Andreas Gauger Ein deutscher Web-Pionier knöpft sich Amazon vor

Er hat als Schüler angefangen und nie wieder aufgehört Firmen zu gründen. Zwischendurch hat er 1&1 profitabel gemacht. Jetzt hat sich Andreas Gauger Amazon und Co. als Gegner ausgesucht. Was treibt den Web-Pionier?

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Faible für Sternenkrieger: Gründer Gauger im Berliner Büro von Profitbricks. Quelle: Götz Schleser für WirtschaftsWoche

Es ist eng. Sehr eng sogar. Andreas Gaugers Büro ist schon für zwei Arbeitsplätze knapp geschnitten. Doch jetzt stehen gar drei Schreibtische drin, sodass der 47-Jährige kaum zwischen Wandregal und Stühlen zum Fenster kommt.

Warum zum Teufel sitzt der Mann in einem Büro im besseren Schuhschachtelformat? In einem Hinterhof am Berliner Prenzlauer Berg, im zweiten Stock eines alten Gewerbebaus? Einer wie er hätte das doch nicht nötig. Immerhin ist Gauger, der mit 16 Jahren seine erste Softwarefirma gegründet und mit 28 die erste deutsche Suchmaschine ins Netz gehoben hat, einer der Gründungsväter der deutschen Online-Wirtschaft.

Er hat Web-Auftritte für Unternehmen zum Massenprodukt gemacht, hat als Vorstandschef des Online-Dienstleisters 1&1 im United-Internet-Konzern von Ralph Dommermuth Milliarden von Euro umgesetzt und selbst Millionen verdient. Wie sein Ex-Chef ist auch Gauger einer der wenigen auf Dauer erfolgreichen Gründer aus Deutschlands erstem Internet-Boom.

Welche Firmen Internet-Pionier Andreas Gauger gegründet oder geleitet hat.

Denn während viele Helden der New Economy raketengleich nach oben schossen, um rasch am Börsenhimmel zu verglühen, prägt er, der 2008 bei 1&1 ausstieg, das digitale Deutschland bis heute. Im Silicon Valley säße so jemand in einem schicken Loft, managte seine Beteiligungen und träfe sich mit Freunden zum Golfen.

Gauger dagegen hockt in einem winzigen Drei-Personen-Büro. Warum? „Warum nicht“, fragt er breit grinsend und weist mit ausholender Armbewegung um sich herum. „Hier herrscht Start-up-Feeling, bei uns ist’s doch megacool“, sagt er. Das klingt alles andere als aufgesetzt. Im Gegenteil, Gauger macht – wieder einmal – das, was er am liebsten macht: gründen.

Günstiger als Amazon und Google

Und schickt nicht irgendein Unternehmen an den Start. Sondern mit Profitbricks eines, dessen gut 120 Köpfe starke Truppe gerade neu definiert, wie Rechenzentren im Internet betrieben werden – viel günstiger und flexibler als das Giganten wie Amazon, Google und Co. können.

Dafür ist er von Karlsruhe nach Berlin gezogen, hat seinen Ferrari und den BMW Z8 verkauft („die kannst du hier eh nicht wirklich brauchen“) und ist aufs Carsharing umgestiegen. Um gelegentlich aus der Stadt zu kommen, tut’s ein gebrauchter Mittelklasse-SUV. „Juckt mich wirklich mal der Gasfuß, besuche ich Freunde mit einem potenten Zweitwagen“, sagt der rationale Sportmobilist lachend.

