übersichtlich gestalteten - Kleinwagen unbedingt braucht, sei dahingestellt.

Gleiches gilt für Spurhalteassistent und Tot-Winkel-Warner (im Paket für 1.400 Euro) – denn auf Autobahnen, wo die Technik ihre Vorteile ausspielen könnte -  ist zumindest die Basisversion nicht wirklich zuhause. Wichtiger wäre da vielleicht eine moderne Handy-Integration gewesen, wie sie viele Konkurrenten längst an Bord haben. Immerhin gibt es einen USB-Port; wenn auch nur im Handschuhfach, wodurch sich das Kabel durch den halben Innenraum spannt.

Dass die Entwickler auf kleine Details keinen großen Wert legten, zeigt auch die Reserveanzeige für den Tank, die erst bei 50 Kilometern Restreichweite warnt. Wer gerade an der nächstliegenden Autobahntankstellen vorbei ist, kommt da schnell ins Schwitzen.

Über die Schwächen könnte man leichter hinwegsehen, wäre der Preis entsprechend. Mit 15.995 Euro für die vernünftig ausgestattete Version „Acenta“ (die 13.990 Euro teure Basisversion ist vergleichsweise nackt) ist der Note aber für einen Kleinwagen relativ teuer – günstig wird er erst, wenn man ihn in Relation zu richtigen Mini-Vans wie Ford B-Max, Fiat 500 L oder Citroen C3 Picasso setzt.

Der Note hängt preislich und konzeptionell also irgendwo zwischen den beiden Polen. In dieser Nische wäre es sicherlich komfortabler, wenn der Japaner mit mehr als nur gutem Aussehen und überdurchschnittlichen Platzverhältnissen im Fond punkten könnte

Technische Daten:

Fünfsitziger, fünftüriger Kleinwagen mit Schrägheck, Länge: 4,10 Meter, Breite: 1,70 Meter, Höhe: 1,53 Meter, Radstand: 2,60 Meter, Kofferraumvolumen: 325/411 (je nach Rückbankstellung) bis 2.012 Liter (bei umgeklappter Rückbank und dachhoher Beladung)

1,2-Liter-Dreizylinder, Fünfgang-Getriebe, 59 kW/80 PS, maximales Drehmoment: 110 Nm bei 4.000 U/min, Vmax: 168 km/h, 0-100 km/h: 13,7 s, Durchschnittsverbrauch: 4,7 l/100 km, CO2-Ausstoß: 109 g/km, Effizienzklasse: B, Testverbrauch: 6,3 Liter; Preis: ab 13.990 Euro.

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