Wenn zwei große Technologiekonzerne sich miteinander austauschen, wird die Branche hellhörig. Aktuell richten sich alle Augen auf Apple und Tesla. Der i-Konzern scheint sich massiv für den Elektroautohersteller zu interessieren. Nach einem Bericht des San Francisco Chronicle traf sich Adrian Perica bereits Anfang 2013 in Apples-Hauptquartier mit Tesla-Chef Elon Musk. Perica ist bei Apple für die Zukäufe des Unternehmens verantwortlich. Nun überschlagen sich die Vermutungen, dass Apple sogar bei Tesla hätte einsteigen wollen.
Befeuert werden die Spekulationen durch weitere Gerüchte, wonach sogar Apple-Chef Tim Cook bei dem Treffen in Cupertino dabei gewesen sein soll. Doch einen offiziellen Deal zwischen den beiden Unternehmen hat es bisher nicht gegeben. Auch worüber sich Adian Perica und Elon Musk wirklich unterhalten haben, ist bisher unklar. Vielleicht ging es nur um Kooperationen, den Kauf einer Sparte oder personelle Fragen. Weder Tesla noch Apple haben sich bisher zu den Spekulationen geäußert.
Dennoch ist ein so hochrangiges Treffen zwischen Apple und Tesla spannend. Denn der Autobauer könnte für Apple tatsächlich eine wichtige Rolle spielen. Die Innovationen der Smartphone- und Tablet-Branche haben den Automobilmarkt grundlegend verändert. Immer stärker preschen die großen Kommunikationsunternehmen vor. Erst auf der Hightech-Messe CES in Las Vegas hat Google angekündigt, sein mobiles Betriebssystem mehreren Autoherstellern zur Verfügung zu stellen. In den neuen Modellen von Audi, General Motors, Honda und Hyundai wird künftig Android verbaut. Das neue Bündnis heißt Open Automotive Alliance und soll daran arbeiten, das Betriebssystem auf die Bedürfnisse im Auto anzupassen.
Damit gelingt es Google sein Betriebssystem Android nach dem Siegeszug auf Smartphones und Tablets auch im Automobilsektor stark zu platzieren. Die Marktforschungsfirma Gartner schätzt, dass zum Jahr 2020 mehr als 80 Prozent alle Neufahrzeuge in den etablierten Märkten vernetzte Geräte sein werden. Und bereits 2017 könnte jeder vierte Autobauer Geld mit im Fahrzeug abgeschlossenen E-Commerce-Geschäften machen wird.
Auch Apple will von diesem Boom profitieren. Entsprechend kündigte Konzernchef Tim Cook bereits auf der vergangenen Entwicklerkonferenz WWDC an, das mobile Betriebssystem iOS stärker in Fahrzeugsysteme integrieren zu sollen. Für den italienischen Autobauer Ferrari hat Apple bereits das sogenannte Infotainment-System im Cockpit entwickelt. Grundlage für die Technologie sind die Spracherkennungs-Software Siri und das iPad Mini.
Dass Apple nun mit Tesla spricht, ist unter diesem Vorzeichen nicht ungewöhnlich. Die Unternehmen gelten beide als innovativ, modern und mit einem starken Fokus auf Design. Schon einige Analysten haben über die Vorteile einer Kooperation der beiden Unternehmen geschrieben. Im vergangenen Oktober sorgte Adnaan Ahmad, Analyst der deutschen Investmentbank Berenberg, mit einem offenen Brief an Tim Cook für Wirbel. Darin zeigte der Branchenkener, dass Apple mit dem Kauf von Tesla ein langfristiges Umsatzwachstum beschert würde, dass das Unternehmen mit Smartphones und Tablets allein kaum erreichen wird.
Zweites Standbein für Apple
Tatsächlich braucht Apple ein weiteres Standbein. Nach dem unglaublichen Lauf in den vergangenen Jahren kehrt langsam Ernüchterung ein. Der Konzern hat zwar seine Erfolgsprodukte iPhone und iPad immer weiter verfeinert und verdient damit Milliarden. Der Geldberg der Firma, die Mitte der 90er Jahre vor dem Ruin stand, ist inzwischen auf gut 158 Milliarden Dollar angewachsen.
Doch den Anlegern reicht das nicht. Sie erwarten von Apple Innovationen, wie sie den Konzern groß gemacht haben. 1984 wirbelte der Mac-Computer die Branche durcheinander, 2001 der Musikspieler iPod, 2007 das iPhone und 2010 der Tablet-Computer iPad.
Seitdem ist es um die Innovationsschmiede Apple ruhig geworden. Weder der inzwischen regelrecht sagenumwobene Smart-TV noch eine Computeruhr wurden bisher von Tim Cook präsentiert. Stattdessen erneuert der Apple-Chef die Produktpalette von Jahr zu Jahr marginal. Hier ein bisschen mehr Speicherplatz, da ein wenig mehr Tempo, hier ein Fingerprintscanner.
Das iPhone 6 wird sich Gerüchten zufolge kaum von den Vorgängern unterscheiden und vor allem ein Phablet – also ein Zwischending aus Tablet und Smartphone werden. Mit dem Ausbau der Produktpalette zieht Apple aber eigentlich nur nach. Der koreanische Hersteller Samsung hat schon lange diverse Größen im Sortiment – mit Erfolg. Während die Amerikaner laut Marktforscher IDC im Weihnachtsgeschäft 51 Millionen iPhones verkauft haben sollen, behielt Samsung mit 82 Millionen verkauften Smartphones die Spitzenposition am Markt.
Auch wenn Apple aufgrund seiner hohen Marge immer noch mehr Gewinn herausschlägt als die Konkurrenz, muss der einstige Pionier am Smartphone-Markt doch inzwischen kräftig gegen andere Anbieter kämpfen. Sich auch noch in der Automobilbranche von Spielern wie Samsung oder auch Nokia (die Finnen punkten mit ihren Navigationssystemen) abhängen zu lassen, wäre sicherlich fatal.