Das E10-Desaster hat Geschichte. „Bereits 2008 wurde das Projekt E10 gestoppt, weil der Bestandsschutz für nicht E10-taugliche Fahrzeuge nicht gewährleistet war“, sagt Kraftstoffmarkt-Kenner Jürgen Albrecht. Die Bestandschutzregelung bedeutet, dass die Industrie den Verbraucher nicht bevormunden darf. Dadurch muss das Super Benzin E5 auch mit der Einführung von E10 weiter beibehalten werden. So soll der Kunde die Wahl an der Zapfsäule haben. Statt dem Kunden die Wahl zu lassen, versuchte die Mineralölindustrie hingegen „durch die Hintertür E5 abzuschaffen“, so Albrecht.
So sparen Sie bis zu 20 Prozent Kraftstoff
Ein Kaltstart bedeutet Stress für den Motor und führt zu erhöhtem Verschleiß. Hohe Drehzahlen in dieser Phase steigern den Effekt zusätzlich. Durch die Kaltstartanreicherung liegt der Verbrauch bei bis zu 50 Litern je 100 Kilometer. Die Verbrennung läuft nicht optimal ab und im Abgas entstehen besonders viele Schadstoffe. Prinzipiell zählt jeder Anlassvorgang als Kaltstart, der bei einer Öltemperatur von weniger als etwa 50 Grad stattfindet.
Deshalb den Motor starten ohne Gas zu geben, ein paar Sekunden im Leerlauf bleiben und dann ganz normal losfahren.
Wer mit dem Rad unterwegs ist, fährt beim Losradeln nicht möglichst weit in möglichst kleinen Gängen und tritt auch nicht vor einer roten Ampel im Leerlauf oder mit wenig Luft in den Reifen. bergab tritt er nicht kräftig in die Pedale, sondern lässt sich rollen. Alles andere wäre zu anstrengend. Und alles, was beim Radfahren kräftig in die Beine geht, verbraucht beim Auto fahren unnötig Sprit.
Gerade die kleinen Gänge sollte man schnell durchschalten, im ersten Gang maximal bis zehn Kilometer pro Stunde fahren. 1500 bis 2000 Umdrehungen reichen schon, um in einen höheren Gang zu schalten, bei Dieselmotoren auch noch etwas früher. Je nach Geschwindigkeit können auch Gänge übersprungen werden.
Ein Blick in die Papiere des Wagens kann beim Spritsparen helfen: Wer weiß, wo das maximale Drehmoment des eigenen Wagens liegt, kann sich entsprechend verhalten.
Konkret heißt das: Moderne Motoren haben ihr maximales Drehmoment bei rund 1750 Umdrehungen. Ab dieser Drehzahl kann hochgeschaltet werden, ohne dass Motor und Leistung leiden.
Fahren sie im höchstmöglichen Gang mit etwas Gas, also niedertourig (nicht untertourig). Dadurch fahren sie gleichmäßig und verbrauchen nicht so viel Energie, wie beim andauernden Beschleunigen und Abbremsen.
So paradox es klingt: Wer Vollgas gibt, spart Sprit. Treten Sie das Gaspedal - außer im ersten Gang - zu etwa 90 Prozent durch, dann erkennt die Elektronik, dass die volle Motorleistung benötigt wird. Mit viel Gas ist frühes hochschalten problemlos möglich.
Wer Automatik fährt, kann dafür den Energiesparmodus einstellen. Bei alten Automatikgetrieben wird erst das Gas zurückgenommen, damit die Automatik früher hochschaltet. Danach das Gaspedal so weit drücken, dass das Auto im höheren Gang dahin rollt, ohne wieder automatisch herunterzuschalten.
Wahrscheinlich hat es auch schon der Fahrlehrer gepredigt: Vorausschauendes Fahren ist wichtig. Wer Hindernisse schon in großer Entfernung erkennt, kann sie in den Fahrrhythmus einplanen. Wenn 400 Meter vor Ihnen ein Müllauto auf Ihre Straße einbiegt, ist Gas geben unnötig.
Wer zum Sicherheitsabstand noch einen zusätzlichen Reserveabstand einkalkuliert, kann Schwankungen im Verkehrsfluss ausgleichen, ohne sofort auf die Bremse treten zu müssen. So lässt sich auch in der Kolonne gleichmäßig rollen.
