Digital naiv? Von wegen! Die Finalisten des Digital Champion Awards 2017

Digital naiv? Von wegen! In Deutschland gibt es durchaus Firmen, die den technologischen Wandel als Chance verstehen. Elf von ihnen haben es mit ihren smarten Projekten in die Endrunde des Digital Champions Award 2017 geschafft. Neue Technologienverändern nicht nur die Abläufe in der Fertigung, sondern auch die Beziehung zwischen Unternehmen und ihren Kunden und selbst die internen Prozesse. Die WirtschaftsWoche hat 2016 zusammen mit der Deutschen Telekom den „Digital Champions Award“ ins Leben gerufen. Dieser zeichnet mittelständische Unternehmen aus, die bei der digitalen Revolution auf gutem Wege sind. Elf Unternehmen haben es mit ihren smarten Ansätzen in die letzte Wettbewerbsrunde 2017 geschafft. Die Nominierten im Kurzporträt.

Kategorie: "Digitale Transformation"HaufeDie Wurzeln des Unternehmens liegen in einem juristischen Fachverlag, den Rudolf Haufe bereits 1934 gründete und der später vor allem für seine Loseblattwerke bekannt wurde. Heute erwirtschaftet die Haufe Gruppe mit Sitz in Freiburg im Breisgau 95 Prozent des jährlichen Umsatzes von knapp 300 Millionen Euro mit digitalen Diensten – etwa mit Lexoffice, einer Buchhaltungssoftware für Kleinunternehmen. Den Beschluss, sich dem digitalen Wandel zu stellen, fällte das Unternehmen schon vor 25 Jahren. Seitdem hat es kein einziges Jahr einen operativen Verlust gegeben. Die Zahl der Mitarbeiter stieg seit 1990 von damals 330 auf derzeit 1500. Das Unternehmen zeige eindrücklich, so das Urteil der Jury, dass es auch in Deutschland möglich sei, erfolgreich Software zu entwickeln – und zugleich den Wandel von einem Verlag zu einem Softwareanbieter zu meistern. Quelle: Presse
QiagenWenn es darum geht, Erkenntnisse aus biologischen Proben zu gewinnen, so gilt Qiagen als eine der ersten Adressen weltweit: Das 1984 gegründete Unternehmen bietet Werkzeuge, mit denen sich Proteine aus Blut oder Gewebe reinigen und für die Analyse vorbereiten lassen, und Wissensdatenbanken, um diese Informationen zu interpretieren. Was die Jury vor allem beeindruckte: Die Firma mit ihren 4600 Mitarbeitern weltweit nutzt die Möglichkeiten der modernen Informations- und Kommunikationstechnik. Von Algorithmen im Vertrieb, die frühzeitig die Nachfrage abschätzen, über ein Kundenportal, das die Labore vernetzen soll, bis hin zu den Prozessen, mit dem die im Unternehmen steckenden Talente entdeckt werden können. Für das High-Tech-Unternehmen, so die Jury, sei die digitale Transformation ein kontinuierlicher Prozess. Quelle: dpa
Kategorie "Digitales Kundenerlebnis"DPD350 Millionen Pakete bringt der Deutsche Paketdienst (DPD) jährlich durch Deutschland, etwa ein Drittel davon an private Empfänger. Damit ist das Unternehmen hierzulande der zweitgrößte Paketdienst – und das auch weil es Antworten auf eine der wichtigsten Fragen unserer vernetzten Zeit gefunden hat: Wie kommt eine Sendung zum Kunden, wenn die Zustellung stockt? Mit einer App, die auf Smartphones und Tablets ebenso läuft wie auf der Apple-Watch, lässt sich seit November 2016 die DPD-Lieferung verfolgen und steuern: Kunden können nachsehen oder sich mit einer Mitteilung informieren lassen, wo das Paket, das sie erwarten, gerade steckt. Auf eine Stunde genau wird die Zustellung prognostiziert. Passt einem der Liefertermin nicht, kann man einen anderen Zeitpunkt oder auch einen anderen Ort wählen. Nach Ansicht der Jury mache diese App das Leben leichter und ist selbsterklärend. Quelle: Presse
