Cloud Was Sie über die Wolke wissen müssen

Welche Dienste gibt es? Sind die Anbieter gut und sicher genug? Was kostet ein verlässlicher Cloud-Dienst? Die WirtschaftsWoche antwortet.

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Die neuesten Trends der CeBit

Welche unterschiedlichen Cloud-Dienste gibt es?

Die Cloud-Dienste für Endkunden beinhalten auf der einen Seite Unterhaltungsangebote, auf der anderen Seite Computerprogramme für Büroanwendungen. Aktuell die bekanntesten Dienste sind Dropbox, Hi Drive oder Cloudsafe. Sie arbeiten wie gigantische Festplatten oder Datenspeicher im Internet. Statt auf dem eigenen Rechner oder Smartphone kann der Nutzer seine Daten dort ablegen und dann von jedem beliebigen internetfähigen Gerät auf sie zugreifen, sei es PC, Tablet-Computer oder Smartphone.

Relativ neu sind Musikangebote aus der Cloud. Anbieter wie Rdio oder Simfy halten dabei die Musiktitel auf ihren eigenen Servern im Internet vor; der Nutzer kann einen Song von dort via Web-Streaming hören, ohne die eigentlichen Daten speichern u müssen. Ähnlich funktionieren Cloud-Video- und TV-Angebote wie Zattoo oder Maxdome.

Zu den Cloud-Unterhaltungsangeboten zählt zudem die ganze Palette der Online-Spiele. Apple mit iCloud und die Deutsche Telekom mit dem Mediencenter haben zudem Cloud-Angebote, die gleich mehrere Dienstleistungen wie etwa Datenspeicher und Cloud-Musik miteinander verknüpfen. Microsoft will auf diesem Feld in seiner Betriebssystem-Neuauflage Windows 8 nachziehen.

Auch Büroanwendungen wandern zunehmend in die Internet-Wolke: So lassen sich Textdokumente, Tabellenkalkulationen oder Präsentationen inzwischen auch auf einfache Weise im Web erstellen, etwa mithilfe von Google Apps oder IBM Docs. Wie bei allen Cloud-Anwendungen ist auch hierbei nur ein Browser notwendig; bei Smartphone oder Tablet-Rechner geschieht der Zugriff auf die Dienste via App.

Welche Vorteile bieten Cloud-Dienste?

Cloud-Dienste bieten mehrere Vorteile gegenüber herkömmlichen Angeboten: Die Festplatte im Internet sorgt dafür, dass Dateien ohne größeren Aufwand mobil werden. Statt wie bisher Daten mit einem USB-Stick oder per E-Mail zu verteilen, greift man einfach mit dem Web-Browser auf die in der Wolke gespeicherten Daten zu.

Mehr noch: Manche Dienste synchronisieren automatisch die Dateien zwischen verschiedenen Geräten, egal, ob PC, Smartphone oder Tablet-Computer. Dadurch entfallen umständliche Kontrollen, ob die unterschiedlichen Versionen der Dateien identisch sind. Auch die spätere Verteilung von Dateien – etwa Bilder in einem Fotoalbum – ist denkbar einfach: Man öffnet einen bestimmten Cloud-Ordner für bestimmte Anwender und verschickt an jene nur noch den Link auf den betreffenden Ordner. E-Mails mit Fotodateien in Megabyte-Größe werden so überflüssig.

Cloud-Dienste haben zudem den großen Vorteil, dass die Computernutzer sich keine Gedanken mehr über die regelmäßige Sicherung ihrer Dateien machen müssen. Das übernimmt der Cloud-Dienstleister, der den entsprechenden Speicherservice bereitstellt.

Private Nutzer profitieren von Cloud-Diensten auch, indem sie die gewünschten Computerprogramme aus dem Internet abrufen können. Das erspart nicht nur, etwa das Textverarbeitungsprogramm auf dem eigenen Rechner zu installieren, hinzu kommt, dass die Software stets auf dem aktuellen Stand ist und nicht ständig mithilfe von Updates aktualisiert werden muss.

Diese übernimmt der Dienstleister. Und der Kunde muss kein teures Softwarepaket kaufen, sondern mietet es gegen einen festen Betrag pro Monat. Das spart Eigenkapital und mögliche Kosten für Wartung, die allerdings meistens nur bei umfänglichen Programmen für Unternehmen anfallen.

Schließlich erlaubt Cloud Computing, dass mehrere Anwender eine Datei, zum Beispiel ein Textdokument oder eine Präsentation, gemeinsam bearbeiten können. Unterschiedliche Nutzer können sich dabei parallel bei einem Dokument einloggen; die Versionskontrolle übernimmt die Cloud-Software.