So können Sie Ihre Daten online abspeichern
DropboxEiner der bekanntesten Cloud-Speicher-Dienste ist Dropbox. Der US-Anbieter gewährt Nutzern vergleichsweise geringe zwei Gigabyte Gratisspeicher – wer die Dropbox anderen empfiehlt kann den Speicher auf bis zu 16 GB erweitern. Entweder über einen Browser oder über die Applikationen von Dropbox lassen sich Daten hoch- und herunterladen. Installiert man die Software, erscheint sowohl beim Windows- als auch beim Apple-Betriebssystem ein Ordner im Explorer, in dem einfach per kopieren und einfügen Daten in die Cloud und aus ihr herausgeholt werden können. Wer mehr Speicher benötigt, kann bis zu einen Terabyte für 9,99 Euro pro Monat erwerben oder für 99 Euro pro Jahr. Quelle: dpa
Microsoft OneDriveMit einem großen Gratisspeicher lockt Microsoft, das 2015 mit OneDrive den Nachfolger seines Cloud-Speichers SkyDrive präsentierte. 15 Gigabyte winken hier, die auf bis zu 20 Gigabyte erweiterbar sind, indem man etwa neue Kunden wirbt und die automatische Sicherung von Bildern aktiviert. Auch hier können Nutzer entweder über den Browser oder über eine Anwendung auf die Cloud zugreifen. Für 100 GB verlangt Microsoft 70 Cent pro Monat, ein Terabyte ist für günstige sieben Euro monatlich zu haben – inklusive dem Microsoft 365 Office-Paket. Nur die Anbieter Spideroak und Livedrive sind noch günstiger. Quelle: dpa
Spideroak Quelle: Screenshot
Google DriveWie auch Microsoft wartet Google Drive mit 15 Gigabyte Gratisspeicher auf. Neben dem Speicher bietet Google einige zusätzliche Cloud-Dienste wie ein Office-Programm, das mehrere Anwender gemeinsam und parallel bearbeiten können; die Versionskontrolle wird über die Cloud-Software synchronisiert. Wer mehr als die 15 Gigabyte Speicher benötigt, kann für 1,99 Dollar pro Monat 100 GB erwerben, ein Terabyte kostet 9,99 Dollar. Der Speicher ist auf bis zu 30 Terabyte erweiterbar – Kostenpunkt: 299,99 Dollar. Quelle: dpa
Amazon Cloud DriveDas Online-Kaufhaus Amazon bietet mit seinem Dienst „Cloud Drive“ fünf Gigabyte freien Speicherplatz für die ersten zwölf Monate. Bei Amazon erworbene MP3-Dateien werden direkt auf der Online-Festplatte abgelegt. 50 Gigabyte sind ab 20 Euro pro Jahr zu haben, ein Terabyte ab 400 Euro. Quelle: dpa
Apples iCloudApple-Nutzer erhalten fünf Gigabyte Cloud-Speicher gratis. Sofern ein iPhone-Nutzer keine anderen Einstellungen vornimmt, landen sämtliche Fotos, die er mit seinem Smartphone schießt, in der Cloud. Auch auf Kontakt-Daten, Termine und andere Anwendungen greift die Cloud zu. Solange man ausschließlich Apple-Geräte nutzt, ist die Synchronisation einer der Aspekte, mit denen Apple besonders punktet. Speichererweiterungen sind problemlos möglich: 50 Gigabyte sind für 99 Cent pro Monat erhältlich, ein Terabyte kostet 9,99 Euro – und damit das Doppelte des Dropbox-Preises. Quelle: dpa
ADrive Quelle: Screenshot

Hier in der dynamischen Internet-Szene der Hauptstadt tummeln sich viele Stars wie das Cyberkaufhaus Zalando, die Musikplattform SoundCloud oder das Werbenetzwerk Zanox. Sie alle verdienen ihr Geld mit dem Verkauf realer Produkte oder digitaler Dienste. Ganz anders Profitbricks. Der Dienstleister ist dabei, die Technik zu revolutionieren, die all die elektronischen Geschäfte erst ermöglicht.

Die Berliner haben das Modell des Cloud Computing – Kunden kaufen nicht mehr Software, sondern greifen übers Netz auf sie zu und zahlen nur für die Nutzung – auf die Hardware übertragen. Infrastruktur als Dienstleistung nennt sich das, Infrastructure as a Service (IaaS) im IT-Jargon.

