Nürburgring Mit Walter Röhrl durch die "Grüne Hölle"

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Ich widerstehe dem Drang, meinen Absatz ins Bodenblech zu drücken und mitzubremsen. Locker bleiben heißt die Devise. Aber die Innenseiten meiner Hände sind feucht. Wir rasen im Tiefflug auf viel langsamere Autos zu. Ich bin deren Fahrer dankbar, dass sie zur Seite fahren. Auch der Lenker des gar nicht langsamen Audi RS4 sei gelobt, dass er, offenbar beeindruckt von unserem Tempo, mehr oder weniger freiwillig die Ideallinie verlassen und uns Platz gemacht hat. Röhrl hebt auch jenseits von 200 km/h freundlich die Hand und bedankt sich.

Der Porsche klebt in der Kurve bei Tempo 160 km/h auch dann noch am Boden, wenn ich schon sicher bin, die Grenzen der Physik sind erreicht und wir heben gleich ab. Beim Bremsen frage ich mich, ob Gurte reißen können, in Kurven, wie lange Sitze die Querbeschleunigung aushalten. Nichts davon passiert. Wir rasen mit hoher Geschwindigkeit starke Gefälle hinunter, durchqueren Kurven mit starken Neigungen und fahren über wechselnde Fahrbahnbeläge..

Mit Leichtigkeit scheint der Boxermotor des Porsche den Anstieg zwischen Carracciola-Kurve und Hohe Acht zu bewältigen: Plötzlich preschen wir direkt nach der Kurve auf einen Abschleppwagen zu. Der zieht gerade einen dunkelblauen BMW M3 auf die Rampe. Ohne jede hektische Reaktion bremst Röhrl den Porsche zusammen. Der BMW-Fahrer hat die Gefährlichkeit der Strecke unterschätzt. Das Auto ist Schrott, der Fahrer glücklicherweise wohlauf. Wir fahren langsam vorbei, beschleunigen und sind schließlich auf dem langen geraden Stück, der Döttinger Höhe, auf der der Porsche die Höchstgeschwindigkeit von rund 300 km/h erreicht. Ein irres Gefühl. Das muss sie sein, die Angstlust. So nennen Psychologen es, wenn man sich freiwillig äußerer Gefahr aussetzt und einfach hofft, alles endet gut. Es endet wirklich gut. Es hat Spaß gemacht. Röhrl bedauert zwar, dass er durch den Abschleppwagen rund 20 Sekunden verloren hat. Mir waren 7:55 Minuten für die gut 20 Kilometer aber schnell genug.

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