Wer sind die Cloud-Anbieter? Wie gut sind sie?

Weil Cloud Computing als einer der wichtigsten Zukunftsmärkte innerhalb der IT-Branche überhaupt gilt, gibt es in dem Geschäft inzwischen praktisch die gesamte Anbieterpalette, vom neugegründeten Spezialisten bis hin zum IT-Urgestein und zur klassischen Telefongesellschaft.

Dabei lässt sich ein Trend ausmachen: Während im Segment der Cloud-Unterhaltungsangebote vor allem Newcomer dominieren, drängen die klassischen Anbieter vor allem in den Bereich Speicher- und Office-Lösungen. Insbesondere bei den Cloud-Diensten, die nichts anderes als gigantische Festplatten im Internet darstellen, buhlen praktisch alle Branchengrößen um die Kunden: Apple mit iCloud, Microsoft mit Skydrive, Amazon mit Cloud Drive oder die Deutsche Telekom mit ihrem Mediencenter.

Dem gegenüber stehen diverse Start-ups, allen voran der bereits im Jahr 2007 gegründete Cloud-Speicherdienst Dropbox. Weitere Anbieter sind die US- Rivalen SugarSync und Box sowie deutsche Anbieter wie die Neugründung Cloudsafe aus Hamburg, Smartdrive von Web.de in Karlsruhe oder HiDrive von Strato, einer in Berlin ansässigen Telekom-Tochter.

In der Regel unterscheiden sich die Anbieter bei den Details der allgemeinen Geschäftsbedingungen und den Datenschutzrichtlinien.

Achten sollte man vor allem darauf, dass die Haftungsbegrenzung nicht zu weit gefasst ist und eine Datenweitergabe, etwa an ausländische Behörden, nur im sehr engen Rahmen erfolgen darf. Unterschiede in der Funktionsweise betreffen zum Beispiel Art und Umfang der Datensynchronisierung zwischen verschiedenen Geräten. Wichtig ist, dass Verbraucher bei der Wahl eines Cloud-Dienstes darauf achten, dass der Anbieter alle Geräte unterstützt, die im Einsatz sind. Idealerweise gibt es eigene Apps für den Zugriff per Apple-, Android- und Windows-Smartphone.

Wie sicher sind diese Dienste?

Technisch sind alle Cloud-Dienste sicher. Das heißt: Die Datenkommunikation zwischen lokalem Rechner und dem Internet-Dienst geschieht verschlüsselt, sodass Unbefugte den Verkehr nicht einfach mitschneiden können.

Zudem ist der Zugriff auf einen Cloud-Dienst passwortgeschützt. Weil Hacker-Angriffe dennoch nie auszuschließen sind, sollten Anwender bei der Nutzung von Cloud-Diensten ähnlich verfahren wie bei sozialen Netzwerken, etwa bei Facebook: Ausschließlich in die Cloud sollten grundsätzlich nur Dateien und Informationen, deren Verlust schlimmstenfalls verschmerzbar ist.

„Endkunden sollten nie alle Daten auf einer Internet-Festplatte ablegen, sondern nur jene, auf die sie unterwegs zugreifen wollen“, sagt Steve Janata, Analyst bei der Unternehmensberatung Experton Group. Zudem kann man die auf der Cloud-Festplatte liegenden Dateien mit einem kostenlosen Tool wie etwa TrueCrypt noch einmal zusätzlich verschlüsseln.

Wo werden die Daten gespeichert?
Cloud Computing bedeutet: Dateien werden via Internet vom heimischen Rechner oder Mobiltelefon auf die Großrechner, die Server, des Anbieters übertragen. Abhängig von der Herkunft des Cloud-Anbieters, können die Daten also irgendwo in einem Rechenzentrum auf dem Erdball liegen.

Das allein muss noch kein Problem darstellen, doch ausländischen Unternehmen ist der mögliche Nachteil zumindest in der Selbstdarstellung bewusst. So hat der amerikanische Softwarekonzern Microsoft erst kürzlich verkündet, sein im irischen Dublin beheimatetes europäisches Rechenzentrum weiter ausbauen zu wollen.

Doch selbst bei einem deutschen Anbieter wie etwa der Telekom gilt: Der Datenverkehr im Internet läuft dezentral – auch beim Zugriff auf Server in Deutschland können Dateien einen Umweg übers Ausland nehmen.

