Auch der ADAC kritisiert massiv, dass in Deutschland bisher keine Lösung in Sicht ist. Dabei gäbe es sogar eine einfache technische Lösung, um die Kilometerstände der einzelnen Fahrzeuge besser zu überwachen – und das ganz ohne Datenbank. Tests des Automobilclubs haben ergeben, dass in den Autos bereits Chips mit einer sehr guten Sicherheitstechnologie verbaut werden – wie zum Beispiel SHE (Secure Hardware Extension).
Vereinfacht handelt es sich dabei um eine Art Speicherfunktion auf dem Chip. Damit könnte der Kilometerstand in gewissen Abständen festgehalten werden. Er wäre auf diesem Chip dann nicht mehr zu verändern. Wer einen Gebrauchtwagen kauft, könnte sich also den dort erfassten Wert einfach anzeigen lassen und wüsste, wie viele Kilometer das Fahrzeug wirklich schon gefahren wurde. Diese Funktion haben die Hersteller derzeit jedoch noch nicht aktiviert.
„Wir nehmen an, dass nach Probefahrten im Werk der Tacho ‚zurückgedreht‘ wird, um dem Kunden ein ungefahrenes Neufahrzeug zu übergeben“, sagt Markus Sippl vom ADAC. Dabei seien diese Testfahrten, die gerade einmal bei jedem 100. Auto stattfinden, zu begrüßen. Es gäbe keinen Grund sie zu verschleiern.
Warum bleiben viel große Hersteller also passiv? „Weil sie keinen finanziellen Schaden haben – im Gegenteil“, sagt Sippl. „Durch die hohe Zahl manipulierter Fahrzeuge steigt der durchschnittliche Wert, was eine besonders hohe Wertbeständigkeit suggeriert.“ Zudem hätten die Autobauer meist keine direkte Geschäftsbeziehung zu den Gebrauchtwagenkunden, entsprechend bekämen sie die Auswirkungen auch kaum zu spüren.
Finanzielle Gründe, die zum Teil schon vorhandene Technik zu aktivieren, gibt es nicht. Mehrere Chip-Hersteller haben dem ADAC versichert, dass der Aufwand für eine vernünftige Lösung sehr überschaubar ist. Die Infrastruktur – wie zum Beispiel die Server der Hersteller – sei bereits vorhanden. Der Aufwand läge bei weniger als einem Tausendstel des durchschnittlich verursachten Schadens – die Rede ist also von Eurobeträgen.
Fazit
Es scheint also, als sei dem Problem nur mit politischem Druck beizukommen – oder die deutschen Gebrauchtwagen-Händler werden hier ebenso aktiv wie in Belgien.