Es ist vielleicht vier bis fünf Jahre her, da lauschte ich dem Vortrag eines US-Managers, der voller Euphorie in jedem zweiten Satz die großartigen Möglichkeiten des „Cloud-Computing“ bejubelte und irgendwann feststellte, dass ihn seine Zuhörer bei jedem Verweis auf die Wolke nur ratlos anblickten. „Früher nannten wir das mal ‚das Netz‘, jetzt ist es die ‚Cloud‘ – es klingt einfach cooler“, löste der Netzwerk-Spezialist das Rätsel auf.
Und tatsächlich ist vieles von dem alles andere als neu, was heute unter den Modebegriff „Cloud-Computing“ fällt. Weder der Gedanke, dass sich Informationen auf Datenbanken im Internet speichern, noch, dass sie sich in speziellen Online-Rechenzentren verarbeiten lassen. Klar ist aber: So umfassend, wie heute, hat die Verknüpfung von lokalem Computer-Einsatz und Rechenpower aus dem Netz die IT-Welt noch nie durchdrungen.
Das umfasst längst nicht mehr nur professionelle IT-Anwendungen. Immer mehr Nutzer übertragen den Gedanken des zentralen Speicherns und des Zugriffs auf Informationen, auf Dateien und Anwendungen auch in die private Rechnerwelt oder auf semiprofessionelle Anwendungen. Das funktioniert unter dem heimischen Dach genauso wie etwa fürs Informationsmanagement von Selbstständigen und Freiberuflern oder in kleinen Büros.
Statt eines Rechenzentrums im Netz dient dann ein lokaler Datenspeicher – eine sogenannte Netzwerkfestplatte – zum einen als einheitlicher Lagerort für Dokumente, Bilder und Musik. Zum anderen sind die leistungsstärkeren Speicher in der Lage, als Zentralrechner in der „privaten“ Cloud zu fungieren, der Anwendungen online bereitstellt.
Etwa den automatischen Backup-Dienst und das E-Mail-Management für alle Familienangehörigen oder Mitarbeiter. Oder die Medienzentrale, die Fotos und Videos auf den TV-Bildschirm oder Musik auf die Stereoanlage streamt. Oder das digitale Notizbuch. Möglich ist all das sowohl im Heimnetz als auch mit gesichertem Zugriff aus dem Internet.
Vor- und Nachteile von Cloud Computing
Wer all seine Informationen in einer Cloud speichert, ist vom Anbieter abhängig. Sollte der sich möglicherweise nur unzureichend um seine Kunden kümmern, ist ein Wechsel zu einem anderen Anbieter meist schwierig, da die Datenmengen groß sind. Ein weiteres Problem: Für den Fall, das ein Anbieter pleite geht, gibt es keine klaren Regelungen. Erst wenn es Standards gibt, die einen Anbieterwechsel ermöglichen, sinkt die Abhängigkeit.
Dienstleister, die Clouds anbieten, beschäftigen sich in der Regel intensiv mit dem Thema Datenschutz. Allerdings sind große Datenmengen auch immer ein attraktives Ziel für Hacker. Die Auslagerung der eigenen Daten in eine Cloud bedeutet somit auch immer einen Kontrollverlust.
Die Menge des Speicherplatzes im Netz kann flexibel angepasst werden. Benötigt man mehr Speicherplatz, kann man einfach die angemieteten Kapazitäten erhöhen, anstatt sich teure Hardware kaufen zu müssen.
Der Administrationsaufwand sinkt, wenn man eine Cloud benutzt. Da die Installation auf dem eigenen Computer entfällt und auch Updates von den Cloud-Anbietern durchgeführt werden, kommt es hier zu einer großen Zeitersparnis.
Wer mit einer Cloud arbeitet, kann flexibel auf Daten zugreifen. Dabei spiel der Ort keine Rolle. Sowohl von Smartphones, als auch von Tablets und Computern aus können die Informationen abgerufen werden.
NAS – Network Attached Storage
Die nötige Technik, im IT-Jargon „NAS“ genannt (Network Attached Storage, auf Deutsch: Speicher mit Anschluss ans Heim-Netzwerk), gibt es schon für wenig mehr als hundert Euro. Zu den bekanntesten Anbietern gehören Unternehmen wie Buffalo , D-Link, Qnap , Synology oder Western Digital.
