Buch von Piratin Julia Schramm Bekenntnisse einer Internet-Exhibitionistin

“Mein Name ist Julia und lebe im Internet” - mit diesen harmlosen Worten beginnt das erste Buch von Julia Schramm. “Klick mich - Bekenntnisse einer Internet-Exhibitionistin” heißt der provokante Titel, in dem die Beisitzerin im Vorstand der Piratenpartei ihren Lesern versucht zu erklären, wie die Welt der Netzkinder (“Digital Natives”) aussieht.

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Julia Schramm, Enfant terrible unter den Netz-Promis, hat ein Buch mit dem Titel

Dabei wählt sie eine Erzählform, die zwischen Fiktion und Wirklichkeit hin- und herpendelt und dabei doch wie das Tagebuch eines Teenagers klingt. Am Montag ist ihr Buch erschienen, seitdem bricht ein regelrechter Shitstorm der Kritik über ihr Buch und ihre darin vertretenen Meinungen hinein.

Belanglose Beschreibungen
Schon im Vorfeld der Veröffentlichung hatte es Aufschreie in den Medien gegeben, als die 26-jährige Berlinerin laut FAZ 100.000 Euro Vorschuss für ihr Werk kassierte. Darüber wie sehr diese Summe tatsächlich gerechtfertigt war, lässt sich heute streiten.

“Mit Hilfe dieser Pixel rufe ich meine gefilterte Wahrnehmung in die Welt hinein, ohne ein Megaphon ohne einen direkten Empfänger”, so beschreibt die Ich-Erzählerin in “Klick mich” ihre Texte, die sie im Netz veröffentlicht. Und genau so ist die knapp 150 Seiten lange gedruckte Variante. Sie kommt wie ein Blogeintrag daher. An wen sich ihr Buch richtet, oder was sie ihren Lesern eigentlich sagen will, verliert sich in szenischen aber belanglosen Beschreibungen.

Julia Schramm wabert regelrecht durch die Welt der “Digital Natives”, die in ihrer Darstellung voller Klischees ist. “Ich befinde mich auf einer Party der Nerdszene, die mir so vertraut ist”, schreibt sie. Natürlich tragen die Leute da alle bedruckte T-Shirts, schwere Stiefel oder Sneaker und haben lange Haare. Ach ja, Rollenspieler sind auch da. Und es wird gekifft. Die einzigen Menschen, solche Beschreibungen noch mit Begeisterung lesen, haben die Oberstufe noch vor sich. Desweiteren gibt sie seitenlange Chatprotokolle, zwischen Freundinnen oder sexuell anzügliche mit dem großen Unbekannten im Netz.

Von Netzpolitik bis Sexismus
Wenn Julia Schramm in ihrem Buch eines gelingt, dann ein weites Themenspektrum. Hacking, Netzpolitik, Datenschutz und Sexismus - alles kommt aufs Tablet. Mit Schlagworten aus der digitalen Welt wirft sie nur so um sich und lässt kaum eines aus. Dabei bietet Schramm, die kaum zwischen sich selbst und ihrem erzählenden Ich unterscheidet, eine große Angriffsfläche.
So schreibt sie zum Beispiel in dem Kapitel “Mein Tagebuch dürfen alle lesen” folgenden Satz: “Gedanken sind nur so lange frei, solange sie in deinem Kopf sind.” Kurz darauf “Ich lehne den Begriff des geistigen Eigentums ab, er ist ein Kampfbegriff, der die Debatte vergiftet”. Und “Ich wehre mich dagegen, dass unter dem Vorwand, Urheberrecht und geistiges Eigentum schützen zu wollen, die Freiheit des Internets zerstört wird.”

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