Comeback des Bitcoin Die Cyberwährung meldet sich zurück

Der Bitcoin ist virtuelles Geld aus dem Internet. Erst als zweifelhafte Hacker-Währung abgetan und fast mit den Platzen einer Spekulationsblase untergegangen, lockt der Bitcoin inzwischen auch professionelle Anleger an.

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Frankfurt/Main Die Digitalwährung Bitcoin feiert ein überraschendes Comeback. Das virtuelle Geld, dessen Tage nach einer geplatzten Spekulationsblase bereits gezählt schienen, erlebt einen unerwarteten Aufschwung.

Nach dem Mitte 2011 erreichten Rekordhoch bei knapp 30 Dollar pro digitale Währungseinheit war der Bitcoin-Kurs abgestürzt und dümpelte mehr als ein Jahr vor sich hin. Doch zuletzt kletterte der Kurs wieder auf rund zwölf Dollar. Das ruft sogar Hedgefonds auf den Plan. Wichtiger noch als der jüngste Kursauftrieb: Die Verbreitung als Zahlungsmittel nimmt stetig zu.

Die Legende besagt, dass der Bitcoin erstmals 2009 von einem Satoshi Nakamoto in Umlauf gebracht wurde. Wer sich hinter diesem Namen verbirgt, ist rätselhaft. Klar ist allerdings, welche Idee hinter der digitalen Währung steht: Ein Geldsystem, das ohne zentralisierte Kontrolle in Form einer Notenbank auskommt und damit unabhängig von Banken und Regierungen funktioniert. Bitcoins kann am heimischen Computer im Prinzip jeder herstellen, solange das Gerät über genug Rechenkraft verfügt.

Das im Fachjargon „Mining“ genannte Krypto-Verfahren kostet neben der entsprechenden Hardware vor allem Strom und Nerven. Um Geldeinheiten zu errechnen, muss der Computer hochkomplexe mathematische Formeln lösen. Um ein Ausufern der Geldmenge zu verhindern, gibt das System dem Rechner mit der Zeit immer schwierigere Verschlüsselungen zum Enträtseln auf. Die Anzahl der erzeugten Bitcoins soll sich dadurch alle vier Jahre halbieren, sodass es maximal etwa 21 Millionen Bitcoins geben kann. Fast die Hälfte davon befindet sich bereits in Umlauf.

Nur wenige Nutzer beteiligen sich selbst am Produktionsprozess. Man kann sich den Aufwand sparen, und Bitcoins im Internet mit Dollar oder Euro kaufen. Wurde das Digitalgeld in den Anfangsjahren noch als Spinnerei aus dem Hacker-Milieu abgetan und mit Vorliebe für dubiose Geschäfte genutzt, findet es als Zahlungsmittel zunehmend Verbreitung.


Achillesferse bleibt die Sicherheit

Mittlerweile kann man online verschiedenste Sachen von Schuhen bis zum australischen Gourmet-Rindfleisch damit kaufen. Auch außerhalb des Internets verbreitet sich die Währung, wenngleich sich diese Entwicklung bislang noch auf Trend-Läden etwa in Berlin oder New York beschränkt.

Trotzdem haben auch Profi-Anleger den Bitcoin bereits auf dem Radar. „Unsere Kunden verfolgen das Thema mit großem Interesse“, sagt Friedhelm Andreas Schmitt vom Frankfurter Finanzdienstleister Phylax Financial Innovations. Das auf Hedgefonds und Alternative Investments spezialisierte Unternehmen berechnet unter anderem einen Bitcoin-Sentiment-Index, um herauszufinden, wie Investoren gegenüber der digitalen Devise gestimmt sind. Zudem befindet sich eine Anlagestrategie im Testlauf - nicht jedoch unter Einsatz von Kundengeldern, wie Schmitt betont.

Der Profi spekuliert ohnehin nicht auf langfristige Kursgewinne, sondern in erster Linie auf Ereignis-Risiken. „Wir versuchen, bei negativen News schneller zu reagieren als andere Marktteilnehmer“, erklärt Schmitt. Dafür verfolge das Unternehmen den Nachrichtenfluss in Echtzeit. „Wenn beispielsweise eine Bitcoin-Börse schließt, betrügt oder gehackt wird, steigen wir schneller aus als andere, warten auf einen massiven Kursverlust und steigen dann wieder ein.“ Diese Events seien allerdings nicht so häufig, so Schmitt. Sie kommen aber immer wieder vor, denn der Bitcoin hat eine Achillesferse: die Sicherheit.

Erst Anfang September räumten Hacker Bitcoins im Wert von 250 000 Dollar von der großen US-Börse Bitfloor, die daraufhin schließen musste. Ähnliche Vorfälle hatte es bereits zuvor immer wieder gegeben. Beim ersten großen Kursrutsch im vergangenen Jahr galt eine gehackte Bitcoin-Börse als Auslöser. IT-Experten warnen schon lange vor Sicherheitslücken. Ob die virtuelle Währung jemals den Sprung aus der Nische schafft, wird von Fachleuten nicht zuletzt auch wegen dieses Risikos bezweifelt.

Dennoch: Trotz aller Widerstände und Rückschläge scheint der Bitcoin nicht kleinzukriegen. Das Projekt ist vielleicht nicht die erhoffte Revolution des Geldwesens, aber immerhin ein kleiner Schritt in Richtung Unabhängigkeit von Banken und Regierungen. Und zumindest als Zahlungsmittel im Internet könnte das digitale Geld vor einer großen Zukunft stehen.

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