Bestseller-Autor Nicholas Carr "Computer verschärfen die soziale Ungleichheit"

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"Computer und Smartphones eröffnen uns neue, fantastische Welten"

Müssen wir misstrauischer gegenüber neuen Technologien werden?

Menschen sind von Natur aus enthusiastisch im Umgang mit neuen Technologien. Und das ist gut so. Ich bin es auch. Denn Computer und Smartphones eröffnen uns neue, fantastische Welten. Aber wir müssen unseren Enthusiasmus mit mehr Skepsis kombinieren. Computer machen unser Leben nicht immer einfacher, besser und glücklicher. Wenn wir zu enthusiastisch sind, werden wir leicht von der Technologie geblendet. Das öffnet der Manipulation Tür und Tor. Wenn wir uns von Software abhängig machen, machen wir uns auch abhängig von den Unternehmen, die diese Software herstellen. Ich finde die Vorstellung befremdlich, den Algorithmen von Google, Apple und Facebook ausgeliefert zu sein. In vielen Fällen sind Googles Algorithmen nützlich. Aber was ist, wenn wir uns beispielsweise umfassend zu einem Thema informieren wollen, um uns eine eigene Meinung zu bilden? Finden wir dann über Google wirklich alle notwendigen Informationen und Ansichten dazu? Was ich damit sagen will: Computer-Programme spiegeln immer auch die Interessen und Bedürfnisse der Unternehmen wieder, die sie entwickeln. Die Technologie ist nur so gut, wie ihre Programmierer.

Welche Maschinen uns das Leben erleichtern
Sie ist zwar von ihrer Größe her nichts besonderes, dafür soll die Gurkenvollerntemaschine künftig jedes Jahr 40.000 Tonnen Gurken ernten. Am Montag wurde der neue Erntehelfer, der die Kosten für die Gurkenernte drastisch reduzieren soll, im Spreewald vorgestellt. Quelle: dpa
Tunnelbohrmaschine von Herrenknecht Quelle: Pressebild
Antonow AN 225 Quelle: MilborneOne
Roboter vom Typ Titan Quelle: dpa
Bagger 293 Quelle: Elsdorf-blog.de
Emma Maersk Quelle: dpa/picture-alliance
Muldenkipper T282 Quelle: René Engel

Werden wir Computer und Automatisierung in Zukunft weiser nutzen?

Nur dann wenn wir unsere Einstellung ändern. Im Moment stellen wir die Interessen des Computers über diejenigen der Menschen. Wir müssen aber darauf achten, dass wir im Streben, alles effizienter und sicherer zu machen, nicht als Nebeneffekt die menschlichen Talente und Fähigkeiten auslöschen. Derzeit befinden wir uns auf einem Weg, wo wir zu oft sagen: "Lass uns doch auch das noch automatisieren." Das untergräbt die menschlichen Fähigkeiten. Wir sollten uns viel mehr fragen: Was können wir Menschen gut und welche Fähigkeiten sind so wertvoll, dass wir sie erhalten sollten? Erst daraus ergibt sich die Frage: Bei welchen Tätigkeiten ist es sinnvoll, ein System mit Computern aufzubauen, dass uns Menschen unterstützt? Wenn wir Computer in Zukunft klüger einsetzen wollen, müssen wir unsere Denkweise ändern – hin zu einer Automatisierung, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht. 

Sie klingen nicht gerade sehr optimistisch.

Ich bin pessimistisch - aber voller Hoffnung, dass wir uns verändern können.

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