Buch von Piratin Julia Schramm Bekenntnisse einer Internet-Exhibitionistin

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Mitten im Shitstorm

Julia Schramm während des Bundesparteitags der Piratenpartei in der Holstenhalle in Neumünster. Quelle: dpa


Was spätestens seit dem saftigen Vorschuss klar ist: Für ihr eigenes Buch scheinen diese Regeln, die sich mit denen der Piratenpartei decken, nicht zu gelten. Verlegt hat sie “Klick mich” bei dem zu Random House gehörenden Verlag Albrecht Knaus Verlag in München. Die gedruckte Version soll 16,99 Euro kosten, das eBook immerhin 13,99 Euro. Am Tag der Buchveröffentlichung geisterte eine Raubkopie durch das Internet, gegen die sich der Verlag mit allen Mitteln wehrte. Der Link zu dem pdf wurde via Twitter und Tumblr verteilt. Die Rechtsabteilung des Verlags nahm Kontakt zum Betreiber des Online-Speicherdienstes auf, bei dem das pdf hinterlegt worden war. Noch am selben Abend bekam jeder, der versuchte den verbreiteten Link zu öffnen, folgende Nachricht: "This file is no longer available due to a takedown request under the Digital Millennium Copyright Act by Julia Schramm Autorin der Verlagsgruppe Random House."

#klickmich
“In der Welt, in der alles relativ ist gibt es nur die Resonanz anderer Menschen”, sagt das Ich in “Klick mich”. Die Resonanz, die Julia Schramm auf ihr neues Buch und dem Umgang im Rahmen der Veröffentlichung bekommt, ist ein wahrer Shitstorm. Tausende Twitterfeeds geben schonungslos wieder, was die Netzgemeinde denkt. “Dieses #klickmich scheint eine einem Verkehrsunfall nicht ganz unähnliche Wirkung zu haben”, heißt es da, oder “Mein Rat: Sofort von allen politischen Ämtern zurücktreten und eine lange politische Auszeit nehmen.#klickmich”.
Die Kritik an Julia Schramms Buch wird in den Beiträgen nicht selten mit der an der Piratenpartei gleich gesetzt. Die Überlegung, ob das Buch sich negativ auf die Piratenpartei auswirken könnte, scheint daher nicht aus der Luft gegriffen. Immerhin hat die Partei nach ihrem rasanten Aufstieg bei den letzten Landtagswahlen heftig um ihre Glaubwürdigkeit zu kämpfen hat.

So oder so, am Ende bleiben mehr Fragen als Antworten. Was wollte die Autorin sagen? Und vor allem wem wollte sie etwas mitteilen? Ist es ein Genre-Buch aller “Generation Golf?”. Eine Geschichte, in der sich alle wiedererkennen sollen, die im Web der 2000er ihre Erfüllung gefunden haben? Oder erlaubt Schramm einfach jenen, die sich die E-Mails noch ausdrucken lassen, tiefe Einblicke in eine fremde Welt? Man darf bezweifeln, dass die Autorin selbst es wusste. Sie hat einfach geschrien, ohne Megafon und ohne direkten Empfänger.

Julia Schramm: "Klick mich - Bekenntnisse einer Internet-Exhibitionistin". Knaus-Verlag, 208 Seiten, 16,99 Euro.

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