Mobilität der Zukunft Mit dem Drohnen-Taxi einfach abheben

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Die Träume der neuen Flugpioniere

Die komplizierten Zulassungsverfahren – jeweils eins für Luft und Straße – könnten die ambitionierten Zeitpläne noch verzögern. Die Behörden bewegen sich immerhin. So trafen sich erst vor wenigen Wochen Vertreter der Europäischen Luftsicherheitsagentur EASA, EU-Kommission und des Luftfahrt-Bundesamts in Köln, um die Regularien für Flugautos zu diskutieren.

Alexander Zosel ist das alles zu kompliziert. Der Geschäftsführer des Karlsruher Start-ups E-Volo ist überzeugt: Wenn Fliegen so normal wie Autofahren werden soll, dann müssen Flugzeuge auch so leicht zu lenken und so sicher sein wie Autos. Seit 2011 arbeitet sein Team an einem Elektrohelikopter. Noch im März soll er erstmals mit einem Menschen an Bord abheben.

Der Volocopter verzichtet auf den komplizierten Aufbau heutiger Hubschrauber, stattdessen hat er 18 kleine, von Elektromotoren angetriebene Rotoren – wie eine Spielzeugdrohne. Dutzende Sensoren halten die Maschine auch bei Turbulenzen auf Kurs. Der Pilot bestimmt nur noch Höhe und Richtung, alles andere läuft automatisch. „Sie steigen ein“, sagt Zosel, „drücken am Joystick auf Start und heben ab.“

Das sind die Rennstrecken im deutschen Luftverkehr
Rückläufige PassagierzahlenInnerhalb Deutschlands nutzen immer weniger Passagiere das Flugzeug. Im Vergleich zu 2008 ging der innerdeutsche Flugverkehr stark zurück. 2014 sind nur noch 15,5 Millionen Passagiere innerhalb der Bundesrepublik geflogen zeigen Zahlen des Flughafenverbands ADV. Für den Airport Travel Survey 2015 wurden an den deutschen Flughäfen 180.000 Passagiere aus der ganzen Welt befragt, um Erkenntnisse über die Entwicklung des Luftverkehrsmarktes, die Passagierstruktur und das Reiseverhalten der Fluggäste zu gewinnen. Quelle: REUTERS
Platz 10: Köln/Bonn - Hamburg - Köln/BonnVon Köln nach Hamburg und wieder zurück: 340.000 Passagiere sind 2014 diese Strecke geflogen. Köln/Bonn (1,4 Millionen) und Hamburg (1,9 Millionen) gehören zudem zu den Flughäfen mit den meisten abfliegenden Fluggästen mit innerdeutschen Zielen. Quelle: REUTERS
Platz 9: Düsseldorf - Hamburg - DüsseldorfMaßgeblich für den Rückgang der innerdeutschen Flüge ist für den ADV vor allem die Einführung der Luftverkehrssteuer: Durch die Abgabe hätten Millionen Gäste den deutschen Flughäfen den Rücken zugewandt. Doch auch die Konkurrenz durch Fernbusse und die Deutsche Bahn trug sicherlich dazu bei. Immerhin: 440.000 Passagiere reisten mit dem Flieger zwischen Düsseldorf und Hamburg. Insgesamt zählte der Flughafen Düsseldorf 1,6 Millionen Fluggäste mit innerdeutschen Zielen. Quelle: dpa
Platz 8: Hamburg - Frankfurt - HamburgDer Frankfurter Flughafen, das größte deutsche Luftfahrtdrehkreuz, fertigte 2014 rund 60 Millionen Passagiere ab. 1,3 Millionen davon hatten ein innerdeutsches Ziel. 660.000 Gäste nahmen die Flugverbindung Hamburg-Frankfurt-Hamburg. Quelle: REUTERS
Platz 7: Stuttgart - Hamburg- Stuttgart710.000 Passagiere reisten von Stuttgart nach Hamburg und umgekehrt. Insgesamt hatte der Stuttgarter Flughafen im vergangenen Jahr 1,2 Millionen Passagiere mit einem innerdeutschen Ziel. Quelle: dpa
Platz 6: Stuttgart - Berlin - StuttgartMit 3,1 Millionen Passagieren ist Berlin (im Bild der Flughafen Tegel) eine der Top-Destinationen für innerdeutsche Flüge. Die Strecke Stuttgart-Berlin-Stuttgart sind 960.000 Fluggäste geflogen. Quelle: dpa
Platz 5: Berlin - Frankfurt - BerlinNoch beliebter ist aber die Strecke Berlin-Frankfurt-Berlin: Insgesamt wurden 1,09 Millionen Passagiere gezählt. Die Bundeshauptstadt steht als touristisches Ziel und bei Geschäftsreisenden hoch im Kurs – wie auch die folgende Stadt... Quelle: dpa