Können US-Anbieter ihre Server einfach abschalten?

PC und Wolke auf der Waage Quelle: Illustration: Torsten Wolber

Die Hauptbedenken gegenüber amerikanischen Anbietern speisen sich aus den hiesigen Vorbehalten gegen den sogenannten Patriot Act, das Heimatschutzgesetz. Das besagt, dass US-Unternehmen den amerikanischen Behörden im Verdachtsfall Zugriff auf die Rechenzentren gewähren müssen. Der US-Geheimdienst könnte also die in der Cloud gespeicherten Dateien durchsuchen. Diese Pflicht zur Datenweitergabe gilt auch für Rechenzentren amerikanischer Betreiber außerhalb der USA.

Sind deutsche Cloud-Kunden also auf der sicheren Seite, wenn sie auf amerikanische Anbieter verzichten? Abgesehen von praktischen Erwägungen, dass dies für unzählige Nutzer den Ausstieg aus dem weitverbreiteten System von Apple mit Mac, iPhone und iCloud bedeuten würde: Jedes Unternehmen, das in irgendeiner Form eine Wirtschaftsbeziehung mit den USA unterhält, muss sich dem Patriot Act unterwerfen. Das bedeutet: Auch Unternehmen wie etwa die Deutsche Telekom, die jenseits des Atlantiks unter anderem die Mobilfunktochter T-Mobile USA ihr Eigen nennt, müssten den US-Behörden im Zweifelsfall Datenzugriff gewähren.

Wichtiger ist nach Meinung von Experten daher die Frage der wirtschaftlichen Stabilität eines Cloud-Anbieters. „Was passiert, wenn etwa das erste US-Unternehmen pleitegeht und die Daten dann verloren sind“, sagt Experton-Analyst Janata.

„Ein solcher Fall könnte den etablierten Unternehmen in die Hände spielen.“ Ähnlich argumentiert Wafa Moussavi-Amin vom Marktforschungsunternehmen IDC: „Wichtiges Auswahlkriterium für einen Cloud-Provider ist die finanzielle Stabilität, denn sie gewährleistet, dass das Unternehmen auch in zwei Jahren noch am Markt ist.“

Muss ich da als Endkunde langfristig mitmachen?

Cloud Quelle: dpa

Von heute aus betrachtet, sind Cloud-Dienste eher Zusatzangebote zu bestehenden Softwarelösungen. Die Internet-Festplatte sorgt dafür, dass etwa Foto- oder Musikdateien auf einfache Weise mobil werden und sich leicht zwischen verschiedenen Geräten und unterschiedlichen Nutzern austauschen lassen. In den nächsten Jahren dürften Mischformen zwischen der Cloud und fest installierten Programmen dominieren.

In welche Richtung der Trend geht, ist laut IDC-Analyst Moussavi-Amin jedoch eindeutig: „Der Nutzer eines Tablet-Rechners wie dem iPad achtet schon heute nicht mehr wirklich darauf, wo genau die Daten gespeichert sind, ob in seinem Gerät oder in der Cloud.“ Seine Prophezeiung: Spätestens in einer Dekade sei der klassische Rechner heutiger Prägung verschwunden, dann lägen alle Daten in der Cloud. Das gilt nicht nur für die Speicherung der eigenen Daten, sondern auch für externe Cloud-Dienste: „Irgendwann werden alle Musikanbieter ihre Songs in der Cloud vorhalten, und alle Nutzer werden die Musik von dort beziehen“, sagt Moussavi-Amin.

Doch mitmachen beim langen Marsch in die Internet-Wolke müssen Endkunden bereits viel früher – dafür sorgen insbesondere Apple und Microsoft: Im nächsten Betriebssystem von Apple ist die iCloud vom Start weg aktiviert. Und Microsoft will bei der Installation der neuesten Auflage seines Betriebssystem-Klassikers Windows 8 einen Windows-Live-Account verpflichtend machen – der bedeutet dann das Eingangstor in die Microsoft-Cloud, bei der man dann auch mitmachen muss.

Was passiert, wenn die Internet-Verbindung ausfällt?

