Aufstieg der Smartphone-Messenger Skypes große verpasste Chance

Während Smartphone-Messenger mit Chat-, VoIP- und Videofunktionen rasant Anhänger gewannen, schaute das vor allem für den Desktop konzipierte Skype nur zu. Nun verspricht der Microsoft-Dienst Anpassungen. Wahrscheinlich zu spät, um Services wie WhatsApp und Viber in die Quere zu kommen.

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Kaum eine Woche vergeht, ohne dass eine der zahlreichen populären mobilen Messenger-, VoIP- und Video-Apps für Smartphones erreichte Meilensteine oder andere Neuigkeiten von größerer Tragweite bekannt gibt. Ob WhatsApp, Line, WeChat, Viber, Hangouts oder Kik – das Segment boomt und verzeichnet viele hundert Millionen aktive Anwender. Selbst Facebook – freilich mit einer eigenen spezialisierte Chat-App namens Messenger präsent – gerät durch den Aufstieg der von Beginn an für die mobile Nutzung optimierten Applikationen in Bedrängnis. Ein Dienst allerdings hat diese Entwicklung trotz idealer Voraussetzung komplett verschlafen und versucht erst jetzt, verlorenen Boden gut zu machen: Skype.

Skype will in der Cloud synchronisieren

Die am Wochenende von dem zu Microsoft gehörenden VoIP-Pionier angekündigten Veränderungen und Verbesserungen der technischen Architektur und Funktionsweise sind gleichzeitig das Eingeständnis einer über viele Jahre andauernden Unfähigkeit des Unternehmens, wichtige Branchentrends und ein sich wandelndes Anwenderverhalten frühzeitig zu erkennen und davon ausgehend Konsequenzen für das eigene Produkt zu ziehen. Denn dass Skype – wie jetzt bekannt gegeben – Ende 2013 in die Lage versetzt wird, Chats und andere Nutzeraktivitäten cloudgestützt über verschiedene Geräte zu synchronisieren und so beispielsweise Mitteilungen von Nutzern übermitteln zu können, wenn diese mittlerweile wieder offline sind, ist mindestens zwei Jahre zu spät.

Alles fing so gut an

Dabei war die Ausgangslage ideal: Im Frühjahr 2009 veröffentlichte Skype die erste Ausführung seiner iPhone-App. Einige Monate zuvor erblickte bereits ein “Skype Lite”-Client für das damals noch ein Nischendasein fristende Android das Licht der Welt. 2010 erschien dann eine vollwertige Version im Android Market (heute Google Play Store). Noch bevor die in den Folgejahren in Windeseile die Herzen der kommunikationswilligen Smartphone-Besitzer erobernden Apps überhaupt auf der Bildfläche erschienen waren, erlaubte Skype Besitzern von iPhones und Android-Geräten bereits den Austausch per Chatnachricht oder kostenfreien VoIP-Gesprächen – genau die Features, die heute beim Gros der Messenger-Apps im Zentrum stehen.

P2P-Architektur wird zur Schwäche

Doch im Gegensatz zu den seit zwei Jahren explosionsartig wachsenden mobilen Chat-Anwendungen war das 2013 seinen zehnjährigen Geburtstag feiernde Urgestein mit dem weißen S auf hellblauem Grund im Logo nicht für den Einsatz auf Mobiltelefonen oder Tablets entwickelt worden, sondern ein reines Desktop-Produkt. Skypes Peer-to-Peer-Architektur (P2P), die jeden Skype-Client in einen Server verwandelt und dafür sorgt, dass Millionen Anwender miteinander telefonieren oder chatten können, ohne dass das Unternehmen dafür riesige Rechenzentren benötigt, galt lange Zeit als hochinnovativ.

Doch sie brachte auch Beschränkungen mit sich. Denn als Skype-Anwender damit begannen, Skype nicht nur auf dem PC sondern auch auf dem Mobiltelefon zu nutzen, erkannten sie schnell, dass das Kommunizieren nicht so reibungslos und bequem abläuft, wie dies bei WhatsApp und Co der Fall ist. Wer dort eine Chatnachricht versendet, weiß, dass diese Sekunden später bei dem Empfänger ankommt, geroutet über zentrale Server.

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