Preiswerte Autos gefragt Sparautos ab 6000 Euro überrollen Deutschland

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Verzicht spielt bei Billigautos die entscheidende Rolle

Eher nicht. Die meisten Kunden erwarten von Einstiegsmodellen wie dem Dacia Lodgy ohnehin nicht mehr als eine automobile Grundversorgung. Denn die Fahrer der Billigautos wollen keine Rekordzeiten auf der Rennstrecke brechen, sondern einfache Mobilitätsbedürfnisse erfüllen.

Ein weiterer Vorteil der Diät: Die Preisbrecher vom Schlage der Dacias oder des Hyundai Eon sind in der Regel deutlich leichter – weil auch die Motoren selbst kleiner und damit leichter sind.

Zweckmäßiger Innenraum

Wer den Familienvan Lodgy von Dacia zum werbewirksamen Einstiegspreis von knapp 10.000 Euro kauft, muss vor allem verzichten: Nicht nur auf Zentralverriegelung, Handschuhfach, Radio und Klimaanlage, sondern auch auf einen Innenraum mit weichen Kunststoffen und edlen Sitzbezügen à la Audi. Stattdessen erwartet den Besitzer ein schlichtes Armaturenbrett aus einem harten – aber immerhin zweifarbigen Kunststoff. Schokoladen-, Bonbon- oder Eisflecken? Kein Problem. Die Plastikblende vermittelt den Eindruck, als wenn sie selbst eine Hochdruckreinigung unbeschadet überstehen würde.

Überhaupt spielt Verzicht eine wichtige Rolle bei der Konstruktion der neuen Preisbrecher: Moderne Assistenzsysteme wie Notbremssysteme oder intelligente Tempomaten finden Kunden nur in den seltensten Fällen in den Fahrzeugen.

Auch haben sie keine große Wahl der Außenfarbe. Selbst elektrische Fensterheber gibt es oftmals nur als Sonderausstattung. Aber wer nur ein funktionierendes Auto braucht, kann gut darauf verzichten. Auf dicke Ledersitze allemal.

Mehr Platz

So viel Kunden bei den neuen Low-Cost-Fahrzeugen auch verzichten müssen – sie haben auch Vorteile: Neben dem Preis profitieren sie oft von einem größeren Platzangebot. Vorreiter dieser Entwicklung ist wiederum Dacia. Der Hersteller zeigt, dass billig nicht zwingend klein bedeutet: Der Familienvan Lodgy beispielsweise bietet mit 2.617 Litern ein fast unschlagbares Stauvolumen. Der Platzhirsch in dieser Klasse, der VW Touran, schafft nur knapp 2.000 Liter, sogar den eine Nummer größeren VW Sharan mit 2.430 Litern übertrifft der Lodgy.

Nun legt Dacia nach: mit einem bei Familien und Handwerkern gleichermaßen beliebten Hochdachkombi mit Schiebetüren namens Dokker, der Anfang 2013 auf den Markt kommt. Damit greift das Unternehmen die Marktführer VW Caddy, Renault Kangoo oder Citroën Berlingo an. Der Dokker lockt mit einem Einstiegspreis von knapp 9.000 Euro. Der günstigste VW Caddy kostet fast doppelt so viel.

Doch so sehr sich die westeuropäischen Kunden über die neue Einsteigerklasse freuen: Die Billigwelle hat gravierende Folgen für den Automobilstandort Deutschland. Das ist „kein Ort für die Produktion von Billigautos“, sagt Experte Diez von der Hochschule Nürtingen-Geislingen.

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