Porsche 911 Die Evolution eines Klassikers

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Design der Coca-Cola-Flasche Quelle: PR

„Das Einfachste für einen Designer ist es, innovativ zu sein und etwas völlig Neues zu schaffen. Die Differenzierung im Markt bei zeitgemäßer Fortführung der Form ist die weitaus größere Herausforderung“, beschreibt Designexperte Zec das Spannungsfeld zwischen der Last der Vergangenheit und der Lust am Neuen. Gut gelungen, findet der Mitbegründer des Red-Dot-Design-Award, sei dies dem US-Spielzeugkonzern Mattel in den zurückliegenden 50 Jahren bei der Evolution der Barbie-Puppe. Gute Beispiele findet der Designhistoriker auch im Werbe- und Verpackungsdesign – der Hüftschwung der Cola-Flasche wurde über die Jahrzehnte ebenso immer wieder dezent dem Zeitgeschmack angepasst.

Gleiches gilt für das Logo des Mineralölkonzerns Shell oder der Zigarettenmarke Marlboro. Weitaus größer, so Zec, sei jedoch die Zahl der Beispiele, wo eine Marke im Laufe der Zeit bis zur Unkenntlichkeit modernisiert wurde. Mit gelindem Schrecken denkt Zec etwa an die Degenerierung des Ford Mustang, des ebenso legendären US-Sportwagens von 1964, in 40 Jahren Modellgeschichte.

„Im Design gilt es immer, die Balance zu finden zwischen dem historisch Vertrauten und dem Innovativen – selbst bei ganz neuen Produkten“, predigt Hartmut Esslinger. Der Gründer von Frog Design und Gestalter des ersten Macintosh von Apple, ist ein bekennender Elfer-Fan. Bei einem Design, das in einer gewissen Produkthistorie stehe, gelte es, „das Wesentliche eines guten Konzepts zu erhalten und das Neue dann als klare Verbesserung zu meistern“. Für Esslinger ist „die Entwicklung und Erhaltung einer charakteristischen Marken-DNA die größte strategische Leistung im Design“ – die Identität eines Produkts sei in Zeiten immer kürzer werdender Innovationszyklen und wachsenden Konkurrenzdrucks umso wichtiger.

Gleiches Muster, andere Form

Design zwischen Last und Lust: Das Problem plagte schon Mauers Vorgänger. Auch F.A. Porsche kämpfte Ende der Sechzigerjahre damit, als er den Nachfolger des Porsche 356, den ersten Porsche-Sportwagen noch auf Käferbasis, entwickelte. „Muss man einen neuen Porsche wie den alten aussehen lassen?“ Seine Antwort damals: „Natürlich muss es ein neuer Porsche sein, genauso gut wie oder besser als der alte, nach dem gleichen Muster, aber nicht notwendigerweise von gleicher Form.“

In allen Belangen besser als der Vorgänger, zukunftsweisend in Form und Technik, modern, aber ein typischer 911: Die Vorgaben des damaligen Porsche-Chefs Wendelin Wiedeking an Michael Mauer und sein Designerteam für die siebte Generation des Sportwagen-Klassikers waren so einfach wie fordernd. Am Grundlayout – 2+2-sitziges Coupé mit Heckmotor – durfte auf keinen Fall gerüttelt werden.

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