Seitdem ist der Service kein schwieriges Stiefkind mehr, sondern der zentrale Anlaufpunkt für alle Apple-Endgeräte. Die „Seele“ wie ihn Jobs bei seinem letzten Auftritt nannte. Auch Windows-PCs lassen sich einbinden. Im Oktober gestartet, ist iCloud inzwischen das am schnellsten wachsende Angebot von Apple. „Wir haben bereits über 100 Millionen Nutzer gewonnen. Das ist unglaublich“, prahlt Apple-Chef Tim Cook. Das entspräche einer Million Nutzer pro Tag, seit die iCloud im Oktober 2011 an den Start ging.
Geht es nach Cook, ist das erst der Anfang. Im Sommer soll das neue Betriebssystem für den Mac namens Mountain Lion auf den Markt kommen, das laut Apple erstmals rund um iCloud konzipiert wurde. Dadurch würden etwa die Dokumente in der Apple-Bürosoftware iWorks automatisch zur iCloud wandern, wodurch alle anderen Apple-Endgeräte Zugriff auf diese Daten hätten und diese bearbeiten könnten.
Zwar ist die Nutzung von iCloud weiterhin freiwillig. Doch Apple macht Druck. Zum Start von Mountain Lion sollen die Kunden nach ihrem iCloud-Konto gefragt oder gedrängt werden, gleich eines anzulegen.
Das Kalkül ist klar: Je mehr Daten in der iCloud abgelegt werden und je mehr persönliche Geräte angeschlossen sind, umso geringer ist die Gefahr, dass der Kunde zur Konkurrenz wechselt. Mehr noch: Der Dienst ist so angelegt, dass er all seine Vorteile nur dann richtig ausspielt, wenn der Nutzer Apple-Geräte benutzt. Der Kunde ist dann in Apples Ökosystem gefangen.
Die Cloud wie ein lokales Laufwerk anzeigen
Dennoch erwartet IDC-Manager Moussavi-Amin vom Apple-Vorstoß einen neuerlichen Boom: „Die gewohnt einfache Nutzung bei Apple dürfte dazu beitragen, dass beim Endnutzer ein wahrer Hype um die Cloud ausgelöst wird.“
Erzrivale Microsoft, der in den vergangenen Jahren vor allem bei Smartphones und Tablets weit hinter Apple zurückgefallen ist, bläst zur Aufholjagd. Dabei soll Windows 8 helfen, die nächste Version des Betriebssystem-Klassikers, die im Laufe des Jahres auf den Markt kommt. Zentraler Bestandteil von Windows 8 soll der hauseigene Cloud-Speicherdienst Skydrive werden: Microsoft will Skydrive demnach ähnlich wie eine lokales Laufwerk auf dem Rechner direkt in Windows 8 integrieren und im Datei-Explorer anzeigen.