Damit können Unternehmen übers Netz konfigurieren, welche Rechenleistung sie wann brauchen. Vorteil: Sie müssen nicht mehr viel Geld in Rechenzentren investieren. „Eigentlich unflexible Hardware wird so flexibel wie Dimmer-gesteuertes Licht aus der Deckenleuchte“, verspricht Gauger.

Angriff auf Amazon, Google und Microsoft

Das ist ein rasant wachsender Markt, der nach Berechnungen der IT-Beratung Gartner 2014 weltweit von 9 auf rund 13 Milliarden Dollar wuchs und im nächsten Jahr bereits knapp 25 Milliarden Dollar schwer sein soll. Noch dominieren die US-Riesen wie Amazon, Google, Microsoft oder auch IBM das IaaS-Geschäft.

Doch Gauger will das ändern. Als Marketingchef bei Profitbricks ist sein Job das Verkaufen. Gemeinsam mit Achim Weiß, seinem Kumpel und Geschäftspartner aus frühen Karlsruher Tagen, hat er die Firma 2010 gegründet. Weiß ist CEO und steckt als Technikchef hinter der neu entwickelten Plattform des Start-ups. Als genialer Informatiker hat er schon bei 1&1 als Vorstand die IT auf Effizienz getrimmt.

Keine Luft für Luxus

„So flexibel, schnell und – vor allem – so kostengünstig wie wir ist im IaaS-Geschäft sonst keiner“, behauptet Gauger keck. Und versprich: „Wir wollen doppelt so schnell sein wie Amazon und nur halb so teuer.“

Vor- und Nachteile des Cloud Computing

Das ist, wohlgemerkt, angesichts der komplexen Preisgestaltung im Cloud Computing erst einmal nur ein Versprechen. Luft für Luxus ist da nicht. Daher haben sich die Online-Revolutionäre im Osten Berlins in einem alten Gewerbebau eingemietet. Vier Stockwerke belegt Profitbricks schon. Am Eingang weist ein handgeschriebener Zettel weiteren Bewerbern den Weg zu den Vorstellungsgesprächen.

Da heißt es zusammenrücken. Auch für die Gründer Gauger und Weiß, die sich ihr winziges Büro mit Strategiechefin Petra-Maria Grohs teilen, einst Top-Managerin bei den Computerherstellern Compaq, Oracle und Sun. Wenn Gauger etwas an seinem Arbeitsplatz stört, dann allenfalls, keinen Platz zu haben für seine zweite Leidenschaft. Er ist passionierter Fan der Kultserien „Star Wars“ und „Star Trek“. Wenn er von seinem Faible erzählt, blitzt der große Junge durch. Mit seinem raspelkurzen Haar, dem verschmitzten Blick und der Dynamik, mit der er Gänge und Treppenhäuser des Hinterhofbaus durcheilt, wirkt der Vater von zwei fast erwachsenen Kindern ohnehin jünger, als er ist.

