ABB-Chef Peter Terwiesch "Wir müssen eine Stromautobahn mit vielen Anschlussstellen schaffen"

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Kann ABB liefern?

Quelle: Presse

Das sind große Pläne. Kann ABB am Ende auch liefern? Der Netzbetreiber Tennet, der die Nordsee-Meereskraftwerke anschließen muss, begründet einen Teil der Verzögerungen damit, dass ABB nicht mit der Produktion der notwendigen Gleichstrom-Seekabel hinterherkommt.

Das stimmt nicht. Allein in den vergangenen zwei Jahren haben wir annähernd eine Milliarde Dollar in die Erweiterung und Modernisierung unserer Fertigungs- und Entwicklungskapazitäten für die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung gesteckt. Allein 400 Millionen fließen in die Verdopplung der Seekabelproduktion. Wir sind lieferfähig.

Sind Sie zuversichtlich, dass die Energiewende am Ende allen Widrigkeiten zum Trotz gelingt?

Sie ist mit dem Atomausstieg ja erst vor gut einem Jahr ausgerufen worden. Und wir können nicht erwarten, dass ein solches Jahrhundertprojekt, das einem Totalumbau des Energiesystems gleicht, nach ein paar Monaten fertig dasteht. Wenn wir sorgfältig planen und gestaffelt vorgehen, dann gelingt die Energiewende.

Bisher zeigt sich vor allem eins: Die Stromversorgung wird wackeliger, die Strompreise steigen.

Natürlich muss das System sicher bleiben. Denn jede Stunde Stromausfall bringen Deutschland wirtschaftliche Verluste von über einer Milliarde Euro. Aber wenn wir es richtig anpacken, wird das Netz auch während des Umbaus stabil bleiben. Davon bin ich überzeugt.

Was nützt das, wenn die Strompreise energieintensive Unternehmen außer Landes treiben?

Um das zu verhindern, sollten wir verstärkt das Thema Energieeffizienz angehen. Denn der grünste Strom ist immer noch der, den wir gar nicht erst verbrauchen.

Das Stromsparen würde den Preisanstieg ausgleichen?

In einigen Fällen sogar überkompensieren.

Zum Beispiel wo?

Ein ergiebiges Feld sind elektrische Antriebe. Die Industrie verbraucht weltweit 42 Prozent des Stroms. Zwei Drittel davon gehen in Elektromotoren. Und die laufen zu 90 Prozent immer noch ständig auf voller Drehzahl. Würden sie immer nur so viel Leistung produzieren, wie tatsächlich abgenommen wird, käme jeder elektrische Antrieb durchschnittlich mit 30 bis 50 Prozent weniger Strom aus – ein gigantisches Sparpotenzial.

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