Trotz des Booms bei den E-Learning-Portalen sollten auch die Nachteile bedacht werden. So ist in jedem Fall eine stabile und breitbandige Internetverbindung nötig. Manchmal erfordern die Antwortzeiten der Server etwas Geduld, wenn besonders viele Lerner gleichzeitig auf die Kurse zugreifen.
Das Lernen funktioniert natürlich nur, wenn der Teilnehmer Disziplin und Durchhaltevermögen von selbst aufbringt. Es ist nun mal kein Kursleiter da, der regelmäßig zum Lernen anhält und kein Banknachbar im Klassenzimmer, dessen Ehrgeiz einen zusätzlich anstachelt.
Nicht zuletzt deshalb bauen viele Anbieter inzwischen Online-Communities auf, bei denen sich die Teilnehmer via Internet gegenseitig unterstützen. Manche Dienste wie EF Englishtown stellen eigene Englischlehrer zur Verfügung, die der Teilnehmer in regelmäßigen Abständen für Einzelunterricht buchen kann. Selbstverständlich virtuell und online.
Datenschützer sehen die Entwicklung durchaus skeptisch. Denn die Privatsphäre beim Lernen könnte gefährdet sein. Vor allem, wenn Unternehmen ihren Mitarbeitern E-Learning-Dienste am Arbeitsplatz spendieren. Unter Umständen könnte dann der Vorgesetzte sehen, wie oft und wie lange der Mitarbeiter den Sprachkurs nutzt und sogar, welche Fortschritte er gemacht hat.
Skeptisch darf man auch sein, wenn die Sprachlern-Portale die didaktische Raffinesse und die Vielfalt der Übungsformen anpreisen. Vielfältige Übungsformen bieten nämlich auch klassische Lernprogramme für den PC, etwa von Anbietern wie Digital Publishing oder Langenscheidt. Und jeder engagierte Kursleiter im vermeintlich altmodischen Präsenzunterricht weiß, wie man Videos, Bilder, Texte, Hörbeispiele und dazu passende Übungen so miteinander kombiniert, dass keine Langeweile aufkommt. So völlig neu ist das didaktische Konzept der Online-Anbieter also nicht.
Videos als Lernmethode
Eine Ausnahme bilden allerdings die Videos. Anbieter wie der Dalango, Lingorilla oder Yabla begnügen sich nicht damit, Videoclips abzuspielen und danach passende Übungen zu präsentieren. Die Übungen werden vielmehr direkt in die Videos integriert. Der Anwender kann dann beispielsweise in einem Video auf ein Wort in den mitlaufenden Untertiteln klicken und sieht sofort die Übersetzung und gegebenenfalls weitere Worterklärungen. Überhaupt scheint sich das Medium Video beim digitalen Sprachunterricht durchzusetzen.
Alle Anbieter bemühen sich, das eher unbeliebte Thema Grammatik in einem freundlichen Licht erscheinen zu lassen. Die Auffassung, dass Sprache lernen nur über langes Wortschatztraining und Grammatik büffeln möglich ist, wird eher in den Hintergrund geschoben. Sprachenlernen soll Spaß machen. Ob das tatsächlich ganz ohne Konjugationstabellen und Vokabelpauken gelingt, muss jeder selbst ausprobieren.
Außerdem ist man ja nicht darauf angewiesen, nur einen einzigen Sprachkurs zu nutzen. In vielen Fällen mag es sinnvoll sein, den Online-Sprachkurs mit zusätzlichen Lernmaterialen zu verbinden. So wie Juliane Belman, die auf dem Heimweg vom Job den Vokabeltrainer im Smartphone startet.
Wenn sie dann abends um sieben an der Isar sitzt und in die Sonne blinzelt, hat sie mindestens zehn neue Vokabeln gelernt.