Ebenso möglich ist, die Verkehrslage auf dem Weg ins Büro oder nach Hause ansagen zu lassen, vorausgesetzt man hat beide Adressen einmal in seinem Konto hinterlegt. Viel mehr als drohende Staus und den groben Verlauf der Autofahrt verrät das System allerdings nicht.
Dafür, gleich in einem Schwung auch die alternativen Nahverkehrsverbindungen anzubieten – eine im Grunde ja sinnvolle und naheliegende Ergänzung für einen virtuellen Assistenten – fehlen der deutschen Alexa-Intelligenz noch die erforderlichen Skills. Auch dafür, diese noch bereitzustellen und die passenden Entwickler oder Partner zu gewinnen, diene die aktuelle Beta-Phase, heißt es bei Amazon. In den USA summiere sich die Zahl individuell zuschaltbarer Fertigkeiten inzwischen schon auf mehrere tausend Skills.
Immerhin, die Fahrtauskunft der Deutschen Bahn lässt sich aus dem Katalog deutscher Zusatzfunktionen für Alexa bereits nachladen. „Alexa, wann fährt der nächste Zug von Düsseldorf nach Hamburg?“, etwa liefert dann schon sehr prompte und brauchbare Antworten. Für mehr, also etwa die gefundene Verbindung als Kalendereintrag ans eigene Konto zu schicken oder gar eine Fahrkarte zu kaufen, reicht es noch nicht.
Insgesamt sind es in Deutschland gerade einmal ein paar Dutzend solcher Zusatzfunktionen – neben der smarten dlink-Steckdose etwa die Fernsteuerung der smarten Hue-LED-Leuchten von Philips oder die Heizungsregelung von Tado aber auch die Option, sich vom Onlineportal Chefkoch.de das Rezept des Tages vorschlagen zu lassen.
Auf dem Umweg über die Skills für die lernfähigen Harmony-Fernbedienungen von Logitech können technisch verspielte Zeitgenossen per Alexa-Befehl sogar den Fernseher einschalten, das Programm wechseln oder den Digitalrekorder steuern. Offiziell nutzbar ist die Koppelung bisher erst für Echo-Anwender mit einem US-Amazon-Konto. Aber mit etwas elektronischem Gefummel lässt sich das auch jetzt schon einrichten. Spätestens wenn Echo offiziell in den Verkauf geht, wird der Logi-Skill auch in der deutschen Alexa-Werkzeugbox zu finden sein.
Bleibt die Frage, ob der rein sprachbasierte Dialog mit der Computer-Intelligenz, den Echo ermöglicht, tatsächlich das Potenzial hat, unseren Umgang mit der Technik zu revolutionieren. Das nämlich ist die Vision von Amazon-Chef Jeff Bezos, der sich bei der Idee, das System zu entwickeln, gleichzeitig von der Vergangenheit und von der Zukunft hat inspirieren lassen. Historisch, weil der Name „Alexa“ an die antike Bibliothek von Alexandria erinnern soll, die zu ihrer Zeit das gesamte damalige Weltwissen verfügbar machen sollte. Im heutigen Internet-Zeitalter soll nun Alexa das Wissen im Web erschließen.
Das sind Amazons nächste Projekte
Unter Amazon Dash versteht der Internetkonzern eine Art Einkaufsliste auf Knopfdruck. Die kleinen Aufkleber mit Taste können die Kunden einfach im Haus an das Waschmittel oder an das Hundefutter kleben - und wenn die Packung leer ist, per Knopfdruck schnell bei Amazon eine neue bestellen. Bisher ist der Service nur für Kunden des Premiumdienstes Amazon Prime in den USA und in Großbritannien erhältlich - für 4,99 US-Dollar je Button.
Mit "Amazon Handmade" macht der Online-Händler Anbietern wie Etsy oder DaWanda Konkurrenz. Auf dem Marktplatz will Amazon Künstler und Bastler versammeln, die individualisierbare Produkte verkaufen: Selbstgeschneiderte Kleider und Taschen, Schmuck, Armbänder, Möbel. Die Plattform befindet sich in den USA noch im Aufbau. Wer dort verkaufen will, kann sich jetzt schon bewerben. Allerdings kostet ein professioneller Verkäufer-Account knapp 40 Dollar im Monat, und Amazon will bei jeder Bestellung zwölf Prozent Provision einstreichen. Bei anderen Plattformen sind diese Konditionen weitaus günstiger für die Verkäufer - allerdings erreichen sie dort wahrscheinlich nicht so viele Kunden. Ob und wann Amazon Handmade auch nach Deutschland kommen soll, ist nicht bekannt.
Über seine Plattform "Amazon Home Service" vernetzt der Online-Händler in den USA Techniker, Handwerker und Trainer mit seinen Kunden in den Großstädten. Wer bei Amazon einen neuen Fernseher kauft, kann also gleich einen Techniker beauftragen, der den Fernseher anschließt und einrichtet. Auch Yoga-Stunden und Gitarren-Lehrer lassen sich über die Plattform buchen. Bis zum Jahresende will Amazons einen Service in 30 amerikanischen Großstädten anbieten.
In der Amazon-Heimatstadt Seattle fährt seit diesem Sommer der "Treasure Truck" - ein Lkw, vollgeladen mit Sonderangeboten. Kunden können die Waren auf dem Truck per App bestellen und direkt liefern lassen - zum Beispiel ein Surfboard für den Preis von 99 Dollar anstatt den üblichen 499 Dollar.
Prime Music ist der Musik-Streamingdienst von Amazon, eine Konkurrenz zu Spotify oder Apple. Wer Mitglied beim Amazon Premiumdienst Prime ist, kann den Service in den USA und auch in Großbritannien ohne Zusatzkosten nutzen. Allerdings verfügt Amazon bisher nur über eine Bibliothek von etwa einer Millionen Songs.
Amazon begnügt sich schon lange nicht mehr, Medien zu verkaufen - der Online-Händler produziert sie mittlerweile auch selbst. Über seinen Streamingdienst zum Beispiel hat Amazon die ersten Folgen der Serie "The Man in the High Castle" veröffentlicht. Darin geht es um die Frage: Wie würde die Welt aussehen, wenn die Nazis den zweiten Weltkrieg gewonnen hätten? Auch einen eigenen Kinofilm mit dem Titel "Elvis & Nixon" produziert Amazon. Was danach kommt? Wahrscheinlich ein eigenes Videospiel. Laut Medienberichten hat Amazon Entwickler von bekannten Spielen wie World of Warcraft oder Halo verpflichtet.
Bis es soweit ist, wird es – das zeigen die ersten Live-Erfahrungen – aber noch deutlich länger dauern, als bis zum Erreichen vom zweiten Ziel des passionierten Star-Trek-Fans Bezos: Einen digitalen Assistenten zu erschaffen, der sich so leicht bedienen lässt, wie der sprachgesteuerte Bord-Computer des Raumschiffs Enterprise. Das leistet Echo schon jetzt.
Ein ganz klein wenig fühle ich mich nämlich tatsächlich schon wie Captain Kirk. In dem Sinne: „Alexa, geh‘ auf Lichtgeschwindigkeit.“