Sinkender Absatz Das Cabrio wird uncool

James Dean fuhr eins, John Travolta auch - doch Cabrios verlieren für die Autokäufer weltweit zunehmend an Reiz. Die Hersteller bieten ihre Erfolgsmodelle darum immer seltener „oben ohne“ an.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Für das Eos Cabrio von Volkswagen soll es wohl keinen Nachfolger geben. Quelle: ap

Cabrios, das waren lange das Fahrzeug der Unangepassten: James Dean fuhr in „Denn sie wissen nicht, was sie tun“ im offenen Porsche 550 Spyder seine Autorennen. John Travolta eroberte in „Grease“ im 948er Ford Deluxe Cabrio das Herz von Olivia Newton-John. Und die knallharten Detektive von „Miami Vice“ ermittelten noch in den 80ern im oben offenen Ferrari Daytona Spider 365 GTS. Doch die Legenden verblassen im Angesicht der jüngsten Verkaufsstatistik.

Die Nachfrage nach Cabrios ist seit 2004 um 44 Prozent eingebrochen. 465.800 Fahrzeuge - oder 0,7 Prozent aller weltweit verkauften Autos - sind oben offen. Die Gründe für den Rückgang sind vielfältig: In den wichtigsten Cabrio-Märkten USA und Europa wählen viele - insbesondere ältere Autofahrer - inzwischen lieber praktische Modelle wie SUVs. In den Wachstumsmärkten Indien und China werden geschlossene Modelle bevorzugt - Smog und überfüllte Straßen verderben dort den Cabrio-Spaß.

„Wenn man an Cabrios denkt, dann denkt man an offene Straßen und angenehme Fahrbedingungen - beides gibt es in Indien nicht“, sagt Depeesh Rathore von Emerging Markets Automotive Advisers aus Neu Delhi. Er kennt die Verhältnisse vor Ort. „In der Stadt steckt man im Stau. Wenn man das Verdeck öffnet, atmet man die Abgase der anderen ein. Fährt man neben einem Bus, kommt es sogar vor, dass etwas in das offene Cabrio geworfen wird.“ Wenn der Geruch der Freiheit nach Müll und Abgasen stinkt, vergeht den Autokäufern die Lust nach einem Cabrio.

Der sinkende Absatz lässt auch die Hersteller umsteuern. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg will Volkswagen darum für den VW Eos keinen Nachfolger mehr produzieren. Auch das Bluesport Concept, ein offener Roadster, den Volkwagen 2009 in Detroit enthüllt hatte, soll gar nicht erst in Serie gehen.


Im Volumensegment stirbt das Cabrio langsam aus

Zuletzt hatte schon Peugeot angekündigt, dass der 308 CC und der 207 CC nicht weiter produziert werden soll, wenn die derzeitigen Modellvarianten im kommenden Jahr auslaufen. Auch Renault hatte die Entwicklung einer Cabrio-Version des Wind und einer Sonnendach-Variante des kompakten Megane gestoppt. Beim Weltmarktführer im Volumensegment, Toyota, gibt es derzeit nur ein Cabrio in der Modellpalette - und das fährt unter dem Logo der Nobeltochter Lexus.

Im Volumensegment, so scheint es, stirbt das Cabrio langsam aus. Allein in der Premiumnische überleben die offenen Autos: der neue Mustang von Ford wird auch in der neuen Variante als Cabrio verkauft. Auf der New York Auto Show enthüllt BMW sein M4 Cabrio, Audi verkauft schon längst die offene Variante des A3. Und bei Mercedes hat man sogar fünf verschiedene Cabrio-Varianten im Angebot, darunter der SLS Roadster. „Unsere Cabrio-Familie ist ein essentieller Bestandteil der Faszination Mercedes-Benz“, sagt Vertriebschef Ola Källenius.

Doch wirkliches Wachstum haben auch die deutsche Premiumriesen eher in einem anderen Segment zu erwarten. „Die meisten Cabrios waren nicht nur ein offenes Auto, sondern vielmehr ein Statement der Unangepassten“, sagt Christoph Stürmer, Autoanalyst bei PricewaterhouseCoopers. „Diese Rolle übernehmen mehr und mehr die SUVS.“ Ihr Absatz hat sich seit 2004 mehr als verdoppelt - auf weltweit 15,4 Millionen verkaufte Exemplare.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%