MaderSeit mehr als 80 Jahren versorgt Mader aus der Nähe von Stuttgart Kunden - etwa in der Autoindustrie - mit Druckluft. Dabei legt das Unternehmen viel Wert darauf, ihnen nicht nur ein Produkt zu verkaufen, sondern sie auch mit einer Vielzahl an Dienstleistungen: von der Planung, Wartung und Reparatur von Druckluftsystemen bis hin zur Beratung, wie sich die Energieeffizienz erhöhen lässt. Zu diesem Rund-um-Programm gehört auch eine App, die die Jury beeindruckt hat. Sie erlaubt es, in Systemen Löcher zu erfassen, durch die Druckluft entweicht. Schätzungen zufolge geht so in Deutschland etwa ein Drittel der Druckluft verloren. Mader weist bei der Ortung eines solchen Lochs jedem Leck eine ID zu, alle Messwerte und Reparaturkomponenten werden digital erfasst. Sowohl die wirtschaftlichen als auch die ökologischen Folgen lassen sich so abschätzen. Der Techniker kann dort als erstes anrücken, wo es am dringendsten ist. Über ein Online-Portal können Kunden zudem Auswertungen erstellen, etwas für Energiemanagement. Nach Ansicht der Jury ist die App ein hervorragendes Beispiel, dass die Digitalisierung alle Branchen erfassen kann und erfassen wird – und jeder daraus einen Vorteil zieht. Quelle: Presse
Roedl & PartnerWirtschaftsprüfer Rödl & Partner bietet seit 1977 einen Dienst an, der auf Vertrauen baut. Sensible Daten über unverschlüsselte E-Mails oder Dropbox auszutauschen, ist nicht drin. Deshalb hat die Nürnberger Kanzlei im Juni 2016 eine Plattform für ihre Mandanten gebaut, auf der die Daten zwar gut geschützt sind, die sich aber trotzdem einfach und auch von unterwegs bedienen lässt. Kunden können auch per Smartphone darauf zugreifen, mit einer internen E-Learning-Plattform und einem eigenen WhatsApp-Kanal erleichtert die Kanzlei zudem auf digitalem Wege die Arbeit ihrer Kunden.. Quelle: Presse
Kategorie "Digitale Produkte und Dienstleistungen"DataphoneDataphone entwickelt Soft- und Hardwarelösungen für Lagerlogistik, Transport und Handel. Das 1985 gegründete Unternehmen hat, um die Effizienz zu steigern, etwa ein System entwickelt, das in Lagern zum Einsatz kommt – und dort die Bearbeitungszeit von Aufträgen um 50 Prozent und die Fehlerquote sogar um 90 Prozent gesenkt hat. Die Eingangsabwicklung, Überwachung und Steuerung von Waren sowie die Kontrolle von Verladung und Versand wurden dazu automatisiert. Analysen lassen sich bis zur Ebene einzelner Artikel erstellen und auf den unterschiedlichsten Geräten ansehen: Tablets, Industrierobotern oder Smart Glasses. Auch gibt es Schnittstellen zu Planungswerkzeugen wie SAP. Das hat der Jury imponiert: Dataphone zeige, dass sich auch ein kleiner Mittelständler mit 73 Mitarbeitern im hart umkämpften Logistikmarkt dank kluger Ideen behaupten kann. Der Schlüssel zur Wettbewerbsfähigkeit ist die Digitalisierung. Quelle: Dataphone AG
Endress & Hauser MessetechnikEndress und Hauser Messtechnik bietet Messgeräte, Dienstleistungen und Lösungen an, mit denen beispielsweise Autobauer Durchflussmengen, Füllstände, Druck und Temperatur messen sowie digital verarbeiten können. Hierzu hat das 1953 gegründete und mittlerweile 12.000 Mitarbeiter zählende Unternehmen aus Weil am Rhein unter anderem einen sogenannten Memosens-Sensor entwickelt, mit denen sich PH-Werte messen lassen. Der Sensor kann die Daten direkt an einen Computer weiterleiten. Wichtig ist das unter anderem in Kläranlagen, aber auch in der Autoindustrie, wo etwa das saure Abwasser aus den Vorbehandlungsanlagen der Lackiererei neutralisiert werden muss. Memosens verbindet die Welt des Digitalen mit der Welt der Physik. Das Produkt zeige, wie durch innovative Sensortechnologie, digitale Produkte geschaffen und die Umwelt geschützt werden kann. Quelle: Presse