Bei vergleichbarem Speicherplatz sind NAS-Laufwerke etwas teurer als simple, mobile Festplatten zum Anschluss an den USB-Stecker. Dafür besitzen die NAS-Speicher einen eigenen Prozessor, laufen mit einem eigenen Betriebssystem und stellen die genannten Netzwerk- und Server-Funktionen bereit.
NAS-Server im Vergleich
Dabei gilt: Je mehr Speicherplatz, je größer der Funktionsumfang und je leistungsstärker der Prozessor, desto teurer werden die Systeme. So gibt es etwa das Modell WD My Cloud TB mit zwei Terabyte Speicherplatz von Western Digital bereits für rund 120 Euro. Dafür empfängt und sendet die Platte die Daten nur mittelmäßig schnell ins Heimnetz und kann zudem unter anderem nicht als Druck-Server für verbundene Geräte dienen.
Die deutlich umfassender ausgestattete Synology DiskStation DS214se dagegen kostet um die 340 Euro, bringt dafür aber – neben sechs Terabyte Speicher auf zwei integrierten Laufwerken – unter anderem Software zur Kontrolle von privaten Überwachungskameras oder auch die Möglichkeit zur Synchronisation mit Online-Speichern wie Evernote, Box oder Dropbox mit. Einen Überblick über aktuelle Netzwerk-Festplatten bieten unter anderem die Computer-Fachmagazine Chip und PC-Welt.
Neben fertig konfigurierten Systemen bieten fast alle Hersteller auch NAS-Gehäuse mit der kompletten Technik aber ohne eingebaute Festplatte an. Je nach Konstruktionstyp kann der Käufer dann selbst eine oder mehrere Speicherplatten in die Gehäuse einschieben und so den benötigten Platz für die Dateien einrichten.
Speziell die Mehrplattensysteme bieten dabei die Möglichkeit einer Spiegelung der Daten in Form eines sogenannten RAID-Systems. Dabei liegen alle Daten auf zwei (oder mehr) getrennten Platten und sind dabei gegen einen möglichen Speicher-Crash gleich mehrfach abgesichert.
Anwendung
Den bei vielen der NAS-Systeme möglichen Weg ins (beziehungsweise den Zugriff aus dem Netz) führt über den Anschluss der Festplatten per Netzwerkkabel an den heimische Router – also beispielsweise die bekannten Fritzboxen oder auch die Internet-Boxen von Telekom, 1&1 oder den Kabelanbietern. Vorausgesetzt, der Nutzer schaltet diese Zugriffsoptionen auf NAS und Router frei.
Parallel dazu sollte der Anwender sowohl im Router als auch auf dem Netzwerkspeicher die Firewall-Funktionen und einen ausreichenden Passwortschutz aktivieren, um zu verhindern, dass Unbefugte übers Netz im privaten Datensafe herumstöbern.
Wer sich nicht zum heimischen IT-Administrator berufen fühlt, sei beruhigt. Die Installation des Speichers und in der Regel auch die Einrichtung von Nutzerprofilen, Netzwerk-Anwendungen und Online-Zugriffen funktioniert bei fast allen NAS-Systemen für Privatanwender und Kleinunternehmen inzwischen über Software-Assistenten. Die führen auch Laien Schritt für Schritt durch die Installation und richten dabei mindestens die wichtigen Grundfunktionen ein.
Fazit: NAS-Server oder externe Festplatte?
Rein technisch steht der Wolke unterm heimischen Dach also wenig im Wege. Klar ist aber auch: Wer nicht mehr als einen Rechner daheim betreibt, keinen Datenzugriff aus dem Netz braucht und nur den Inhalt seiner regulären Computer-Festplatte gegen einen kapitalen Rechnerschaden sichern will, der ist – pro Terabyte Speicherplatz ungefähr zum halben Preis – auch mit einer simplen mobilen Festplatte zum Anschluss an den USB-Stecker des PC gut bedient.
Denn, egal ob die Technik nun „Cloud“, „Netzwerkspeicher“ oder „USB-Disk“ heißt, viel entscheidender als der coole Name fürs Speichersystem ist, dass der Nutzer seine Daten überhaupt auf einem externen Datenträger sichert. Bevor der Rechner crasht.