VW New Beetle im Gebraucht-Check Er läuft und läuft und läuft … doch noch

Startprobleme für den New Beetle: Zum Marktstart 1998 hatte der Käfer-Urenkel des VW-Konzerns mit Qualitätsmängeln zu kämpfen. Mittlerweile aber hat er sich zu einem soliden Gebrauchten entwickelt.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Praktisch ist das Coupé wirklich nicht Quelle: vw

Der VW New Beetle hatte in Deutschland nie eine Chance gegen den VW Käfer. Verglichen mit dem Kultmobil der Wirtschaftswunderzeit war die 1998er-Neuauflage nur ein müder Abklatsch – unpraktisch und auch noch unzuverlässig. Doch mit zunehmenden Jahren auf dem Buckel wird das Kompakt-Coupé zumindest in letzterer Hinsicht immer besser.

Karosserie und Innenraum: Der New Beetle war einer der Vorläufer des Retro-Trends in den späten 90er- und frühen 00er-Jahren. Das sentimentale Design fand durchaus Fans – doch die mussten im Gegenzug mit praktischen Schwächen leben.

Trotz knapp 4,15 Metern Außenlänge bietet der kugelige Golf-IV-Ableger innen nur Kleinwagenmaß. Fahrer und Beifahrer müssen sich hinter ein ausladendes Armaturenbrett quetschen, im Fond haben höchstens Kinder vernünftig Platz und das Gepäckabteil im Heck wird heute locker vom Kleinstwagen VW Up getoppt.

Komplett zum Lifestyle-Mobile für Singles und Pärchen wird der Beetle als Cabrio (ab 2003). Dann schrumpft der Laderaum auf Aktentaschenformat. Der eigentlich niedlich gestaltete Innenraum besteht leider zum Großteil aus Hartplastik, das dann häufig auch noch so schlecht verarbeitet ist, das Konzern-Qualitäts-Papst Martin Winterkorn dem Beetle heute wohl den Kammerjäger auf den Hals schicken würde.

Motoren: Am häufigsten auf dem Gebrauchtwagenmarkt zu finden ist heute der über die gesamte Produktionszeit angebotene 2,0-Liter-Benziner mit 85 kW/116 PS. Der Vierzylinder-Saugmotor ist durchzugskräftig und durstig, bietet aber den besten Kompromiss in der Antriebspalette. Die besteht auf Benzinerseite ansonsten aus den 1,4 und 1,6 Liter großen Einstiegsmotoren mit 55 kW/75 PS bis 75 kW/102 PS, den per Turbo geladenen 1,8-Liter-Triebwerken mit 110 kW/150 PS und 132 kW/180 PS sowie – selten zu finden – einem 2,3-Liter-Fünf- und einem 3,2-Liter-Sechszylinder (125 kW/170 PS und 165 kW/224 PS).

Auch drei unterschiedliche Dieselmotorisierungen (66 kW/90 PS bis 77 kW/105 PS) waren zu haben, alle sparsame, aber recht raue Gesellen. Einen Rußfilter gab es allerdings erst ab 2006 als Serienausstattung. Nachrüstsysteme waren und sind aber leicht zu bekommen.

Wie beim Golf IV fällt der Selbstzünder mit Problemen bei Luftmassenmesser und Zahnriemen auf. Bei letzterem also unbedingt darauf achten, ob er bereits gewechselt wurde.

Ausstattung und Sicherheit: Als Reminiszenz an die 50er-Jahre wurde jeder New Beetle mit einer kleinen Blumenvase am Armaturenbrett ausgeliefert. Ansonsten liest sich die Liste der Basis-Ausstattung eher prosaisch. Wichtige Extras wie Zentralverriegelung, Radio, Klimaanlage oder eine elektrische Verdeckbetätigung beim Cabrio gab es nur gegen Aufpreis.

Immerhin gehören der Schleuderschutz ESP und vier Airbags zum Standard. Wer beim Einparken gerne kleine Lücken nutzt, sollte auf das Vorhandensein der optionalen Hecksensoren achten – die Karosserie ist nach hinten extrem unübersichtlich.


Über Klappern und Knistern hinweghören

Qualität: Die Plattform des New Beetle stammt vom Golf IV, einem grundsätzlich soliden Auto, dessen aber durchaus vorhandene Mängel auch die Käfer-Version betreffen. Ärger machen unter anderem streikende Fensterheber, Elektrik-Fehler, defekte Luftmassenmesser, wackelnde Sitze und Zahnriemen-Probleme beim Diesel.

Dazu kommen die Effekte teils lässiger Verarbeitung im mexikanischen Werk. Die Armaturentafeln knarren, die Tankklappe bricht leicht und die Lackqualität lässt zumindest in den ersten Baujahren zu wünschen übrig.

Im TÜV-Report zeigen vor allem vier- bis fünfjährige Fahrzeuge verstärkt Probleme an Achsfedern, Lenkung und Bremse. Ab dem achten Jahr bessert sich die Bilanz – wohl auch, weil viele Mängel und Ärgernisse zwischenzeitlich behoben wurden. Lediglich der Auspuff bleibt rostanfällig. Beim Cabrio sollte man zudem das Verdeck genau in Augenschein nehmen – dort scheuert das Gestänge gerne die Stoffhaut auf.

Fazit: Der New Beetle ist ein Auto für Liebhaber. Wer die Käfer-Formen nicht schätzt, fährt mit dem alltagstauglicheren Golf IV besser. Wer aber das Retro-Design mag, sollte ein Fahrzeug mit nachvollziehbarer Reparaturhistorie wählen.

Wenn die notorischen Mängel behoben sind und man über Klappern und Knistern hinweghören kann, ist der Beetle eine solide Wahl. Dafür muss man aber in der Regel wohl etwas mehr Geld investieren als die 1.500 Euro, bei denen die Gebrauchtwagenpreise aktuell starten.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%