RastalWer schon einmal in einem Restaurant gegessen hat, der hat wahrscheinlich auch aus einem Glas von Rastal getrunken. Das 1919 gegründete Familienunternehmen beschäftigt heute rund 420 Mitarbeiter und stellt mit gängigen Markennamen bedruckte Biertulpen, Schnapsgläser und Cola-Becher her. 120 Millionen Gläser sind es jedes Jahr. Mit Smartglass bringt Rastal die Digitalisierung nun in die Kneipe. Ein Chip im Glas erfasst, wie schnell die Gäste trinken und übermittelt die Daten an einen Server, der sie auswertet. So kann ein Gastronomieunternehmen beispielsweise automatisch neue Getränke beim Lieferanten ordern. Die Jury sieht Smartglass als Innovation, die die Branche verändern kann. Quelle: Presse
Kategorie "Digitale Prozesse und Organisation"KayserDie Kayser GmbH liefert vom Schraubendreher bis zum fertig ausgestatteten Baucontainer alles, was Bauunternehmen und Behörden für ihre Arbeit brauchen. Insgesamt hat das mehr als 40 Jahre alte Unternehmen aus Plaidt in der Eifel 150.000 Artikel im Sortiment. Nun nimmt es sich ein Problem vor, dass dessen Kunden regelmäßig quält - Gerätschaften wie Krananlagen, Leitern und Regale zu überprüfen. Der Staat schreibt hier wiederkehrende Sicherheitschecks vor, um das Risiko von Unfällen zu reduzieren. Kayser hat dazu  KayTAG entwickelt, ein System, dass diese Detailarbeiten fast vollständig digitalisiert und automatisiert. Mittels Transponder, miniaturisierten Sensoren und RFID-Kabelbindern muss kaum noch jemand Hand anlegen. Das beeindruckte die Jury: KayTAG digitalisiere einen in der Praxis unbeliebten und mühsamen Prozess. Quelle: Presse
L&DL&D, 1974 in Bonn gegründet, gehört zu den acht größten Business-Caterern in Deutschland. Namhafte Unternehmen, aber auch Bundesministerien lassen ihre Mitarbeiter bei Konferenzen und in Mitarbeiterrestaurants von L&D verpflegen. Täglich bewirtet das Unternehmen rund 35.000 Menschen. In den vergangenen Jahren hat es sich digital transformiert, eine moderne IT-Infrastruktur aufgebaut und Prozesse automatisiert. Sogar mit der Analyse von Big-Data hat das Unternehmen begonnen. Die Jury zeigte sich beeindruckt davon, wie digital sich das Unternehmen in einer sehr undigitalen Branche aufstellt. Quelle: Presse
TAKKTDer Stuttgarter TAKKT-Konzern besteht heute aus einer ganzen Reihe von Versandhändlern für Geschäftsausstattung. Diese nutzen klassische Kataloge, Onlineportale und den Direktvertrieb via Telefon oder Außendienst, um Palettenhubwagen, Aktenschränke und Großküchenausstattung an Unternehmen zu verkaufen. Um sich digital zu transformieren, hat TAKKT die gesamte Konzernorganisation umgebaut und neue Prozesse eingeführt. Die Jury war beeindruckt davon, wie das Unternehmen dafür nicht nur einzelne Prozesse, sondern seine gesamte Struktur neu organisiert hat. Quelle: Presse
Preisträger Sonderpreis "Digitalisierungsmacher"Jörg Mittelsten ScheidIn jedem Jahr wird mit dem Sonderpreis „Digitalisierungsmacher“ eine besondere Persönlichkeit ausgezeichnet. Auf die Bitte seines Onkels trat Jörg Mittelsten Scheid als Urenkel des Firmengründers in das Wuppertaler Unternehmen Vorwerk ein. Das war in den Sechzigern. Fortan hat der Mann, der eigentlich Jura-Professor werden wollte, das Familienunternehmen geprägt und dafür gesorgt, dass es sich ständig neu erfindet. Allein der Thermomix, der bei Kunden inzwischen eine ähnliche Begeisterung auslöst wie sonst nur die Gadgets von Apple, zeigt, wie der digitale Wandel bei Vorwerk gelingt: In den Achtzigern gab es dazu noch ein passendes Kochbuch, heute lassen sich die Rezepte per App auf die Maschine spielen, die praktischerweise auch die Einkaufsliste aktualisiert. Eine Übersicht über den Preis und die Jury gibt es hier. Quelle: Presse
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