Mit diesen Typen sollten Sie ein Unternehmen gründen
Gründer und Co-Founder„Nur weil sich zwei Menschen privat, beim Feiern und Kaffee trinken gut verstehen, heißt das noch lange nicht, dass sie auch gut zusammenarbeiten können“, warnt Thorsten Reiter, dessen Buch „Start up – Jetzt! Endlich loslegen und es richtig machen“ gerade im Campus-Verlag erschienen ist. Er rät eher davon ab, im Freundeskreis nach potentiellen Mitgründern zu suchen und empfiehlt statt dessen sich im Kreis derer umzusehen, mit denen man bereits zusammengearbeitet hat. „Jeder Gründer muss den Geschäftspartner finden, der zu ihm passt und der die eigenen Fähigkeiten komplettiert.“ Reiter hat gewisse Charaktere ausgemacht, die in Kernteams vieler erfolgreicher Gründungen vertreten sind... Quelle: dpa
Visionäre, Leader und ProjektmanagerViele Gründer fallen in diese Kategorie, denn sie haben das große Ganze vor Augen und die Fähigkeit, andere für ihre eigenen Ziele zu begeistern. Sie rücken mit dem Holzhammer an, wenn es um die Umsetzung von Strategien geht und haben selten Zeit für Details. Die Teammitglieder bekommen immer wieder Sprüche wie: „Ich weiß nicht wie, aber ich weiß, dass!“ oder „Geht nicht, gibt’s nicht!“ zu hören. Reiter: „Sie sind beinahe idealistisch kompromisslos und profitieren von einem starken Team, das sie herausfordert und ergänzt.“ Quelle: dpa
Techies und EntwicklerWenn sie nicht gerade Minecraft spielen, sind das die Geeks im Team. Sie hacken scheinbar unzusammenhängende Zahlen- und Buchstabenkombinationen in die Matrix hinein und verstehen das Produkt wie niemand sonst. Das Problem ist nur: Sie halten die Vorteile für so eindeutig, dass sie sie nicht vermitteln können. „Ohne sie gäbe es kein Produkt – wären sie ohne Team“, sagt Reiter, „würde es sich nie verkaufen und letztlich als Open-Source-Lösung irgendwo im Netz landen Quelle: dpa
DesignerAuch dieser Charakter lässt sich häufig in Gründungsteams finden. Sie sind die Schöngeister, die Künstler des Teams. Egal ob in digitaler oder analoger Form, ihr Auge für Schönheit macht das Produkt für ein breites Publikum erst interessant und benutzbar. Reiter: „Eine Enge Zusammenarbeit zwischen ihnen und den Entwicklern ist essenziell für jede erfolgreiche Produktinnovation.“ Quelle: dpa
Marketer und Sales-People„Wenn der Preis stimmt, würden sie sogar ihre Großmutter verkaufen“, so das klare Urteil von Thomas Reiter über die Verkaufstalente im Team. Sie bringen das Produkt unter die Leute, verstehen den Markt und die Kundenwünsche. Für den Experten sind diese Kenntnisse in der Gründungsphase unerlässlich – Sales-Personal kann auch später angeheuert werden. Quelle: REUTERS
Buchhalter und Finance-PeopleFrüher oder später braucht jedes Gründungsteam Leute, die sich um die Zahlen kümmern. Auch wenn viele Start-ups diesen Part oft extern auslagern, ist jemand, der die Zahlungsströme versteht laut Reiter im Kernteam „sehr zu empfehlen.“ Manchmal wird die Rolle indirekt von Financiers wie dem Venture Capitalist übernommen, die darüber wachen, dass Einnahmen und Ausgaben ausbalanciert sind oder in der Wachstumsphase zumindest die prognostizierten Ziele erreicht werden. Quelle: dpa Picture-Alliance
Administrator und Office-ManagerDie Leute fürs Detail – sie dürfen in keinem Gründer-Team fehlen. Denn: „Während die Visionäre die langfristige Strategie im Auge haben und Techies sich um die Weiterentwicklung des Produkts kümmern, sollte es jemanden geben, der die täglich anstehenden Aufgaben im Blick hat“, rät Thomas Reiter. Er sagt es ist essentiell, das Tagesgeschäft nicht ständig selbst überwachen zu müssen, sondern sich auf das Wachstum des gesamten Unternehmens konzentrieren zu können. Quelle: AP

Im Januar erst hat er fast ein Wochenende damit verbracht mit seiner Freundin ein Lego-Modell des Star-Wars-Roboters R2-D2 zusammenzubauen. Nicht so ein kleines Set, meint er – gespielt entrüstet –, „sondern ein ganz seltener Bausatz – ungefähr kniehoch und ziemlich kompliziert“. Der ist zu groß fürs Büro. Immerhin hängt an der Wand noch eine riesige Grafik eines Sternenkriegers.

