Tesla und SpaceX So realistisch sind die Tunnel-Pläne von Elon Musk

Erst zielte Multi-Unternehmer Elon Musk mit Tesla auf die Straßen und mit SpaceX ins All, jetzt will er Verkehrstunnel buddeln. Irre Idee? Vielleicht. Aber auch hierzulande streben Städte in die Tiefe.

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Konzeptzeichnung des Hyperloops von SpaceX. Quelle: AP

Er will mit seinen Elektroautos den Klimawandel bremsen und mit Raketen die Menschheit zum Mars bringen: Elon Musk ist kein Typ, der den Kopf in den Sand steckt. Nun aber will der Chef von Tesla und SpaceX genau das tun. Auch wenn es in diesem Fall nicht um seinen eigenen Kopf geht, sondern um einen Bohrkopf.

Seit Ende Januar klafft vor der SpaceX-Zentrale in Hawthorne bei Los Angeles ein gewaltiges Loch. Dort hat Musk eine gigantische Bohrmaschine in den Boden versenkt, ein Trumm von der Größe einer U-Bahn-Haltestelle. „Der Verkehr macht mich verrückt“, twitterte Musk im Dezember. „Werde eine Tunnelbohrmaschine bauen und einfach mit dem Graben loslegen.“

Ein Witz? Offenbar nicht: In einer Titelgeschichte in der „Bloomberg Businessweek“ – Überschrift: Elon Musk is really boring – erklärte Musk, er wolle Tunnelbauen um das Zehnfache billiger machen. Das sei zwar hart, aber niemand müsse dafür den Nobelpreis gewinnen. Sei das geschafft, dann wolle er tausende Meilen von Tunneln bauen, vielleicht im Takt von einer Meile pro Woche, um den Verkehr auf zig Ebenen tief unter die Erde zu verlagern.

Die wichtigsten Startups von Elon Musk

Es liegt nahe, das als Spleen eines Milliardärs abzutun. Aber Musk berät US-Präsident Donald Trump, Mitte März nahm er an einem Infrastruktur-Meeting im Weißen Haus teil. Eine Billionen Dollar will Trump in Beton verwandeln. Warum nicht auch in Tunnel, die die Straßen entlasten? Zudem ist Musk nicht allein: Auch in Deutschland, Großbritannien und China wollen Städte und Start-ups den Verkehr unter der Erde verschwinden lassen.

Fragt man etwa Michael Zalfen, was das größte Problem in Bergisch Gladbach ist, dann hat der Vizebürgermeister eine klare Antwort: mangelnder Mut in Verkehrsfragen. Man habe sich dem Stau und dem Feinstaub ergeben. Dem will Zalfen ein Ende machen – per Bagger. „Wir verlagern den Frachtverkehr in die Röhre“, sagt er. Vor drei Jahren ist Zalfen Dietrich Stein begegnet. Stein, Professor an der Ruhr-Universität Bochum, hat ein unterirdisches Transportsystem namens CargoCap entworfen. Seit 2005 betreibt Stein in einer alten Fabrikhalle eine Modellstrecke: Computergesteuerte Kapseln, die Paletten transportieren. „Man sieht es nicht, man hört es nicht, man riecht es nicht“, sagt Stein.

Bis zu 1200 km/h – So sieht die Hyperloop-Kapsel aus

Nun hat die Stadt den Ingenieur mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt. Die Strecke A4-Bergisch-Gladbach, hofft Stein, werde für CargoCap der Startschuss – wie damals Nürnberg-Fürth für die Schienenbahn. Lastwagen laden dann ihre Fracht an einem Verteilzentrum außerhalb der Stadt ab. Von dort rollen die Transportkapseln durch die zwei Meter breite Röhre in die City. An Haltestellen entnehmen Roboter die Paletten – bei einem Lebensmittelhersteller, einem Einkaufszentrum oder im Gewerbegebiet. 60 Millionen Euro koste die 16 Kilometer lange Strecke, schätzt Vizebürgermeister Zalfen. Der Gewinn: Zuverlässige Lieferungen, mehr Platz, weniger Verschleiß an den Straßen.

So hat Hyperloop den Schnellzug getestet
Der Hyperloop-One-Gründer Brogan BamBrogan präsentiert die Testrecke. Er ist der ehemalige Ingenieur von Elon Musk' Weltraum-Start-up SpaceX. Quelle: Matthias Hohensee
Das Hyperloop-One-Führungstrio (von links): Gründer Shervin Pishevar, CEO Rob Lloyd, Gründer und Technikchef Brogan BamBrogan. Quelle: Matthias Hohensee
Die Teststrecke von Hyperloop One nördlich von Las Vegas: Noch fährt der Testschlitten auf normalen Schienen. Quelle: Matthias Hohensee
So sieht der Schlitten aus der Nähe aus. Quelle: REUTERS
Der Testschlitten wird mit Magneten beschleunigt, ein Unidorn-Maskottchen soll Glück bringen Quelle: Matthias Hohensee
Der Schlitten wurde binnen einer Sekunde auf eine Geschwindigkeit von 100 Meilen pro Stunde (gut 160 Km/h) beschleunigt. Quelle: dpa
Der Schlitten rast davon, die Kamera kommt nicht hinterher. Quelle: dpa

Tunnel-Träume hat auch der Verein Cargo Sous Terrain in der Schweiz, ein Bündnis von Handelskonzernen wie Coop, die eine 60 Kilometer lange Produkt-Pipeline zwischen Zürich und dem Logistik-Drehkreuz Härkingen-Niederbipp planen. Und im britischen Northhampton will das Start-up Mole Solutions in der Erde wühlen, übersetzt: Maulwurf-Lösungen. Auch mit dem Hafen von Shanghai sind die Briten im Gespräch für eine Tunnelbahn, die Container 30 Kilometer ins Inland transportiert, 36 Tonnen schwer, alle zehn Sekunden, rund um die Uhr.

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