Wer einen Tempomaten hat, sollte ihn außerorts und auf der Autobahn auch einsetzen: Er hilft Sprit zu sparen und der Fahrer kommt entspannter an.
Wenn Sie vor einer Steigung in den dritten Gang herunterschalten, um mit der Gaspedalstellung "1/4 Gas" und hohen Drehzahlen den Anstieg zu überwinden, liegt der Verbrauch deutlich höher, als wenn Sie den gleichen Berg bei gleicher Geschwindigkeit im fünften Gang mit der Gaspedalstellung "3/4 Gas" bewältigen. Der Unterschied kann mehr als drei Liter pro 100 Kilometer betragen.
Die Motorelektronik von Benzinern und der Einspritzpumpenregler bei Dieselmotoren sorgen dafür, dass bei eingelegtem Gang und rollendem Auto kein Kraftstoff in die Zylinder eingespritzt wird, solange kein Gas gegeben wird. Erst kurz vor Erreichen der Leerlaufdrehzahl wird wieder Kraftstoff zugeführt. Wer also ohne Gas zu geben, dafür mit eingelegtem Gang bergab oder auf eine Ampel zurollt, spart jede Menge Sprit.
Wer keine Start-Stopp-Automatik hat, sollte den Motor immer dann ausschalten, wenn das Auto voraussichtlich länger als 30 Sekunden irgendwo steht, beispielsweise vor Bahnübergängen oder im Stau. Ein Motor verbraucht nämlich nie so viel Kraftstoff wie im Stand.
Ein zu geringer Reifendruck führt zu höherem Verschleiß und erhöht den Rollwiederstand. Deshalb den Reifendruck vierteljährlich prüfen und lieber etwas mehr als etwas weniger Luft auf die Pneus geben. Als Basis am Besten die Werte für das vollbeladene Fahrzeug verwenden.
Eine eingeschaltete Klimaanlage kann den Spritverbrauch im Stadtverkehr um bis zu 30 Prozent steigern. Deshalb bei kurzen Strecken besser nur das Fenster öffnen.
Damit habe man die Nachfrage in den Super-Plus-Bereich drängen wollen. Statt Super E5 wurde Super Plus unter dem Namen Super E5 verkauft – und das zu höheren Preisen. In der Folge hatte man wochenlang horrende Preisunterschiede von acht bis neun Cent zwischen E10 und der Alternative. Das Chaos war perfekt – und dem Kunden unter diesen Umständen kaum noch klar, was sich hinter E10 eigentlich verbirgt.
„2011 wollte man es eigentlich besser machen“, sagt Albrecht. Doch die Mineralölindustrie versuchte sich mit der gleichen Taktik noch einmal und lenkte erst nach monatelangem Geplänkel schließlich ein. Die Folge waren wiederum verwirrte Kunden, die keinerlei Informationen darüber erhielten, welchen Vorteil ihnen E10 wirklich bringt. „Die fehlenden Informationen haben dazu geführt, dass Verbraucher, die sonst für einen Cent die Tankstelle wechseln, auf einmal freiwillig horrend höhere Preise bezahlt haben“, sagt der Kraftstoffmarkt-Kenner. „Hätte man die heutige Produktpalette von Anfang an am Markt gehabt, wäre der Anteil der E10-Nutzer heute garantiert höher.“ Derzeit liegt der Anteil bei knapp 16 Prozent am Benzinmarkt, Tendenz leicht steigend.
Dass sich die Mineralölwirtschaft nie hinter das Produkt gestellt hat, ist für den ADAC-Experten völlig unverständlich. „Die Branche hat oft gezeigt, dass sie bei der Einführung von Nischenprodukten im Premiumbereich einiges bewegen kann. Da wurde ein riesiger Aufwand betrieben, um einen Ein-Prozent-Markt zu erschließen“, sagt Albrecht und spielt damit auf teure Kraftstoffe wie 100 Oktan oder Super Plus an.
Vermutlich haben höhere Ausgaben der Branche zu schaffen gemacht, weshalb sie von einer Positivkampagne für E10 abgesehen hat. „Es wurden zusätzliche Kosten für die Mineralölindustrie durch die E10-Einführung verursacht“, sagt Automobil-Experte Stefan Bratzel. Der Mineralölwirtschaftsverband hat hierüber keine Zahlen und Details. Die einzelnen Unternehmen halten sich unter dem Mantel des Geschäftsgeheimnisses bedeckt.