Sieht sich Gauger mit seiner kleinen Mannschaft als Jedi-Ritter gegen die wenn nicht dunklen, so doch unschlagbar scheinenden Mächte im Netz? Den Vergleich findet er doch zu martialisch. Aber zumindest die Größenverhältnisse passten.

Raubbau an sich selbst

Mehr als 1000 Kunden haben die Berliner für ihre virtuellen Maschinen gewonnen, 2014 „einige Millionen Euro“ umgesetzt, bleibt der Seriengründer vage. 2015 soll sich der Umsatz mehr als verdoppeln.

Was Gauger und Weiß da treiben, erinnert an ihr erstes großes Ding. Damals in den Neunzigerjahren legte der Karlsruher mit Freunden von seiner Heimatstadt aus den Grundstein für den wirtschaftlichen Erfolg des Internets in Deutschland.

Zuvor war das Datennetz vor allem ein Kommunikationsmittel für Wissenschaftler. Doch dann machen Gauger, Weiss sowie die Mitgründer Alexander Rösner und Rainer Schlund mit ihrer Firma Schlund+Partner kommerzielle Web-Auftritte zum Massenprodukt. Hosting heißt das Geschäft, bei dem sie in ihrem Rechenzentrum Unternehmen Speicherplatz für deren Internet-Angebote bereitstellen.

Wie die Karrierewege digitaler Talente aussehen

Der zuvor schon finanziell beteiligte Dommermuth übernimmt 2000 das Unternehmen komplett. Statt Kasse zu machen, bleibt der damals 32-jährige Gauger, steigt auf und wird schließlich Chef des Geschäftsbereichs 1&1.

Die Internet-Gründer ergänzen sich in ihren Rollen geradezu perfekt. Dommermuth, so Ex-Mitarbeiter, ist zwar ein großartiger Unternehmer mit feinem Gespür für Geschäftschancen. Doch der Mann für technische Finessen ist er nicht – ebenso wenig wie ein großer Kommunikator. Die Infrastruktur trimmt Weiß auf Effizienz. Gauger übernimmt die Rolle des Motivators. Und verschleißt sich dabei fast. „Ich habe ziemlich Raubbau an meiner Gesundheit betrieben“, sagt er. Inzwischen ernährt er sich anders („möglichst wenig Kohlenhydrate“) und hat sich den angefutterten Stressspeck wieder abtrainiert („13 Kilo in einem Jahr“). „Heute delegiere ich.“

Wie gut er und Dommermuth über Jahre harmonieren – dessen Führungsstil hochrangige Manager bei United Internet „als ziemlich autokratisch“ bezeichnen –, erstaunt viele im Unternehmen. Die Beziehung hält noch heute. Dommermuth ist einer der größten Geldgeber für Profitbricks, United Internet mit 30 Prozent am Unternehmen beteiligt. Gauger umgekehrt hält große Stücke auf den Westerwälder: „Das ist ein grandioser Unternehmertyp. Ich habe enorm viel von ihm gelernt.“

Gründer und Macher

Sich die wichtigen Dinge bei den richtigen Leuten abzuschauen ist gerade für Gauger extrem wichtig. Denn der Seriengründer hat zwar Abitur, aber nie studiert und keinerlei Berufsabschluss. Mit dem Ersparten aus den Softwaregeschäften in der Schulzeit sowie geliehenem Geld von Vater und Großmutter kauft er sich stattdessen bei einem Karlsruher Systemhaus ein, dessen Eigentümer den patenten Programmierer und begabten Verkäufer auf diese Weise an seine Firma bindet. Das Unternehmertum rechnet sich. Aus den 20 000 Mark, die er beim Verkauf des ersten Unternehmens erlöst, werden später Hunderttausende. Als er schließlich an der 1&1-Spitze steht, geht Gaugers Vermögen einschließlich der Beteiligung am Unternehmen in die Euro-Millionen.

