Bankkarten-Betrug Doppelt so viel Datenklau an Geldautomaten

Mit ausgespähten Daten von Bankkarten richten Betrüger jährlich Millionenschäden an. Wie die Täter vorgehen und wie Sie sich schützen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Die Fälle ausgespähter Daten Quelle: AP

Deutlicher Anstieg beim Datenklau an Geldautomaten: Im ersten Halbjahr 2010 sind nach Angaben des Bundeskriminalamtes in Deutschland bereits mehr sogenannte Skimming- Fälle registriert worden, als im gesamten Jahr 2009. Der Schaden betrug 2009 schätzungsweise 40 Millionen Euro. Beim Skimming werden Geldautomaten von Betrügern technisch so manipuliert, dass sie die Karteninformationen und die PIN des Bankkunden mitlesen können. Mit diesen Daten heben die Täter dann von dem Konto Geld ab. „Das ist organisierte Kriminalität, dahinter stecken meist Gruppen aus Südosteuropa“, sagt der Vize-Dezernatsleiter beim Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz, Klaus D. Wahl.

Kreditkartenanbieter gefordert

Der Zentrale Kreditausschuss als Dachorganisation der Banken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken in Berlin wies am Mittwoch darauf hin: „Für Schäden aufgrund von betrügerischen Manipulationen haftet die Kreditwirtschaft, betroffene Kunden bekommen ihr Geld erstattet.“ Die deutsche Kreditwirtschaft habe bereits frühzeitig in die Ausstattung ihrer girocard-Karten mit moderner Chiptechnologie investiert, die den Einsatz von ge- und verfälschten Karten wirkungsvoll verhindere. „Sofern es trotzdem noch zu solchen Schäden kommt, sind diese mehrheitlich auf den niedrigeren Sicherheitsstandard im Ausland zurückzuführen.“

Der Einsatz von Kartendubletten erfolge zunehmend in Regionen der Welt, in denen die Verwendung des neuen internationalen Sicherheitsstandards EMV nicht verbindlich geregelt sei. Diese „Schlupflöcher“ müssten geschlossen werden. „Hier sind die weltweiten Zahlungssysteme wie MasterCard und VISA gefordert, weltweit ein hohes Sicherheitsniveau zum Wohl der Kunden sicherzustellen.“

Bekannte Tricks und wie man sich schützt

Beim rheinland-pfälzischen Quelle: dpa

Stille Post

Verlassen Sie sich nicht darauf, dass zum Beispiel eine Bank im Ausland eine Sperrung für Sie weiterleitet - rufen Sie immer persönlich bei Ihrer Hausbank oder der 24-Stunden-Sperrzentrale an. Wählen Sie zum Beispiel die Nummer 01805 / 021021, die zwar nur für EC-Karten, dafür aber für alle Banken gilt. Alternative: Telefon 116 116 - die Hotline sperrt auch Kreditkarten, ist aber nicht für alle Banken zuständig.

Der Mehrfach-Karten-Trick.

Wenn Sie mehrere Karten besitzen, öffnen Sie die Tür der Bank mit der einen Karte und heben Sie mit der anderen Geld am Automaten ab. Wenn ein Betrüger an der Tür die Kartendaten ausspäht und am Automaten die Geheimzahl abgreift, ist diese Kombination für ihn nutzlos.

Verdeckte Eingabe

Wenn Sie im Kaufhaus bezahlen oder am Automaten Bares abheben, verdecken Sie bei der Eingabe Ihrer Geheimzahl die Tasten - lassen Sie sich dabei nicht über die Schulter schauen.

Manipulierte Tastenfelder

Einzige Chance: Die manipulierten Tasten erkennen, sonst geht die Geheimzahl direkt an die Betrüger – und dann hilft auch das Verdecken der Tasten nichts.

Mehrfacheingabe

Sie sind sicher, die richtige PIN eingegeben zu haben? Dann geben Sie trotz Aufforderung niemals mehrfach ihre Geheimzahl ein.

Optische Täuschung

Stellen Sie sicher, dass Sie nach dem Bezahlen Ihre eigene Karte zurückbekommen - und nicht etwa eine optisch ähnliche, aber wertlose oder abgelaufene Karte eines Dritten.

A la Carte nur am Tisch

Geben Sie Ihre Karte nicht aus der Hand, auch nicht dem Kellner im Restaurant - in Sekundenschnelle kann er hinter dem Tresen eine Kopie der Karteninformationen machen.

Keine Blanko-Karte

Unterzeichen Sie Ihre neue Bankkunden-Karte sofort nach Erhalt, ansonsten hat ein Dieb leichtes Spiel, mit der Karte einzukaufen.

Doppelt hält besser

Notieren Sie sich Ihre Kontonummer und die Telefonnummer der Sperrhotline mehrfach - etwa eingespeichert ins Mobiltelefon und zusätzlich auf einem Zettel.

Mit Zeugen

Suchen Sie sich immer einen Zeugen, der bei einem Anruf der Sperrhotline das Datum, die Uhrzeit und den Namen des Gesprächspartners notiert.

Fristen beachten

Wenn Sie länger im Ausland leben, bitten Sie jemanden, Ihnen Kontoauszüge und Kreditkartenabrechnungen zu senden, um Reklamationsfristen einhalten zu können. Übliche Bank-Lastschriften können bis zu sechs Wochen nach Abbuchung zurückgegeben werden. Die Fristen für Reklamationen von Kreditkartenunternehmen variieren.

Auswendig lernen

Notieren Sie Ihre PIN nicht auf der Karte, tarnen Sie sie auch nicht als Telefonnummer. Die sicherste Methode: Auswendig lernen und das Bankschreiben vernichten.

Auszüge nicht vermodern lassen

Kontrollieren Sie Ihre Abrechnungen und Kontoauszüge immer sofort und heben Sie alle Belege auf. Wenn etwas nicht stimmt: Melden Sie sich umgehend bei Ihrer Bank, am besten schriftlich.

Check-up

Prüfen Sie regelmäßig, ob Sie noch alle Zahlungskarten besitzen - besonders auf Großveranstaltungen.

Anzeigen!

Zeigen Sie den Diebstahl Ihrer Karte bei der Polizei an – aber erst nach der Sperrung, die geht vor.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%