Beispiel Amazon-Rechnung Vertrackte Tücken bei Cloud-Preismodellen

Saugatuck rechnet anhand einer Amazon-Web-Services-Rechnung vor, weshalb Anwender zu viel bezahlen. Eine 5-Punkte-Checkliste von ISG hilft bei der Kontrolle.

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Ein Mann geht an einem Cloud-Symbol vorbei Quelle: dapd

Es gibt gute Gründe, in reich sortierte Supermärkte, in Bioläden oder auf den Markt zu gehen. Es gibt einen guten Grund für den Einkauf im Discounter: die niedrigen Preise. So ähnlich ist es ja auch mit der klassischen IT und Cloud Computing, wenngleich Verfechter der Wolke vehement auf die anderen Vorzüge dort wie Flexibilität und Skalierbarkeit verweisen.

Aber in der Praxis ist es oft gar nicht so einfach, tatsächlich wie erhofft durch die Cloud-Nutzung zu sparen. Auf die Preis-Tücken in der Wolke weisen aktuell die Analysten der Information Services Group (ISG) und von Saugatuck Technology hin.

Lektionen dank AWS-Rechnung

ISG-Analyst Scott Feuless macht in einem Blog-Eintrag auf fünf Ebenen aufmerksam, die es bei Infrastructure-as-a-Service (IaaS) tunlichst zu beobachten gilt. Charlie Burns von Saugatuck kann sogar mit einem wunderbar konkreten Beispiel aus der Public Cloud aufwarten. Anfang März nämlich veröffentlichte die Community RubyGems.org ihre Februarrechnung bei Amazon Web Services (AWS) via Dropbox. Saugatuck hat diese Rechnung analysiert und geht davon aus, dass Anwender anhand dieses Beispiels einige Lektionen über Cloud Preise lernen können.

Die sehr detaillierte Original-Rechnung in Höhe von 7000 US-Dollar hat Burns in drei respektive vier größere Posten zusammengefasst: 3600 Dollar für Datentransfer, 1000 Dollar für damit zusammenhängende Services an der Cloud-Front - insgesamt also der Löwenanteil von 4600 Dollar für Datentransfer-Gesamtkosten; demgegenüber schlappe 200 Dollar für Data Storage; schließlich 2200 Dollar für die Nutzung virtueller Server.

Datentransfer teurer als Server-Nutzung

"Viele Nutzer von Cloud-Infrastrukturen nehmen fälschlicherweise an, dass die größten Ausgaben für ihre Workload-Prozesse aus der Nutzung virtueller Server resultieren", kommentiert Burns. Die AWS-Rechnung von RubyGems.org illustriere, dass beispielsweise der Datentransfer ebenfalls teuer werden könne. Darauf habe Saugatuck bereits vor vier Jahren hingewiesen. "Preisstrukturen können überraschende Gebühren beinhalten", lautet deshalb eine Faustregel der Analysten.

Das gilt ebenso für Workload-Charakteristiken. Die genannten 2200 Dollar für die Server-Nutzung sind in der Beispielrechnung elastisch abgerechnet, konkret für 672 Stunden in Februar. Burns rechnet's nach: 28 Tage mit 24 Stunden, das macht - genau - 672 Stunden. Der Kunde zahlt im Beispiel faktisch einen Dauerbetrieb nach Stunden. Dafür müsste es nach Saugatuck-Einschätzung bessere Alternativen geben.

Standby-Betrieb billiger auf eigenen virtuellen Servern

"Nur wenige, hochgradig rechenintensive Workloads nehmen Server für bestimmte Perioden zu 100 Prozent in Anspruch", so Burns. "Manche Workloads weisen zwar geringe Rechenanforderungen auf, aber müssen permanent aktiv und erreichbar bleiben, um auf zufällig entstehende Anfragen reagieren zu können."

Dieser Standby-Typus laufe kosteneffektiver als im genannten Beispiel auf eigenen virtuellen Servern. Oder aber, wenn es auch dafür die Cloud sein soll, über Angebote, die sich nicht nach dynamischen Ressourcen richten. AWS etwa biete dafür AWS Reserved Instances, so Burns.

Monitoring unterbleibt zu häufig

Anhand der beiden Auffälligkeiten leitet Saugatuck ab, dass sich allein durch genaues Hinschauen manchmal signifikante Einsparungen realisieren ließen. Das sinnvolle Monitoring der Cloud-Ressourcen unterbleibe aber häufig, weil die Anwender das angesichts der niedrigen Grundpreise in der Wolke nicht für lohnend hielten. Saugatuck beschreibt also ein Verhalten, dass im Discounter gedankenlosen Mitnehmen von Produkten wäre - ohne auf das Preisschild überhaupt noch zu achten, weil es ja bestimmt billiger ist als im Supermarkt.

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