DLD-Gründerin Stephanie Czerny „Die intelligenten Programmierer sollen alle nach Deutschland kommen“

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Was Deutschland von anderen Ländern lernen kann

Welches Land in Europa ist der Vorreiter in Sachen Digitalisierung?

In Lettland und in den baltischen Staaten gibt es schon digitales Wählen und digitale Parlamente. Aber der Wakeup-Call ist angekommen. Günther Oettinger, EU-Kommissar für Haushalt und Personal und ehemals für Digitale Gesellschaft und Wirtschaft, oder Andrus Ansip, EU-Kommissar für den digitalen Binnenmarkt, betonen häufig genug: „Es gibt viel zu tun.“

Was können wir uns von diesen Ländern abschauen?

Sicherlich das Schulsystem. Die Länder sind im Umgang mit Medien in der Schule schon viel weiter als wir. Sie haben ein Unterrichtsfach „Medienkompetenz“, ganz nach dem Motto: „Nur was man kennt, kann man verstehen und beherrschen.“ Das ist genau der richtige Ansatz.

Aber das können wir mit unserem föderalen System erst mal nicht so leicht ändern.

Deswegen dürfen wir die Hoffnung nicht aufgeben.

Hoffnung hatten Sie auch bei einem anderen Thema: Lange war es eines Ihrer Ziele, mehr Frauen für die digitale Welt zu begeistern. Es gab sogar zeitweise eine DLDwomen. Warum haben Sie die aufgegeben?

Ich habe die DLDwomen aufgegeben, weil ich nicht wollte, dass Frauen mit allen Mitteln in die Männerwelt  drängen. Man muss die Ziele hin zu mehr Vielfalt gemeinsam formulieren und anpacken. Es gibt viele Frauen, die daran interessiert waren. Aber jetzt sind wir auf dem Stand, dass wir gemeinsam mit den Männern den Weg dahin gehen wollen.

Was hat bei Ihnen diese Kehrtwende ausgelöst?

Es gab keine Kehrtwende. Das war von Anfang an so geplant, dass die Konferenz speziell für Frauen nur ein paar Male stattfindet. Ich wollte erst einmal die Aufmerksamkeit auf das Thema lenken und die Tech-interessierten Frauen erreichen.

Sie sind die Pionierin des Geschäfts mit den Tech-Konferenzen in Europa. Was ist der größte Unterschied, seit Sie mit der ersten DLD loslegten?

2005 gab es noch kein Twitter. Wir waren auf einer Digitalkonferenz, während die meisten noch gar nicht wussten, was „wireless“ ist. Wir haben damals schon gesehen, da entsteht etwas und wir müssen darüber sprechen. Heute sind die sozialen Medien überall. Wir warten nun alle auf das nächste große Ding. Wir sind auch stolz darauf, die damals noch unbekannten Leute auf die Bühne zu holen.

Sie hatten Zuckerberg als ersten in Deutschland oder Travis Kalanick von Uber. Wer ist der nächste aufkommende Tech-Durchstarter?

Das weiß man vorher immer nicht so genau.

Haben Sie denn eine Vermutung? Steht er 2017 auch bei Ihnen auf der Bühne?

Der KI-Forscher Demis Hassabis ist einer der spannendsten Menschen, die ich im vergangenen Jahr getroffen habe. Oder Michele Mosca von der University of Waterloo forscht im Bereich der Quantenphysik. Es wird interessant sein zu hören, welche Produkte es mit „Quantum Computing“ geben könnte. Leute, die in ein paar Jahren bekannter sind, sind sicherlich diejenigen, die „out of the box“ denken.

Sollten wir nicht lieber aufhören, die Vertreter aus dem Valley wie Superstars zu behandeln und unsere eigene Start-up-Szene feiern?

Unbedingt. Was aus dem Silicon Valley kommt, ist interessant, aber es wird auch mit viel Geld finanziert. Und vieles, was in den USA entsteht, schwappt nach ein paar Jahren zu uns hierüber nach Deutschland. Aus dem Grund sollten wir die hiesige Venture Capital (VC)- und Start-up-Szene unterstützen. Das tun wir auch: Wir haben Redner wie Peter Schwarzenbauer von BMW, den Unternehmer Oliver Samwer, Tom Enders von Airbus, Carsten Spohr von der Lufthansa.

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