„Angry Bird“-Erfinder auf der DLD Geschäfte in China vielfach einfacher als in Europa

Am Eröffnungstag der Digitalkonferenz DLD in München stand neben der NSA-Abhöraffäre die Frage nach der Wettbewerbsfähigkeit Europas im Vordergrund.

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Peter Vesterbacka mit einem großes Angry-Birds-Logo auf seinem orangenen Kapuzenpullover redete sich so richtig in Rage Quelle: REUTERS

Zum nunmehr zehnten Mal hat der Burda-Verlag unter Schirmherrschaft von Verleger Hubert Burda gestern seine Digitalkonferenz DLD in München eröffnet. Seit dem Start im Jahre 2005 – damals noch im Hotel Nymphenburg – hat sich die DLD enorm gemausert: Die Tagung gilt längst als wichtigster Treffpunkt rund um Digitalisierung, Startups und Internet in Deutschland.

Mehr als 1000 Teilnehmer – darunter ein großer Anteil internationaler Sprecher und Besucher – pilgern alljährlich in die Münchener Innenstadt. Der verwinkelte Gebäudekomplex des HVB-Forums – ein denkmalgeschütztes Bankgebäude direkt hinter dem Nobelhotel Bayerischer Hof, wo die DLD seit 2006 stattfindet – platzt jedenfalls regelmäßig aus allen Nähten.

Wichtige Themen am Eröffnungs-Sonntag waren diesmal die Wettbewerbsfähigkeit von Europa als Technologiestandort und – vor dem Hintergrund der anhaltenden Enthüllungen der NSA-Schnüffelei wenig verwunderlich – Datenschutz und Privatsphäre. Gleich die erste Gesprächsrunde sorgte dann auch für eine erste interessante Kontroverse.

Dabei stimmte der neue Telekom-Chef Timotheus Höttges einmal mehr eine für den Bonner Riesen so typische Warnung aus: Es drohe eine digitalen Spaltung zwischen Europa und den USA; die alte Welt falle immer mehr zurück. Grund sei die Überregulierung in Europa. So weit, so vorhersehbare – ein ehemaliger Staatsmonopolist, der mit Verweis auf den Wettbewerb mit dem vermeintlich schnelleren und flexibleren Amerika die Fesseln der staatlichen Regulierung abstreifen will.

Völlig gegen diesen Strich bürstete indes Peter Vesterbacka, Gründer von Rovio: „Es gibt keine Entschuldigung dafür, dass nicht das nächste Apple, Google oder Angry Birds aus Europa kommt", so der Erfinder des Spiele-Megasellers „Angry Birds“ eindringlich. Vesterbacka weiß, wovon er redet: Sein Unternehmen Rovio sitzt in Finnland.

Einmal begonnen, redete sich der Mann mit einem großes Angry-Birds-Logo auf seinem orangenen Kapuzenpullover so richtig in Rage: So seien NSA, Prism & Co. doch die beste Marketingkampagne aller Zeiten für Europa gewesen. „Doch was wurde daraus gemacht? Gar nichts“, so Vesterbacka.

Auch im Vergleich mit anderen Weltregionen falle der alte Kontinent zunehmend zurück. In den Augen von Vesterbacka sei es inzwischen „in vielerlei Hinsicht“ einfacher, Geschäfte in China als in Europa zu machen.

Ins gleiche Horn stieß danach Gründer Ijad Madisch, dessen Vortrag eigentlich unter dem Label „Europäische Erfolgsgeschichte“ angekündigt war. Denn der Chef von Research Gate, ein Netzwerk, das Forscher und ihre wissenschaftlichen Arbeiten miteinander verknüpft, musste zur Gründung seines Unternehmens erst nach Amerika gehen – und kam später nach Berlin zurück.

Es gibt also noch viel zu diskutieren an den beiden kommenden DLD-Tagen – und in der Folge noch mehr zu tun, um die Wettbewerbsfähigkeit Europas wieder nach vorne zu bringen.

 

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