Amazon Echo im Test Das Raumschiff Enterprise fürs Wohnzimmer

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"Alexa, geh' auf Lichtgeschwindigkeit"

Ebenso möglich ist, die Verkehrslage auf dem Weg ins Büro oder nach Hause ansagen zu lassen, vorausgesetzt man hat beide Adressen einmal in seinem Konto hinterlegt. Viel mehr als drohende Staus und den groben Verlauf der Autofahrt verrät das System allerdings nicht.

Dafür, gleich in einem Schwung auch die alternativen Nahverkehrsverbindungen anzubieten – eine im Grunde ja sinnvolle und naheliegende Ergänzung für einen virtuellen Assistenten – fehlen der deutschen Alexa-Intelligenz noch die erforderlichen Skills. Auch dafür, diese noch bereitzustellen und die passenden Entwickler oder Partner zu gewinnen, diene die aktuelle Beta-Phase, heißt es bei Amazon. In den USA summiere sich die Zahl individuell zuschaltbarer Fertigkeiten inzwischen schon auf mehrere tausend Skills.

von Matthias Hohensee, Jacqueline Goebel, Henryk Hielscher, Thomas Kuhn, Peter Steinkirchner

Immerhin, die Fahrtauskunft der Deutschen Bahn lässt sich aus dem Katalog deutscher Zusatzfunktionen für Alexa bereits nachladen. „Alexa, wann fährt der nächste Zug von Düsseldorf nach Hamburg?“, etwa liefert dann schon sehr prompte und brauchbare Antworten. Für mehr, also etwa die gefundene Verbindung als Kalendereintrag ans eigene Konto zu schicken oder gar eine Fahrkarte zu kaufen, reicht es noch nicht.

Insgesamt sind es in Deutschland gerade einmal ein paar Dutzend solcher Zusatzfunktionen – neben der smarten dlink-Steckdose etwa die Fernsteuerung der smarten Hue-LED-Leuchten von Philips oder die Heizungsregelung von Tado aber auch die Option, sich vom Onlineportal Chefkoch.de das Rezept des Tages vorschlagen zu lassen.

Mehr als 60 Milliarden Dollar ist Amazon-Gründer Jeff Bezos inzwischen wert. Hinter seinem Vermögen steckt ein riesiges Geflecht an Beteiligungen. Eine interaktive Reise ins Bezos-System.

Auf dem Umweg über die Skills für die lernfähigen Harmony-Fernbedienungen von Logitech können technisch verspielte Zeitgenossen per Alexa-Befehl sogar den Fernseher einschalten, das Programm wechseln oder den Digitalrekorder steuern. Offiziell nutzbar ist die Koppelung bisher erst für Echo-Anwender mit einem US-Amazon-Konto. Aber mit etwas elektronischem Gefummel lässt sich das auch jetzt schon einrichten. Spätestens wenn Echo offiziell in den Verkauf geht, wird der Logi-Skill auch in der deutschen Alexa-Werkzeugbox zu finden sein.

Bleibt die Frage, ob der rein sprachbasierte Dialog mit der Computer-Intelligenz, den Echo ermöglicht, tatsächlich das Potenzial hat, unseren Umgang mit der Technik zu revolutionieren. Das nämlich ist die Vision von Amazon-Chef Jeff Bezos, der sich bei der Idee, das System zu entwickeln, gleichzeitig von der Vergangenheit und von der Zukunft hat inspirieren lassen. Historisch, weil der Name „Alexa“ an die antike Bibliothek von Alexandria erinnern soll, die zu ihrer Zeit das gesamte damalige Weltwissen verfügbar machen sollte. Im heutigen Internet-Zeitalter soll nun Alexa das Wissen im Web erschließen.

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Bis es soweit ist, wird es – das zeigen die ersten Live-Erfahrungen – aber noch deutlich länger dauern, als bis zum Erreichen vom zweiten Ziel des passionierten Star-Trek-Fans Bezos: Einen digitalen Assistenten zu erschaffen, der sich so leicht bedienen lässt, wie der sprachgesteuerte Bord-Computer des Raumschiffs Enterprise. Das leistet Echo schon jetzt.

Ein ganz klein wenig fühle ich mich nämlich tatsächlich schon wie Captain Kirk. In dem Sinne: „Alexa, geh‘ auf Lichtgeschwindigkeit.“

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