Diese Abkühlphase wäre für Unternehmen mit lang haltbaren Produkten unproblematisch. Doch Zynga ähnelt mehr einem Filmstudio, das ständige neue Hits und Aufmerksamkeit produzieren muss. Spiele wie Mafia Wars und Farmville haben jedoch eine begrenzte Lebensdauer. Neue Versionen müssen neue Spieler anlocken und bestehende bei der Stange halten, ein riskanter Balanceakt.
Zumal, wenn gleichzeitig auch noch das Budget gekürzt werden muss. Zudem verlagern sich die Spiele immer mehr vom Desktop und Laptop aufs Smartphone, wo Zynga Nachholbedarf hat. Nicht alle Spiele aus dem Web lassen sich problemlos auf den Handy-Bildschirm holen.
Um in diesem Bereich aufzuholen, hatte Zynga die Spielefirma OMGPOP gekauft, es wurde jedoch eine teure Fehlinvestition. Zynga schnappte sich den Entwickler des Spiels „Draw Something“, bei dem man Bilder erraten muss, im vergangenen Jahr auf dem Höhepunkt von dessen Erfolgsgeschichte. Entsprechend hoch war der Preis mit 180 Millionen Dollar. Doch die Nutzer liefen unter Zynga-Regie davon. Jetzt müssen auch viele OMGPOP-Mitarbeiter gehen.
Die schlechten Nachrichten aus dem Haus Zynga sind nicht die ersten aus der Branche. Etliche Unternehmen straucheln. Im vergangenen Herbst musste bereits das deutsche Unternehmen Bigpoint 120 Stellen streichen. Auch die sind am Übergang auf mobile Endgeräte und unter dem Druck stetig wachsender Konkurrenz gescheitert.
Wie man im Spielemarkt erfolgreich sein kann, demonstriert gerade der europäische Zynga-Konkurrent King.com, der sich immer näher an den US-Marktführer heranschiebt. In nur anderthalb Jahren hat CEO Riccardo Zacconi sein Unternehmen zur Nummer 2 auf Facebook gemacht. Dessen Spiel Candy Crush beispielsweise, hängt bei der täglichen Nutzung derzeit sogar Zyngas Flaggschiff Farmville 2 ab. Der größte Vorteil von King.com ist jedoch, dass das europäische Startup sich auf Spiele konzentriert, die sowohl auf dem Desktop als auch auf dem Smartphone und Tablet funktionieren sowohl vom Design als auch von der Spieldauer. Ein im Web begonnenes Spiel kann auf dem Smartphone oder Tablet fortgeführt werden und umgekehrt. Auch Zynga fokussiert darauf, auf allen Abspielkanälen vertreten zu sein. Außerdem will Konzernchef Pincus die Abhängigkeit von den Simulationsspielen verringern, die ihre Fans vor allem auf Facebook hatten - und jetzt verlieren.