Volvo Ocean Race Imageaufbau unter vollen Segeln

Die einen sponsern Reiten und Golf, andere sind im Wintersport aktiv: Autohersteller nutzen Sport gern zur Aufwertung des eigenen Images. Volvo findet Fußball-Sponsoring „Unsinn“ und setzt auf eine eigene Segelserie.

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Seit dem 11. September segeln jetzt wieder sieben baugleiche, rund 12 Meter lange Sportboote auf allen Weltmeeren einmal rund um den Erdball. Quelle: Volvo

Fußball, Wintersport, Golf, die Formel 1 – als Sponsor von Vereinen, Verbänden oder kompletten Ligen wollen Autohersteller ihr Image verbessern oder in der Öffentlichkeit bekannter werden. Dafür werden Hunderte Millionen Euro ausgegeben, und dies, ohne im Vorhinein zu wissen, dass sich diese Investition lohnen wird. Ein besonders schlechtes Beispiel: Der amerikanische Autokonzern GM darf für rund 450 Millionen Euro noch bis 2021 das Logo seiner Marke Chevrolet auf den Trikots des englischen Rekord-Fußballmeisters Manchester United zeigen. Kurz nach Abschluss dieses Deals hat der Konzern jedoch beschlossen, zugunsten seiner Marken Opel und Vauxhall Fahrzeuge von Chevrolet nicht mehr in Europa zu verkaufen.

Ob nun Mercedes als Sponsor der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, Volkswagen als Eigentümer der VfL-Kicker mit konzerneigenem Stadion, Audi mit einer umfassenden Unterstützung des gesamten Wintersports, das Korea-Double Hyundai/Kia mit seinem Engagement bei den Fußball-Weltmeisterschaften (auch noch 2018 in Moskau und 2022 in Katar), oder Nissan mit einem 400-Millionen-Etat als Sponsor der Champions-League – niemand weiß genau, ob derlei Werbeaufwendungen das Kaufverhalten beeinflussen.

Schlechtes Sponsoring kann sogar der Reputation eines Unternehmens schweren Schaden zufügen. Daimler hat dazu bei einer Fachtagung in Stuttgart Experten und Vertreter der Sportverbände um ihre Meinung gebeten. Deren Rat: Verbindliche Regeln, klare Prozesse und Transparenz sollen für ein verantwortliches Sponsoring sorgen. Bei dem süddeutschen Autobauer müssen seit 2006 alle Spenden und Sponsoringprojekte ab 50.000 Euro von einem extra dazu einberufenen Ausschuss genehmigt werden.

Alain Visser, bei Volvo verantwortlich für Verkauf und Marketing, hat zum Thema Sponsoring eine eigene Meinung: „Das Sponsern einer Fußballmannschaft ist Unsinn.“  Der schwedische Autobauer, nach dem Ausscheiden aus dem Ford-Konzern nun im Besitz des chinesischen Auto-Multis Geely, konzentriert sein Engagement außerhalb der direkten Produktwerbung auf nur eine Sportart: Segeln.

Dazu haben die Schweden 2005 die Rechte an einer sportlichen Extrem-Wettfahrt rund um den Globus gekauft. Die seit 1973 ausgetragene Regatta heißt seitdem Volvo Ocean Race (VOR) und ist inzwischen ein sportliches Ereignis von Weltrang, von Fachleuten auch „Formel 1 auf dem Wasser“ genannt.

Seit dem 11. September segeln jetzt wieder sieben baugleiche, rund 12 Meter lange Sportboote auf allen Weltmeeren einmal rund um den Erdball. Nach dem Start im spanischen Alicante geht es in neun Etappen zunächst nach Kapstadt an die Südspitze des afrikanischen Kontinents. Die weiteren Teilstrecken führen u. a. nach Sanya (China), Auckland (Neuseland), Itajai (Brasilien), Newport (USA) und weiter bis zum Ziel nach Göteborg (Schweden), das nach rund neun Monaten Ende Juni 2015 erreicht werden soll.

Auf den strapaziösen Teilstrecken, auf denen die Boote ohne Unterbrechung durch tropische Zyklone, antarktische Stürme Hitze und Kälte gepeitscht werden, verlieren die Segler bis zu 10 Kilogramm an Gewicht. Acht Mann sind je Boot an Bord, das einzige Frauenteam beim VOR 2014/2015 hat eine Elfer-Crew.

In den Etappenhäfen können sich neben Volvo auch die Sponsoren der Boote präsentieren. Und auch auf den Computer-Bildschirmen weltweit sind Volvo wie auch die Geldgeber der teilnehmenden Boote rund um die Uhr präsent: Im Internet kann das Rennen unter der Adresse www.volvooceanrace.com in allen Facetten live verfolgt werden.

Ein nur für Video, Bild und Text zuständiger Media-Segler an Bord jedes Bootes sendet via Satellit das Material der diversen Bordkameras zum Regattazentrum. Von dort gehen alle Infos, Bilder, Töne vom Rennen über die sozialen Medien in die Welt. Sogar Live-Interviews mit dem Skipper sind jetzt technisch möglich.

Für Volvo-Mann Visser lohnt sich dieser riesige Aufwand, da diese „ultimative Konfrontation von Mensch und Natur, verbunden mit großer Sicherheit“ den Markenwerten von Volvo entsprechen würde. So wird das Ocean Race auch für die Präsentation des neuen Modells XC90 genutzt, vom V40, V40 Cross Country, V60 und XC60 gibt es maritim ausgestattete Sondermodelle mit dem Schriftzug „Volvo Ocen Race“.

Sicherlich wäre ein deutsches Boot oder zumindest ein deutscher Segler auf einem der sieben Hightech-Racer für das Interesse am Volvo Ocean Race in Deutschland sehr wertvoll. Doch auch hier gäbe es, so Alain Visser, für das nächste Rennen schon konkrete Interessenten. Zumal nach dem neuen Reglement mit Einheitsbooten, die auch bei zwei Rennen eingesetzt werden können, die Kosten in überschaubare Grenzen bleiben.

4,5 Millionen Euro kostet das jetzt eingesetzte Boot, pro Team wird der finanzielle Aufwand mit allem Material und den Kosten für die Mannschaft auf rund 15 Millionen Euro. Zum Vergleich: Beim letzten Rennen, bei dem die Teams ihre Boote noch im Rahmen der Regeln nach eigenem Ermessen auf Hochleistung trimmen konnten, wurden noch bis zu 80 Millionen Euro ausgegeben.

Und es geht sogar günstiger, wenn auch nur virtuell: Auf der Homepage gibt es einen Link zu einem Segelspiel, bei dem Interessierte unter den aktuellen Windbedingungen alle Etappen mitsegeln und Preise gewinnen können. Schon zur ersten Etappe hatten sich bereits 70.000 Segler weltweit an diesem Computergame beteiligt.

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