Nürburgring Mit Walter Röhrl durch die "Grüne Hölle"

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Dennoch wage ich es. Denn ich habe Vertrauen zu der 60-jährigen Rennfahrer-Legende. Groß, schlank, ein feines Lächeln: Röhrl ist in glänzender körperlicher Verfassung. Was mich irgendwie beruhigt. Er sagt, dass ihn nicht in erster Linie die Geschwindigkeit fasziniere, sondern der Wunsch, die perfekte Runde auf der Ideallinie zu fahren. Röhrl: „Ich liebe die technische Perfektion, ob beim Mountainbikefahren, beim Skifahren oder eben beim Autofahren." Erst wenn sich der Zeiger des Tachometers in Richtung 400 km/h bewegt, beeindruckt ihn das etwas. Aha. Ich schlucke. Röhrl lächelt. So schnell war ich noch nie unterwegs. Ich streife den Helm über, steige trotzdem in den gelben Porsche ein, schnalle mich mit den gelben Sicherheitsgurten fest. Beide Arme lege ich so über die Beine, dass es ganz locker aussieht. Nur keine Angst zeigen. Denn ich habe das Gefühl, er würde einen vor Angst bleichen und sprachlosen Journalisten genießen.

Es geht los. Wir fädeln uns in den Rundkurs ein.

Die 530 PS des Porsche fauchen zum ersten Mal und drängen vorwärts. Es drückt mich in das Renngestühl des Porsche, die brachiale Beschleunigung kann ich fühlen. Es gibt kein Entrinnen mehr. Kuppeln, schalten, Gas geben, bremsen: Bei Röhrl sind das flüssige unaufgeregte Bewegungen. Wir rasen über die Streckenabschnitte Hatzenbach, Flugplatz, Schwedenkreuz hinunter in die Fuchsröhre. Elf Prozent Gefälle plus Kurve. Röhrl schaltet in den sechsten Gang, der Zeiger des Tachometer klettert in Richtung 300 Kilometer. Genau kann ich das aber nicht sehen, denn wir sind verflixt schnell. Ich habe alle Mühe den Kopf ruhig zu halten. Schon erspähe ich die nächste Kurve. Ob er sie auch sieht? Warum bremst Röhrl nicht wenigstens ein bißchen? Mir zuliebe. Geben die Beifahrer bei Rallyes nicht wertvolle Tipps zum Streckenverlauf? Da könnte ja jemand fahren, der auch die Ideallinie sucht, aber nur 60 PS für die Suche zur Verfügung hat. Ich trau mich nicht. Endlich. Röhrl bremst erst, als es für meinen Geschmack viel zu spät ist. Und wie er bremst. Von gefühlten 300 Stundenkilometer (Röhrl sagt danach, dass es rund 280 km/h waren) auf vielleicht 50 km/h. Wahnsinn! Weiter geht’s durch uneinsehbare Kurven, über blinde und tückische Kuppen.

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