Cyberkriminalität Spionageattacke auf den IWF

Der Internationale Währungsfonds (IWF) ist Opfer einer ausgeklügelten Cyberattacke geworden. Offenbar hatte es eine Regierung auf ein Computersystem mit sensiblen Finanzdaten abgesehen.

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Logo des Internationalen Währungsfonds in Washington. Die internationale

Der Internationale Währungsfonds (IWF) ist Ziel eines Hacker-Angriffs geworden. Der Fonds habe Ermittlungen eingeleitet, wie es zu der Cyber-Attacke kommen konnte, erklärte ein IWF-Sprecher am Samstag und bestätigte damit entsprechende Medienberichte. Die Arbeit der Organisation sei durch den Hacker-Angriff aber nicht beeinträchtigt. Zuvor hatte die „New York Times“ berichtet, der IWF sei Opfer einer „ausgeklügelten“ Cyberattacke geworden. Demnach erfolgte der Angriff auf das Computersystem, in dem hochvertrauliche Daten über die Finanzsituation verschiedener Länder gespeichert sind, in den vergangenen Monaten. Die Mitarbeiter und der Verwaltungsrat der Einrichtung seien aber erst am vergangenen Mittwoch darüber informiert worden. Über das Ausmaß des Schadens machte der IWF-Sprecher keine Angaben. Ein Sprecher der Weltbank sagte, man habe alle Netzwerk-Verbindungen zur Schwester-Organisation gekappt. Es handle sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme.

Nach einem Bericht von „Bloomberg News“ hätten die Hacker im Auftrag einer bestimmten Regierung gehandelt, wobei E-Mails und weitere Dokumente verloren gegangen seien. Um welche Regierung es sich handle, sei noch unklar.

Das Ausmaß sei noch unbekannt, schrieb auch die „New York Times“. Sie zitierte aber Insider mit den Worten, die Computer-Attacke sei ernst. „Es war ein sehr bedeutender Eingriff“, sagte demnach ein Beamter. Der Zeitung zufolge geht man beim Währungsfonds nicht davon aus, dass der Eingriff mit dem spektakulären Hackerangriff auf das Unternehmen RSA Security vom März zusammenhängt. Die Firma liefert Sicherheitsmechanismen zum Schutz vor unbefugten Zugriffen auf Computersysteme und hat weltweit Tausende von Unternehmen als Kunden. Erst im vergangenen Monat hatten Hacker offenbar mit Hilfe der bei RSA Security gestohlenen Informationen versucht, in das Computersystem des Konzerns Lockheed Martin einzudringen. Lockheed ist der größte US-Hersteller militärischer Ausrüstungen.

FBI untersucht den Fall

Das FBI leitete eine Untersuchung ein. Die Bundespolizei arbeite eng mit dem IWF zusammen, erklärte eine Sprecherin des US-Verteidigungsministeriums. Das FBI selbst lehnte eine Stellungnahme ab. Nach Angaben des Internet-Sicherheitsexperten Tom Kellermann, der auch für den IWF und die Weltbank gearbeitet hat, zielte der Hackerangriff darauf, heimlich eine Software zu installieren, um einem bestimmten Staat Zugang zu Insider-Informationen des IWF über andere Länder zu verschaffen.

Der IWF ist eine Art globale Finanzfeuerwehr und unterstützt hochverschuldete Staaten mit Krediten, wobei das Empfängerland im Gegenzug meist unpopuläre Reformen umsetzen muss. Die Mitarbeiter des IWF erhalten dabei in der Regel Zugang zu sensiblen Wirtschaftsdaten des jeweiligen Landes. In der Organisation sind 187 Mitgliedsstaaten vertreten.

Der IWF befindet sich bereits seit mehreren Wochen in den Schlagzeilen, weil er einen neuen Chef benötigt. Der bisherige Geschäftsführende Direktor Dominique Strauss-Kahn war nach Vorwürfen der versuchten Vergewaltigung eines Hotel-Zimmermädchens zurückgetreten. Auf ihn kommt nun ein Prozess zu. Bis zum 30. Juni soll über die Nachfolge entschieden sein.

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