Nobelmarke trifft Jetset Wie Rolls Royce auf Kundenfang geht

Bei der Suche nach schwerreichen Kunden geht Rolls Royce neue Wege. In einem „Sommer-Studio“ auf Sardinen , das zum Treffpunkt des Jetsets werden soll, können die neusten Nobelmodelle getestet werden.

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Auf Sardinen sucht und trifft die Nobelmarke den Jetset - Kundenfang à la Rolls Royce Quelle: Rolls Royce

Einige Dutzend Privatjets parken auf dem reservierten Vorfeld des sardischen Flughafens in Olbia. Aus Platzmangel sind sie so ineinander verschachtelt, dass sich die betuchten Eigner wohl über die Reihenfolge der Abreise gütlich einigen müssen. Ein paar Kilometer entfernt sind im Hafen des Nobelortes Porto Cervo an der berühmten Costa Smeralda noble Edelyachten nebeneinander vertäut, aufgereiht wie Bratwürste auf dem Grill. Immer mit dem Heck zum Kai, meistens schneeweiß und mindestens 50 Meter lang.

Wo sich die Millionäre treffen, darf auch eine ganz besondere Spezies von Autos nicht fehlen. Rolls Royce nutzt die italienische Jetset-Insel für einen Kundenfang auf britische Art, die diesmal alles andere als zurückhaltend ist.

„Sommer-Studio“, nennt Isobel Dando, die sich als General Manager der Suche nach zahlungskräftigen Kunden widmet, die aufwendig gestaltete Lounge direkt am Hafen. „An diesem Ort können wir als Superluxusmarke in neuer Manier mit einigen der einflussreichsten und auch anspruchsvollsten Menschen in Verbindung treten und diese Kontakte auch nachhaltig pflegen.“

Die Logik ist nachvollziehbar. Präsentieren sich Volumenmodelle in Einkaufszentren und Premiummarken auf Tennis- oder Golfturnieren, muss ein eher kleiner Hersteller wie Rolls Royce dorthin kommen, wo er seine Klientel in Urlaubslaune treffen kann. Abseits vom Geschäftsstress auf dem Aktienmarkt, vom Trubel auf roten Teppichen oder von Familientreffen hinter hohen Schlossmauern.

Ortstermin in dem vorne verglasten Studio an der Hafenpromenade, das in einem Gewölbe unter einem Edel-Restaurant eingerichtet wurde. An Vorplatz und Zugang sorgen dunkelgekleidete, sonnengebräunte Herren unauffällig aber wirksam dafür, dass sich keine TUI-Touris einschleichen.

Wenn der Himmel über den Masten der meist mehrstöckigen Schiffe dämmert, kommen sie an Land oder aus den Fünf-Sterne-Herbergen. Jene Menschen, die ein paar Millionen für ihre Jets oder Yachten übrig haben, die schon Ferraris, S-Klassen oder einen Range Rover in einer ihrer vielen Garagen parken, die nur die teuersten Weine trinken und bei Mailänder oder Pariser Designern shoppen gehen.

Ganz entspannt können sich die Auserwählten im „Sommer-Studio“ umsehen, im ausgestellten Coupé Wraight dem Sound der Audio-Anlage mit 18 Lautsprechern lauschen oder bei gedämpftem Licht auf feinstem Leder thronen und dabei die Atmosphäre erleben, die von den 1.340 Glasfaserleuchten im Dachhimmel des zweitürigen Rolls ausgeht. Ein Vorgeschmack auf den echten Sternenhimmel, der später Sardinien überspannt.


Ums Nachtanken muss sich hier niemand kümmern

„Wir bieten unseren Gästen auch eine Reihe von exklusiven Events an“, erklärt Isobel Dando. Zum Beispiel Gespräche mit Elliot March und James White, deren Firma sich der Innenarchitektur auch von Luxusyachten verschrieben hat. Oder eine ganz private Beratung durch den „Weinpapst“ Tom Harrow, der verrät, welche edlen Tropfen in dieser Saison ganz besonders angesagt sind.

Oder eine Begegnung mit Timothy Everest, dem Schneider der Stars, der ausschließlich nach Maß arbeitet und schon die Kostüme für Filmhits wie „Mission Impossible“ oder „Mamma Mia“ entworfen hat. Alle sind vor Ort, nehmen sich für die schwerreichen Landgänger alle Zeit der Welt.

Aber natürlich geht es vor allem um das Kennenlernen der Rolls-Royce-Modelle. Wie den Ghost, der jederzeit für eine Testfahrt entlang der Costa Smeralda gebucht werden kann. Auf feinstem Gestühl und mit flüsternder Klimaanlage im Dauerstau auf den für das 5,40-Meter-Gefährt viel zu schmalen Straßen und Serpentinen.

Keine Chance, die 420 kW/570 PS des Zwölfzylinders unter der langen Haube auszukosten, den Spurt in 4,9 Sekunden auf 100 km/h zu erleben oder von der Durchzugskraft von 780 Nm in die Polster gedrückt zu werden. Beim Preis von 310.451 Euro zuckt ein Testfahrer, der natürlich ungenannt bleiben will, nur mit den Schultern. „So ein Auto ist das wert“, soll diese Geste wohl bedeuten.

Um das Nachtanken müssen sich die oberen Zehntausend ohnehin nicht kümmern. Obwohl der Normverbrauch von 14 Litern auf 100 Kilometer (im Stadtverkehr sogar 21,2 Liter) sie wohl kaum aus der Ruhe bringen würde. Schließlich haben nicht wenige von ihnen auch einen Tesla im Fuhrpark - fürs grüne Gewissen.

Noch bis zum 18. September empfängt Rolls Royce in seinem Studio die Gäste. Dann ist der Flughafen wieder verwaist, sind die Superyachten wieder auf hoher See und die meisten Restaurants geschlossen. Sardinien gehört wieder den Sarden.

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