Wenn der Zweisitzer in den nächsten ein bis zwei Jahren in Serienproduktion geht, reicht eine einfache Sportpilotenlizenz (60 Theorie- und 30 Flugstunden), um ihn zu fliegen. Wichtige Komponenten sind mehrfach vorhanden. „Im Notfall öffnet sich ein Fallschirm“, sagt Zosel, „und der Volocopter gleitet sanft zu Boden.“

Sicherheit und Bequemlichkeit kosten Reichweite: Schon nach 25 Kilometern machen die Batterien schlapp. Fortschritte bei den Akkus könnten die Distanz auf 100 Kilometer steigern, glaubt Zosel. Das würde für Taxiflüge in Städten reichen. Dort könnte der Volocopter auf jedem Helikopter-Landeplatz aufsetzen. Dank der Elektromotoren sei die Passagierdrohne leiser als ein Hubschrauber, sagt Zosel – und in 200 Meter Höhe nicht mehr zu hören.

Langstreckenschweber: Der TF-X vom US-Start-up Terrafugia soll 800 Kilometer weit fliegen. Start: 2024. (zum Vergrößern bitte anklicken) Quelle: Presse

Chaos in der Luft?

Für weitere Strecken brauchen Elektroflieger allerdings Flügel, auf denen sie viel effizienter vorangleiten als mit Rotoren. Start-ups wie das deutsche Lilium Aviation und das amerikanische Terrafugia wollen darum das Beste aus zwei Welten verbinden: Ihre Flugautos sollen senkrecht abheben und in der Luft ihre Propeller nach vorne klappen, um wie ein Flugzeug weiterzufliegen. Lilium-Gründer Wiegand versucht dabei das Flugauto so zu denken, wie es Apple oder Tesla tun würden: simple Nutzerführung mit einem Touchscreen, Joystick – sonst nichts. „Wir wollen die Fliegerei aus der Ecke der Luftfahrtfreaks herausholen“, sagt Wiegand.

Die schönsten Drohnen-Fotos
Das Drohnen-Bild des Fotografen Ricardo Matiello seiner brasilianischen Heimatstadt Marínga hat gleich doppelt abgeräumt. Es landete in zwei Kategorien auf dem ersten Platz. Quelle: Presse
Drohnenfotograf Jeremie Eloy hat den Berg Mont-Saint-Michel in der Normandie während einer Flut im Januar aufgenommen, die ihn zu einer Insel hat werden lassen. Quelle: Presse
Anders@andersa.com hat die bunten Tulpenfelder zwischen Sassenheim und Voorhout in den Niederlanden mit seiner Drohne eingefangen. Quelle: Presse
Schnorcheln mit Haien in der freien Natur von Französisch-Polynesien, nahe der Insel Moorea. Drohnenfotograf Tim McKenna hatte Glück und perfekte Bedingungen für das Bild.
Jedes Jahr im Juni stürzen sich hunderte Schwimmer in die Fluten des Pazifik Quelle: Presse
Und noch ein Bild aus Französisch-Polynesien gehört zu den Gewinnern. Hier sieht man die Fotografen von Marama Photo selbst dabei, wie sie auf der Insel Tahaa Quelle: Presse
Svetlin Marinov hat die Stadt Plovdiv in Bulgarien bei Nacht von oben fotografiert. Sie soll die wohl älteste Stadt Europas sein die immer noch bewohnt und am gleichen Platz ist. Quelle: Presse

Sollten die Träume der neuen Flugpioniere wahr werden, dann wird es lebendig im Himmel über den Städten. Neben den Flugautos könnten bald Flotten unbemannter Drohnen herumschwirren, die Pakete ausliefern. Nasa-Experten arbeiten schon an Überwachungssystemen für den Luftraum, um die vielen Flugbewegungen zu orchestrieren. In 10 bis 15 Jahren, ist Volocopter-Entwickler Zosel überzeugt, werde es erste Luftstraßen in Deutschland geben.

Aber wenn Computer künftig den bisher unkontrollierten Luftraum (in Deutschland meist bis 762 Meter Höhe) komplett überwachen – warum lenken sie dann nicht auch gleich die Flieger? Die Frage stellte sich Hu Huazhi, CEO des chinesischen Drohnen-Start-ups Ehang. Auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas präsentierte er Anfang Januar einen Elektroflieger, der schier Unglaubliches verspricht: rechnergesteuerte Taxiflüge für jedermann.

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