Wolke Trichter Quelle: Illustration: Torsten Wolber

Im vergangenen Jahr brachte Google mit der Software Chrome OS gewissermaßen so etwas wie ein Cloud-Betriebssystem auf den Markt: Es handelt sich dabei um eine aufgemotzte Version des eigenen Browsers Chrome. Auf der Internationalen Funkausstellung Anfang September 2011 in Berlin hat Samsung als erster Hersteller ein derartiges Chromebook als Cloud-Computer vorgestellt: Bis auf das Betriebssystem ist auf dem Chromebook keine Software installiert, stattdessen bezieht das Gerät alle Programme und Anwendungen aus der Cloud. Seitdem ist es um Chromebook allerdings still geworden – möglicherweise auch deshalb, weil die Cloud-Laptops von Google ohne Zugang zum Internet kaum zu etwas zu gebrauchen sind.

Weiter ist der Suchmaschinenriese bei seinen Cloud-Diensten, den Google Apps. Seit Ende des vergangenen Jahres bietet Google einige seiner Dienste wie Google Mail, Kalender, Textverarbeitung und Tabellenkalkulation in einer Mischform an – teils als App zum Installieren, teils als reinen Cloud-Service. Der Vorteil: Nutzer können dadurch auch auf ihre Dokumente zugreifen, wenn sie gerade offline sind, also die Internet-Verbindung abgebrochen ist. Sobald das Web wieder verfügbar ist, werden die offline erzeugten Daten mit denen in der Cloud gespeicherten synchronisiert.

Richtige Probleme gibt es, wenn der Cloud-Service ausschließlich und lupenrein wie eine Festplatte im Internet arbeitet: Ohne Internet-Verbindung sind die Daten dann für den Nutzer unerreichbar. Vor dem Hintergrund empfiehlt es sich, zumindest die wichtigsten Dokumente im eigenen Rechner zu behalten und sie später mit den Daten in der Wolke zu synchronisieren.

Solche und andere Probleme, die mit der Verfügbarkeit von funktionierenden Internet-Verbindungen zusammenhängen, werden in Zukunft allerdings irgendwann einmal vielfach wegfallen. „Wenn die vierte Mobilfunkgeneration LTE auf breiter Front eingeführt wird, fallen viele Lücken im Netz weg – das wird Cloud Computing einen zusätzlichen Schub bescheren“, sagt Steve Janata von der Experton Group.

Was kostet mich Cloud Computing?

USA Quelle: AP

Je nach Art und Umfang des Cloud-Dienstes gibt es unterschiedliche Kosten- und Vertragsmodelle. Die meisten Cloud-Festplatten bieten eine bestimmte Speichermenge kostenlos an, zusätzliche Kapazität kostet extra. Beim Marktführer Dropbox erhält man beispielsweise nur zwei Gigabyte für lau; das reicht für 400 Bilder in mittlerer Auflösung.

Weitere 50 Gigabyte kosten 9,90 Dollar im Monat oder 99,99 Dollar im Jahresabo. Bei Microsofts Skydrive und der Telekom-Cloud erhält der Nutzer immerhin 25 Gigabyte kostenlos. Einige der Cloud-Dienste der Deutschen Telekom, etwa die Handysynchronisation, kann man aber nur als Telekom-Kunde nutzen.

Die Telekom-Tochter Strato vermarktet seit Kurzem mit Bild.de einen „Volks-Online-Speicher“: Dabei erhält der Kunde einen Speicherplatz von 500 Gigabyte sowie einen Sieben-Zoll-Tablet-PC als Zugabe für 14,90 Euro im Monat bei einer Vertragslaufzeit von 24 Monaten; die Internet-Verbindung kommt da freilich noch obendrauf. Preislich dazwischen liegen Smartdrive von Web.de, hier gibt es 15 Gigabyte für 60 Euro im Jahr, sowie GMX mit fünf Gigabyte für eine Jahresgebühr von 35,88 Euro.

Werbung für die Cloud von Microsoft Quelle: dpa

Die verschiedenen Musik-Cloud-Dienste wie etwa Simfy, Rdio oder Napster rangieren preislich zwischen 4,99 und 12,95 Euro im Monat. Dafür kann der Nutzer beliebig oft und beliebig lang den Musikfundus abrufen. Meist variiert der Preis auch danach, ob der Zugriff auf die Musik über einen Computer oder zusätzlich auch am Smartphone möglich sein soll. Die Auswahl der verschiedenen Musikkataloge liegt zwischen 5,5 und 16 Millionen Titeln und bietet meist unterschiedliche Schwerpunkte.

Für iTunes-Nutzer ist der Umstieg auf Apples iCloud kostenlos. Der Zusatzdienst iTunes Match, bei dem Apple Kopien der bestehenden Musikbibliothek eines Nutzers automatisch in der Wolke bereitstellt, ohne dass Dateien übertragen werden müssen, kostet 24,99 Euro im Jahr.

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