Unbestätigte Gerüchte Testet Apple das selbstfahrende Auto?

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"Projekt Titan"

Nun liegen dem Guardian Dokumente vor, die offenbar das Gegenteil zeigen. “Project Titan”, wie das Vorhaben Apple-intern genannt wird, soll demnach sehr viel weiter fortgeschritten sein, als bisher gedacht. Der Konzern habe sich in der Nähe von San Francisco nach einem Ort umgesehen, wo er sein geheimes Fahrzeug zu testen könne, schreibt die Zeitung. Im Mai hätten sich Apple-Mitarbeiter mit den Betreibern des “GoMentum Station” getroffen, einem 4047 Quadratmeter großen ehemaligen Marine-Stützpunkt, der in ein Hochsicherheitsgelände zum Testen von autonomen Autos umgewandelt wurde.

In Korrespondenzen, die dem Guardian vorliegen, fragt der Apple-Ingenieur Frank Fearon die Bedingungen für eine Nutzung an: “Wir würden (…) uns gerne einen Eindruck von den Zeitfenstern und Verfügbarkeiten des Ortes verschaffen, und wie wir uns mit anderen Vertragspartnern koordinieren müssten.”

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Auch wenn das Schreiben allein noch lange kein Beweis ist und Apple den Guardian-Bericht bislang nicht kommentiert hat, wäre das Gelände für Apple das richtige Testgelände. Das „GoMentum Station“ liegt etwa eine Autostunde von San Francisco entfernt innerhalb eines Gebiets, das während des Zweiten Weltkrieges dazu genutzt wurde, Schiffe im nahe gelegenen Hafenort Port Chicago mit Waffen zu versorgen. 2007 wurde es stillgelegt, seither debattiert die Gemeinde Concord über seine Nutzung.

Die Aufnahmen auf der Webseite des Anbieters zeigen ein Gelände mit einer Vielzahl von Autobahnen, Tunneln und Weiderosten. Für die Öffentlichkeit ist es geschlossen. Das kommt der notorischen Geheimniskrämerei von Apple entgegen. In den vergangenen Monaten haben mit Google, Tesla, Volkswagen oder Mercedes-Benz gleich diverse Autohersteller bei den kalifornischen Behörden um eine Erlaubnis zum Testen eines autonomen Fahrzeugs angefragt. Und wer am Google-Hauptsitz Mountain View in Silicon Valley unterwegs ist, trifft ohnehin überall auf das selbstfahrende Auto mit den bunten Buchstaben. Nur dieses Apple-Auto bleibt unsichtbar.

Für Cook ist die Autoindustrie ein attraktiver Markt. Er hat, etwa durch die Kooperation mit Mercedes im Infotainment-Bereich, hier bereits einige erste Erfahrungen sammeln können. Aus der Logik von Apple heraus macht das auch Sinn. Das Auto ist der vielleicht letzte völlig private und digital noch weitgehend unerschlossene Raum und gleichzeitig für so viele Menschen auch ein Ort der Individualität und Freiheit. Cupertino will ihn - nach Desktop, Smartphone, Tablet und dem Apple-TV, das immer noch auf sich warten lässt – zur nächsten Abspielfläche seiner Software ausbauen.

Außerdem lieben die sonst so digitalen Programmierer das völlig analoges Chrom, Stahl und Blech. Der iOS-Entwickler Marco Arment, eine Legende der Szene, holte sich seinen BMW in München persönlich ab und fuhr mit ihm quer durch Europa bis an die Küste, wo der Wagen Richtung USA verschifft wurde. Tesla-Gründer Elon Musk hat mit “Model S” zudem gezeigt, dass man den Automarkt selbst aus dem Valley heraus erfolgreich angreifen kann. Wenn Cook der Coup gelingt, erfolgreich das Apple-Auto zu launchen, dann wäre das weit mehr, als er je mit einer Uhr hätte erreichen können.

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