Die Erkenntnis haben die Entwickler bei der neuen Low-Budget-Klasse umgesetzt: „Der Automobilbau hat ein so hohes Niveau, dass heute niemand im Billigauto Angst um sein Leben haben muss“, sagt Hochschuldozent Diez. Die neuen Modelle verfügen selbstverständlich über Airbags, ABS und Abgas-Katalysator – alles erprobte Techniken, die das Autofahren sicher und umweltverträglich machen.
Aber wie sieht ein erfolgreiches Billigauto aus? Wie ist es technisch möglich, dass Kunden heute so billig an Autos kommen wie seit Jahren nicht – und dennoch sicher unterwegs sind?
Kantige Karosserie
Egal, ob Tata Nano, Toyota Etios, Dacia Sandero, Lodgy, Peugeot 301 oder Nissan Pixo: Hingucker sind die Sparmobile nicht. Der Grund dafür ist die „eingebaute Hässlichkeit“, glaubt Designexperte Tumminelli.
Tatsächlich stehen die Gestalter der Billigwagen vor einem Dilemma: Die Karosserie soll möglichst preisgünstig zu fertigen sein und ihr Design gebührenden Abstand zu den teureren Autos im Konzern signalisieren. Andererseits kaufen auch preissensible Kunden keine Autos, für deren Aussehen sie sich schämen müssen.
Design transportiert zudem Markenbewusstsein. Moderne Autos wie der 3er-BMW oder die Mercedes A-Klasse haben jede Menge Linien und Kanten im Außenblech. Teilweise dient dies der Aerodynamik. Vor allem aber wollen die Designer das Fahrzeug so aufregend und unverwechselbar machen.
Das Problem: Jedes Designelement bedeutet, dass die Bleche umgeformt werden müssen. Bis zu fünf Mal passiert das bei neuen Autos wie dem genannten 3er-BMW oder dem Golf 7. Das ist teuer.
Bei günstigen Autos wie dem Dacia müssen drei Arbeitsgänge reichen. VW will bei seinem Budget Car sogar nur mit zwei Umformungen auskommen. Die Sparsamkeit spiegelt sich in der Außenhülle der Wagen wider: Weniger Kanten bedeuten klarere Formen. Das muss kein Nachteil sein, findet Tumminelli mit seinem Faible für die Optik des alten Panda. Vielleicht entsteht in der neuen Billigklasse dadurch ja sogar eine neue Generation von Retro-Autos.
Ältere Plattformen
Wie baut man ein Billigauto? Nicht durch den Griff in die Trickkiste. Sondern durch einen Griff ins Teileregal. Volkswagen und Toyota haben das Prinzip Baukasten in den vergangenen Jahren perfektioniert. Fast alle Teile, Lichtmaschinen, Getriebe oder Lenkungen können in verschiedenen Modellen genutzt werden.
Volkswagen hat sogar einen modularen Baukasten entwickelt, der die Plattformen und Komponenten der Modellreihen vereinheitlicht. Der neue Golf 7 und der neue Audi A3 etwa nutzen diesen Baukasten bereits, was die Herstellung der Fahrzeuge um rund 20 Prozent billiger macht.
Aber auch die alten Plattformen werden nicht weggeschmissen: „Wer kann sich das schon erlauben?“, fragt VW-Chef Martin Winterkorn. Samt den Werkzeugen könnten sie für den Bau neuer Billigautos an anderen Standorten genutzt werden – aus einem Audi A4 wurde auf diese Weise bereits 2009 ein Seat Exeo.