„Um erfolgreicher Unternehmer zu werden, brauchst du keinen tollen Abschluss“, sagt Gauger, „sondern Gefühl für Gelegenheiten, die richtige Idee, die zu deinen Begabungen passt, und die Bereitschaft, hart zu arbeiten.“ Und er war bereit zu lernen. „Welche Zahlen wichtig sind, wie du richtig verkaufst oder verhandelst – so was erfährst du nur von Leuten, die das wissen und können.“

Offenbar trifft er einige davon. Denn als er an der Spitze der 1&1 Internet AG steht, entwickelt sich das Unternehmen zu Europas größtem Web-Hoster und zum wichtigsten Geschäftsfeld von Dommermuths Konzern – mit rund einer Milliarde Euro Umsatz und an die 3000 Beschäftigten.

Durchstarten ins Weltall

Doch so erfolgreich das Geschäft läuft – auf Dauer ist Gauger nicht glücklich. Er ist Gründer, Macher, einer, der wissen will, was läuft. Ein Leben im Konzern, „in Hierarchien den Kontakt zum Geschäft verlieren, sich in Meetings aufreiben“ – all das ist ihm ein Graus. Und der Grund, warum er 2008 bei 1&1 aussteigt. „Nicht im Streit“, betont er immer wieder. Aber irgendwann passt es nicht mehr. „Als ich dann auch noch im Vorstand merkte, dass ein Kollege falsches Spiel mit mir treibt, um sich selbst zu schützen, hat das auch nicht geholfen.“

Gauger geht und beginnt wieder mit dem, was er (vielleicht abgesehen vom Basteln von Star-Wars-Modellen) am liebsten tut: gründen.

Gemeinsam mit Dauer-Buddy Weiß und Oliver Lauer, Gründer des Kommunikationsnetzwerks MobileMonday, konzipiert er Androidpit.com – ein Internet-Portal, das Smartphone-Apps für Googles Handybetriebssystem testet und vermarktet. Ums Tagesgeschäft kümmern sich Fabien Röhlinger, den Gauger von früher kennt, und später Philipp Dommermuth, der Sohn des United-Internet-Gründers.

Für vier Jahre verpflichtet

Als die Seite 2009 online geht, gibt es gerade ein Android-Modell in Deutschland. Die Wette geht auf. Heute läuft auf fast neun von zehn neu verkauften Smartphones Googles Software. Das Portal ist mit mehr als rund 17 Millionen Besuchern monatlich sowie fünf Millionen registrierten Nutzern die weltweit erfolgreichste Seite rund um Android-Apps.

Der Umsatz, vor allem aus Werbung und Verkaufsprovisionen, liegt bei etwa drei Millionen Euro im Monat, soll sich im laufenden Jahr mehr als verdoppeln und liefere, so Gauger, „seit ein paar Monaten ein positives Ergebnis“.

Soweit ist Profitbricks, in das Gründer und Investoren schon an die 40 Millionen Euro gesteckt haben, noch nicht. Die Plattform stabil und leistungsstark zu machen „ist teurer geworden und hat länger gedauert als gedacht“, erklärt Gauger. „Unser Ziel ist, erfolgreich zu werden. Wenn das klappt, findet sich auch immer ein Käufer, zu dem wir gut passen.“ Erst einmal aber haben sich die Gründer noch mal für vier Jahre auf Profitbricks verpflichtet. Das Geld reiche bis zum Break-even. Und dann?

Dann wäre der Star-Trek-Fan Anfang 50. Und die ersten privaten Weltraumflüge wären womöglich gerade startbereit.

Würde er einen buchen? Von der Enge im Berliner Hinterhof sozusagen mit der Sternenflotte direkt ins All durchstarten? „Ach, ich warte wohl noch etwas“, sagt er lachend. „Wenn’s schiefgeht, ist es wohl besser, noch nicht drin zu sitzen, und wenn’s funktioniert, wird es sicher schnell billiger.“

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